Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Fragment.
So tausendfach
Aus Einem Puncte zu curiren,
Und wenn ihr halbweg ehrbar thut,
Dann habt ihr sie all' unter'm Hut.
Ein Titel muß sie erst vertraulich machen,
Daß eure Kunst viel Künste übersteigt,
Zum Willkomm' tappt ihr dann nach allen
Siebensachen,
Um die ein andrer viele Jahre streicht,
Versteht das Pülslein wohl zu drücken,
Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken,
Wohl um die schlanke Hüfte frey,
Zu seh'n, wie fest geschnürt sie sey.
Schüler.
Das sieht schon besser aus! Man sieht doch
wo und wie.
Mephistopheles.
Grau, theurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.

C 2
Ein Fragment.
So tauſendfach
Aus Einem Puncte zu curiren,
Und wenn ihr halbweg ehrbar thut,
Dann habt ihr ſie all’ unter’m Hut.
Ein Titel muß ſie erſt vertraulich machen,
Daß eure Kunſt viel Künſte überſteigt,
Zum Willkomm’ tappt ihr dann nach allen
Siebenſachen,
Um die ein andrer viele Jahre ſtreicht,
Verſteht das Pülslein wohl zu drücken,
Und faſſet ſie, mit feurig ſchlauen Blicken,
Wohl um die ſchlanke Hüfte frey,
Zu ſeh’n, wie feſt geſchnürt ſie ſey.
Schüler.
Das ſieht ſchon beſſer aus! Man ſieht doch
wo und wie.
Mephiſtopheles.
Grau, theurer Freund, iſt alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.

C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MEP">
            <p><pb facs="#f0045" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Fragment</hi>.</fw><lb/>
So tau&#x017F;endfach<lb/>
Aus Einem Puncte zu curiren,<lb/>
Und wenn ihr halbweg ehrbar thut,<lb/>
Dann habt ihr &#x017F;ie all&#x2019; unter&#x2019;m Hut.<lb/>
Ein Titel muß &#x017F;ie er&#x017F;t vertraulich machen,<lb/>
Daß eure Kun&#x017F;t viel Kün&#x017F;te über&#x017F;teigt,<lb/>
Zum Willkomm&#x2019; tappt ihr dann nach allen<lb/>
Sieben&#x017F;achen,<lb/>
Um die ein andrer viele Jahre &#x017F;treicht,<lb/>
Ver&#x017F;teht das Pülslein wohl zu drücken,<lb/>
Und fa&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie, mit feurig &#x017F;chlauen Blicken,<lb/>
Wohl um die &#x017F;chlanke Hüfte frey,<lb/>
Zu &#x017F;eh&#x2019;n, wie fe&#x017F;t ge&#x017F;chnürt &#x017F;ie &#x017F;ey.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCHUE">
            <speaker><hi rendition="#g">Schüler</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Das &#x017F;ieht &#x017F;chon be&#x017F;&#x017F;er aus! Man &#x017F;ieht doch<lb/>
wo und wie.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Grau, theurer Freund, i&#x017F;t alle Theorie,<lb/>
Und grün des Lebens goldner Baum.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0045] Ein Fragment. So tauſendfach Aus Einem Puncte zu curiren, Und wenn ihr halbweg ehrbar thut, Dann habt ihr ſie all’ unter’m Hut. Ein Titel muß ſie erſt vertraulich machen, Daß eure Kunſt viel Künſte überſteigt, Zum Willkomm’ tappt ihr dann nach allen Siebenſachen, Um die ein andrer viele Jahre ſtreicht, Verſteht das Pülslein wohl zu drücken, Und faſſet ſie, mit feurig ſchlauen Blicken, Wohl um die ſchlanke Hüfte frey, Zu ſeh’n, wie feſt geſchnürt ſie ſey. Schüler. Das ſieht ſchon beſſer aus! Man ſieht doch wo und wie. Mephiſtopheles. Grau, theurer Freund, iſt alle Theorie, Und grün des Lebens goldner Baum. C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/45
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/45>, abgerufen am 24.04.2024.