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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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men, wenn er bei seinen Debüts vorsichtig
und eigensinnig ist.

Der Cassier kam und überreichte ihm eine
schwere Casse. Wir haben gut debütirt,
rief er aus, und das Vorurtheil wird uns
zu statten kommen. Wo ist denn nun das
versprochene Abendessen? Wir dürfen es
uns heute schmecken lassen!

Sie hatten ausgemacht, daß sie in ihren
Theaterkleidern beysammen bleiben und sich
selbst ein Fest feyern wollten. Wilhelm hat¬
te unternommen das Lokal, und Madam
Melina das Essen zu besorgen.

Ein Zimmer, worin man sonst zu mah¬
len pflegte, war aufs beste gesäubert, mit
allerley kleinen Dekorationen umstellt und
so herausgeputzt worden, daß es halb einem
Garten, halb einem Säulengange ähnlich
sah. Beym Hereintreten wurde die Gesell¬
schaft von dem Glanz vieler Lichter geblen¬

men, wenn er bei ſeinen Debüts vorſichtig
und eigenſinnig iſt.

Der Caſſier kam und überreichte ihm eine
ſchwere Caſſe. Wir haben gut debütirt,
rief er aus, und das Vorurtheil wird uns
zu ſtatten kommen. Wo iſt denn nun das
verſprochene Abendeſſen? Wir dürfen es
uns heute ſchmecken laſſen!

Sie hatten ausgemacht, daß ſie in ihren
Theaterkleidern beyſammen bleiben und ſich
ſelbſt ein Feſt feyern wollten. Wilhelm hat¬
te unternommen das Lokal, und Madam
Melina das Eſſen zu beſorgen.

Ein Zimmer, worin man ſonſt zu mah¬
len pflegte, war aufs beſte geſäubert, mit
allerley kleinen Dekorationen umſtellt und
ſo herausgeputzt worden, daß es halb einem
Garten, halb einem Säulengange ähnlich
ſah. Beym Hereintreten wurde die Geſell¬
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[117/0123] men, wenn er bei ſeinen Debüts vorſichtig und eigenſinnig iſt. Der Caſſier kam und überreichte ihm eine ſchwere Caſſe. Wir haben gut debütirt, rief er aus, und das Vorurtheil wird uns zu ſtatten kommen. Wo iſt denn nun das verſprochene Abendeſſen? Wir dürfen es uns heute ſchmecken laſſen! Sie hatten ausgemacht, daß ſie in ihren Theaterkleidern beyſammen bleiben und ſich ſelbſt ein Feſt feyern wollten. Wilhelm hat¬ te unternommen das Lokal, und Madam Melina das Eſſen zu beſorgen. Ein Zimmer, worin man ſonſt zu mah¬ len pflegte, war aufs beſte geſäubert, mit allerley kleinen Dekorationen umſtellt und ſo herausgeputzt worden, daß es halb einem Garten, halb einem Säulengange ähnlich ſah. Beym Hereintreten wurde die Geſell¬ ſchaft von dem Glanz vieler Lichter geblen¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/123>, abgerufen am 29.03.2024.