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Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

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§. 48.

An Blumen welche öfters gefüllt erscheinen,
können wir diesen Uebergang in allen seinen
Stufen beobachten. Bey mehreren Rosenarten
zeigen sich innerhalb der vollkommen gebildeten
und gefärbten Kronenblätter, andere, welche theils
in der Mitte theils an der Seite zusammen gezogen
sind; diese Zusammenziehung wird von einer
kleinen Schwiele bewirkt, welche sich mehr
oder weniger als ein vollkommener Staubbeutel
sehen lässt, und in eben diesem Grade nähert
sich das Blatt der einfacheren Gestalt eines Staub-
werkzeugs. Bey einigen gefüllten Mohnen
ruhen völlig ausgebildete Antheren, auf wenig
veränderten Blättern der stark gefüllten Kronen,
bey andern ziehen Staubbeutelähnliche Schwielen
die Blätter mehr oder weniger zusammen.

§. 49.

Verwandeln sich nun alle Staubwerkzeuge in
Kronenblätter, so werden die Blumen unfruchtbar;
werden aber in einer Blume, indem sie sich
füllt, doch noch Staubwerkzeuge entwickelt, so
gehet die Befruchtung vor sich.


§. 50.

§. 48.

An Blumen welche öfters gefüllt erſcheinen,
können wir dieſen Uebergang in allen ſeinen
Stufen beobachten. Bey mehreren Roſenarten
zeigen ſich innerhalb der vollkommen gebildeten
und gefärbten Kronenblätter, andere, welche theils
in der Mitte theils an der Seite zuſammen gezogen
ſind; dieſe Zuſammenziehung wird von einer
kleinen Schwiele bewirkt, welche ſich mehr
oder weniger als ein vollkommener Staubbeutel
ſehen läſst, und in eben dieſem Grade nähert
ſich das Blatt der einfacheren Geſtalt eines Staub-
werkzeugs. Bey einigen gefüllten Mohnen
ruhen völlig ausgebildete Antheren, auf wenig
veränderten Blättern der ſtark gefüllten Kronen,
bey andern ziehen Staubbeutelähnliche Schwielen
die Blätter mehr oder weniger zuſammen.

§. 49.

Verwandeln ſich nun alle Staubwerkzeuge in
Kronenblätter, ſo werden die Blumen unfruchtbar;
werden aber in einer Blume, indem ſie ſich
füllt, doch noch Staubwerkzeuge entwickelt, ſo
gehet die Befruchtung vor ſich.


§. 50.
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[32/0047] §. 48. An Blumen welche öfters gefüllt erſcheinen, können wir dieſen Uebergang in allen ſeinen Stufen beobachten. Bey mehreren Roſenarten zeigen ſich innerhalb der vollkommen gebildeten und gefärbten Kronenblätter, andere, welche theils in der Mitte theils an der Seite zuſammen gezogen ſind; dieſe Zuſammenziehung wird von einer kleinen Schwiele bewirkt, welche ſich mehr oder weniger als ein vollkommener Staubbeutel ſehen läſst, und in eben dieſem Grade nähert ſich das Blatt der einfacheren Geſtalt eines Staub- werkzeugs. Bey einigen gefüllten Mohnen ruhen völlig ausgebildete Antheren, auf wenig veränderten Blättern der ſtark gefüllten Kronen, bey andern ziehen Staubbeutelähnliche Schwielen die Blätter mehr oder weniger zuſammen. §. 49. Verwandeln ſich nun alle Staubwerkzeuge in Kronenblätter, ſo werden die Blumen unfruchtbar; werden aber in einer Blume, indem ſie ſich füllt, doch noch Staubwerkzeuge entwickelt, ſo gehet die Befruchtung vor ſich. §. 50.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/47>, abgerufen am 29.03.2024.