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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Erstes Capitel.

So hatte Wilhelm zu seinen zwey kaum
geheilten Wunden abermals eine frische drit¬
te, die ihm nicht wenig unbequem war. Au¬
relie wollte nicht zugeben, daß er sich eines
Wundarztes bediente; sie verband ihn selbst
unter allerley wunderlichen Reden, Zeremo¬
nien und Sprüchen, und setzte ihn dadurch
in eine sehr peinliche Lage. Doch nicht er
allein, sondern alle Personen die sich in ih¬
rer Nähe befanden, litten durch ihre Unru¬
he und Sonderbarkeit; niemand aber mehr
als der kleine Felix. Das lebhafte Kind
war unter einem solchen Druck höchst unge¬


Erſtes Capitel.

So hatte Wilhelm zu ſeinen zwey kaum
geheilten Wunden abermals eine friſche drit¬
te, die ihm nicht wenig unbequem war. Au¬
relie wollte nicht zugeben, daß er ſich eines
Wundarztes bediente; ſie verband ihn ſelbſt
unter allerley wunderlichen Reden, Zeremo¬
nien und Sprüchen, und ſetzte ihn dadurch
in eine ſehr peinliche Lage. Doch nicht er
allein, ſondern alle Perſonen die ſich in ih¬
rer Nähe befanden, litten durch ihre Unru¬
he und Sonderbarkeit; niemand aber mehr
als der kleine Felix. Das lebhafte Kind
war unter einem ſolchen Druck höchſt unge¬

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[[7]/0013] Erſtes Capitel. So hatte Wilhelm zu ſeinen zwey kaum geheilten Wunden abermals eine friſche drit¬ te, die ihm nicht wenig unbequem war. Au¬ relie wollte nicht zugeben, daß er ſich eines Wundarztes bediente; ſie verband ihn ſelbſt unter allerley wunderlichen Reden, Zeremo¬ nien und Sprüchen, und ſetzte ihn dadurch in eine ſehr peinliche Lage. Doch nicht er allein, ſondern alle Perſonen die ſich in ih¬ rer Nähe befanden, litten durch ihre Unru¬ he und Sonderbarkeit; niemand aber mehr als der kleine Felix. Das lebhafte Kind war unter einem ſolchen Druck höchſt unge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/13>, abgerufen am 16.04.2024.