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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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kung thun, wenn in diesem Augenblick Ham¬
let nach dem Geiste und die Königin nach
dem Bilde sieht. Der Stiefvater mag dann
im königlichen Ornat, doch unscheinbarer
als jener vorgestellt werden.

So gab es noch verschiedene Punkte,
von denen wir zu sprechen vielleicht Gele¬
genheit haben.

Sind Sie auch unerbittlich, daß Hamlet
am Ende sterben muß? fragte Serlo.

Wie kann ich ihn am Leben erhalten,
sagte Wilhelm, da ihn das ganze Stück zu
Tode drückt? Wir haben ja schon so weit¬
läuftig darüber gesprochen.

Aber das Publikum wünscht ihn le¬
bendig.

Ich will ihm gern jeden andern Gefallen
thun, nur diesmal ists unmöglich. Wir
wünschen auch, daß ein braver nützlicher
Mann, der an einer chronischen Krankheit

kung thun, wenn in dieſem Augenblick Ham¬
let nach dem Geiſte und die Königin nach
dem Bilde ſieht. Der Stiefvater mag dann
im königlichen Ornat, doch unſcheinbarer
als jener vorgeſtellt werden.

So gab es noch verſchiedene Punkte,
von denen wir zu ſprechen vielleicht Gele¬
genheit haben.

Sind Sie auch unerbittlich, daß Hamlet
am Ende ſterben muß? fragte Serlo.

Wie kann ich ihn am Leben erhalten,
ſagte Wilhelm, da ihn das ganze Stück zu
Tode drückt? Wir haben ja ſchon ſo weit¬
läuftig darüber geſprochen.

Aber das Publikum wünſcht ihn le¬
bendig.

Ich will ihm gern jeden andern Gefallen
thun, nur diesmal iſts unmöglich. Wir
wünſchen auch, daß ein braver nützlicher
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[92/0098] kung thun, wenn in dieſem Augenblick Ham¬ let nach dem Geiſte und die Königin nach dem Bilde ſieht. Der Stiefvater mag dann im königlichen Ornat, doch unſcheinbarer als jener vorgeſtellt werden. So gab es noch verſchiedene Punkte, von denen wir zu ſprechen vielleicht Gele¬ genheit haben. Sind Sie auch unerbittlich, daß Hamlet am Ende ſterben muß? fragte Serlo. Wie kann ich ihn am Leben erhalten, ſagte Wilhelm, da ihn das ganze Stück zu Tode drückt? Wir haben ja ſchon ſo weit¬ läuftig darüber geſprochen. Aber das Publikum wünſcht ihn le¬ bendig. Ich will ihm gern jeden andern Gefallen thun, nur diesmal iſts unmöglich. Wir wünſchen auch, daß ein braver nützlicher Mann, der an einer chroniſchen Krankheit

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/98>, abgerufen am 28.03.2024.