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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Ein Schauspiel.
Pylades.
O süße Stimme! Vielwillkommner Ton
Der Muttersprach' in einem fremden Lande!
Des väterlichen Hafens blaue Berge
Seh' ich Gefangner neu willkommen wieder
Vor meinen Augen. Laß dir diese Freude
Versichern, daß auch ich ein Grieche bin!
Vergessen hab' ich einen Augenblick,
Wie sehr ich dein bedarf, und meinen Geist
Der herrlichen Erscheinung zugewendet.
O sage, wenn dir ein Verhängniß nicht
Die Lippe schließt, aus welchem unsrer Stämme
Du deine göttergleiche Herkunft zählst.
Iphigenie.
Die Priesterinn, von ihrer Göttinn selbst
Gewählet und geheiligt, spricht mit dir.
Das laß dir g'nügen; sage, wer du seyst
Und welch unselig-waltendes Geschick
Mit dem Gefährten dich hierher gebracht.
D
Ein Schauſpiel.
Pylades.
O ſüße Stimme! Vielwillkommner Ton
Der Mutterſprach’ in einem fremden Lande!
Des väterlichen Hafens blaue Berge
Seh’ ich Gefangner neu willkommen wieder
Vor meinen Augen. Laß dir dieſe Freude
Verſichern, daß auch ich ein Grieche bin!
Vergeſſen hab’ ich einen Augenblick,
Wie ſehr ich dein bedarf, und meinen Geiſt
Der herrlichen Erſcheinung zugewendet.
O ſage, wenn dir ein Verhängniß nicht
Die Lippe ſchließt, aus welchem unſrer Stämme
Du deine göttergleiche Herkunft zählſt.
Iphigenie.
Die Prieſterinn, von ihrer Göttinn ſelbſt
Gewählet und geheiligt, ſpricht mit dir.
Das laß dir g’nügen; ſage, wer du ſeyſt
Und welch unſelig-waltendes Geſchick
Mit dem Gefährten dich hierher gebracht.
D
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[49/0058] Ein Schauſpiel. Pylades. O ſüße Stimme! Vielwillkommner Ton Der Mutterſprach’ in einem fremden Lande! Des väterlichen Hafens blaue Berge Seh’ ich Gefangner neu willkommen wieder Vor meinen Augen. Laß dir dieſe Freude Verſichern, daß auch ich ein Grieche bin! Vergeſſen hab’ ich einen Augenblick, Wie ſehr ich dein bedarf, und meinen Geiſt Der herrlichen Erſcheinung zugewendet. O ſage, wenn dir ein Verhängniß nicht Die Lippe ſchließt, aus welchem unſrer Stämme Du deine göttergleiche Herkunft zählſt. Iphigenie. Die Prieſterinn, von ihrer Göttinn ſelbſt Gewählet und geheiligt, ſpricht mit dir. Das laß dir g’nügen; ſage, wer du ſeyſt Und welch unſelig-waltendes Geſchick Mit dem Gefährten dich hierher gebracht. D

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/58>, abgerufen am 25.04.2024.