Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Capitel.

Jeder, der, mit lebhaften Kräften, vor un¬
sern Augen, eine Absicht zu erreichen strebt,
kann, wir mögen seinen Zweck loben oder
tadeln, sich unsre Theilnahme versprechen;
sobald über die Sache entschieden ist, wen¬
den wir unser Auge sogleich von ihm weg;
alles was geendigt, was abgethan da liegt,
kann unsre Aufmerksamkeit keineswegs fes¬
seln, besonders wenn wir schon frühe der Un¬
ternehmung einen übeln Ausgang prophe¬
zeiht haben.

Deswegen sollen unsre Leser nicht um¬
ständlich mit dem Jammer und der Noth
unsers verunglückten Freundes unterhalten


Erſtes Capitel.

Jeder, der, mit lebhaften Kräften, vor un¬
ſern Augen, eine Abſicht zu erreichen ſtrebt,
kann, wir mögen ſeinen Zweck loben oder
tadeln, ſich unſre Theilnahme verſprechen;
ſobald über die Sache entſchieden iſt, wen¬
den wir unſer Auge ſogleich von ihm weg;
alles was geendigt, was abgethan da liegt,
kann unſre Aufmerkſamkeit keineswegs feſ¬
ſeln, beſonders wenn wir ſchon frühe der Un¬
ternehmung einen übeln Ausgang prophe¬
zeiht haben.

Deswegen ſollen unſre Leſer nicht um¬
ſtändlich mit dem Jammer und der Noth
unſers verunglückten Freundes unterhalten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0193" n="[185]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Capitel</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Jeder, der, mit lebhaften Kräften, vor un¬<lb/>
&#x017F;ern Augen, eine Ab&#x017F;icht zu erreichen &#x017F;trebt,<lb/>
kann, wir mögen &#x017F;einen Zweck loben oder<lb/>
tadeln, &#x017F;ich un&#x017F;re Theilnahme ver&#x017F;prechen;<lb/>
&#x017F;obald über die Sache ent&#x017F;chieden i&#x017F;t, wen¬<lb/>
den wir un&#x017F;er Auge &#x017F;ogleich von ihm weg;<lb/>
alles was geendigt, was abgethan da liegt,<lb/>
kann un&#x017F;re Aufmerk&#x017F;amkeit keineswegs fe&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;eln, be&#x017F;onders wenn wir &#x017F;chon frühe der Un¬<lb/>
ternehmung einen übeln Ausgang prophe¬<lb/>
zeiht haben.</p><lb/>
            <p>Deswegen &#x017F;ollen un&#x017F;re Le&#x017F;er nicht um¬<lb/>
&#x017F;tändlich mit dem Jammer und der Noth<lb/>
un&#x017F;ers verunglückten Freundes unterhalten<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[185]/0193] Erſtes Capitel. Jeder, der, mit lebhaften Kräften, vor un¬ ſern Augen, eine Abſicht zu erreichen ſtrebt, kann, wir mögen ſeinen Zweck loben oder tadeln, ſich unſre Theilnahme verſprechen; ſobald über die Sache entſchieden iſt, wen¬ den wir unſer Auge ſogleich von ihm weg; alles was geendigt, was abgethan da liegt, kann unſre Aufmerkſamkeit keineswegs feſ¬ ſeln, beſonders wenn wir ſchon frühe der Un¬ ternehmung einen übeln Ausgang prophe¬ zeiht haben. Deswegen ſollen unſre Leſer nicht um¬ ſtändlich mit dem Jammer und der Noth unſers verunglückten Freundes unterhalten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/193
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. [185]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/193>, abgerufen am 29.03.2024.