Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Lemur. Solo.
Wer hat den Saal so schlecht versorgt?
Wo blieben Tisch und Stühle?
Lemuren. Chor.
Es war auf kurze Zeit geborgt;
Der Gläubiger sind so viele.
Mephistopheles.
Der Körper liegt und will der Geist entfliehn,
Ich zeig' ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; -
Doch leider hat man jetzt so viele Mittel
Dem Teufel Seelen zu entziehn.
Auf altem Wege stößt man an,
Auf neuem sind wir nicht empfohlen;
Sonst hätt' ich es allein gethan,
Jetzt muß ich Helfershelfer holen.

Uns geht's in allen Dingen schlecht!
Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht,
Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.
Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus,
Ich paßt' ihr auf und, wie die schnellste Maus,
Schnapps! hielt' ich sie in fest verschloss'nen Klauen.
Nun zaudert sie und will den düstern Ort,
Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;
Die Elemente die sich hassen,
Die treiben sie am Ende schmählich fort.
Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage,
Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage;
Lemur. Solo.
Wer hat den Saal so schlecht versorgt?
Wo blieben Tisch und Stühle?
Lemuren. Chor.
Es war auf kurze Zeit geborgt;
Der Gläubiger sind so viele.
Mephistopheles.
Der Körper liegt und will der Geist entfliehn,
Ich zeig’ ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; –
Doch leider hat man jetzt so viele Mittel
Dem Teufel Seelen zu entziehn.
Auf altem Wege stößt man an,
Auf neuem sind wir nicht empfohlen;
Sonst hätt’ ich es allein gethan,
Jetzt muß ich Helfershelfer holen.

Uns geht’s in allen Dingen schlecht!
Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht,
Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.
Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus,
Ich paßt’ ihr auf und, wie die schnellste Maus,
Schnapps! hielt’ ich sie in fest verschloss’nen Klauen.
Nun zaudert sie und will den düstern Ort,
Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;
Die Elemente die sich hassen,
Die treiben sie am Ende schmählich fort.
Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage,
Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <pb facs="#f0335" n="323"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Lemur.</hi> </speaker>
            <stage>Solo.</stage><lb/>
            <lg type="poem">
              <l rendition="#et">Wer hat den Saal so schlecht versorgt?</l><lb/>
              <l rendition="#et">Wo blieben Tisch und Stühle?</l><lb/>
            </lg>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Lemuren.</hi> </speaker>
            <stage>Chor.</stage><lb/>
            <lg type="poem">
              <l rendition="#et">Es war auf kurze Zeit geborgt;</l><lb/>
              <l rendition="#et">Der Gläubiger sind so viele.</l><lb/>
            </lg>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Der Körper liegt und will der Geist entfliehn,<lb/>
Ich zeig&#x2019; ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; &#x2013;<lb/>
Doch leider hat man jetzt so viele Mittel<lb/>
Dem Teufel Seelen zu entziehn.<lb/>
Auf altem Wege stößt man an,<lb/>
Auf neuem sind wir nicht empfohlen;<lb/>
Sonst hätt&#x2019; ich es allein gethan,<lb/>
Jetzt muß ich Helfershelfer holen.<lb/></p><lb/>
            <p>Uns geht&#x2019;s in allen Dingen schlecht!<lb/>
Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht,<lb/>
Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.<lb/>
Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus,<lb/>
Ich paßt&#x2019; ihr auf und, wie die schnellste Maus,<lb/>
Schnapps! hielt&#x2019; ich sie in fest verschloss&#x2019;nen Klauen.<lb/>
Nun zaudert sie und will den düstern Ort,<lb/>
Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;<lb/>
Die Elemente die sich hassen,<lb/>
Die treiben sie am Ende schmählich fort.<lb/>
Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage,<lb/><hi rendition="#g">Wann? wie?</hi> und <hi rendition="#g">wo?</hi> das ist die leidige Frage;<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0335] Lemur. Solo. Wer hat den Saal so schlecht versorgt? Wo blieben Tisch und Stühle? Lemuren. Chor. Es war auf kurze Zeit geborgt; Der Gläubiger sind so viele. Mephistopheles. Der Körper liegt und will der Geist entfliehn, Ich zeig’ ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; – Doch leider hat man jetzt so viele Mittel Dem Teufel Seelen zu entziehn. Auf altem Wege stößt man an, Auf neuem sind wir nicht empfohlen; Sonst hätt’ ich es allein gethan, Jetzt muß ich Helfershelfer holen. Uns geht’s in allen Dingen schlecht! Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht, Man kann auf gar nichts mehr vertrauen. Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus, Ich paßt’ ihr auf und, wie die schnellste Maus, Schnapps! hielt’ ich sie in fest verschloss’nen Klauen. Nun zaudert sie und will den düstern Ort, Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen; Die Elemente die sich hassen, Die treiben sie am Ende schmählich fort. Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage, Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/335
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/335>, abgerufen am 20.04.2024.