Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 90.

Das Auge besteht aus mehr oder weniger
entwickelten Knoten und Blättern, welche den
künftigen Wachsthum weiter verbreiten sollen.
Die Seitenzweige also welche aus den Knoten der
Pflanzen entspringen, lassen sich als besondere
Pflänzchen, welche eben so auf dem Mutterkörper
stehen wie dieser an der Erde befestigt ist,
betrachten.

§. 91.

Die Vergleichung und Unterscheidung beyder
ist schon öfters, besonders aber vor kurzem so
scharfsinnig und mit so vieler Genauigkeit ausge-
führt worden, dass wir uns hier bloss mit einem
unbedingten Beyfall darauf berufen können (b).

§. 92.

Wir führen davon nur so viel an. Die Natur
unterscheidet bey ausgebildeten Pflanzen, Augen
und Samen deutlich von einander. Steigen wir aber

(b) Gaertner de fructibus et feminibus plantarum. Cap. 1.

§. 90.

Das Auge beſteht aus mehr oder weniger
entwickelten Knoten und Blättern, welche den
künftigen Wachsthum weiter verbreiten ſollen.
Die Seitenzweige alſo welche aus den Knoten der
Pflanzen entſpringen, laſſen ſich als beſondere
Pflänzchen, welche eben ſo auf dem Mutterkörper
ſtehen wie dieſer an der Erde befeſtigt iſt,
betrachten.

§. 91.

Die Vergleichung und Unterſcheidung beyder
iſt ſchon öfters, beſonders aber vor kurzem ſo
ſcharfſinnig und mit ſo vieler Genauigkeit ausge-
führt worden, daſs wir uns hier bloſs mit einem
unbedingten Beyfall darauf berufen können (b).

§. 92.

Wir führen davon nur ſo viel an. Die Natur
unterſcheidet bey auſgebildeten Pflanzen, Augen
und Samen deutlich von einander. Steigen wir aber

(b) Gaertner de fructibus et feminibus plantarum. Cap. 1.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0076" n="61"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c">§. 90.</hi> </head><lb/>
          <p>Das Auge be&#x017F;teht aus mehr oder weniger<lb/>
entwickelten Knoten und Blättern, welche den<lb/>
künftigen Wachsthum weiter verbreiten &#x017F;ollen.<lb/>
Die Seitenzweige al&#x017F;o welche aus den Knoten der<lb/>
Pflanzen ent&#x017F;pringen, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich als be&#x017F;ondere<lb/>
Pflänzchen, welche eben &#x017F;o auf dem Mutterkörper<lb/>
&#x017F;tehen wie die&#x017F;er an der Erde befe&#x017F;tigt i&#x017F;t,<lb/>
betrachten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c">§. 91.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Vergleichung und Unter&#x017F;cheidung beyder<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;chon öfters, be&#x017F;onders aber vor kurzem &#x017F;o<lb/>
&#x017F;charf&#x017F;innig und mit &#x017F;o vieler Genauigkeit ausge-<lb/>
führt worden, da&#x017F;s wir uns hier blo&#x017F;s mit einem<lb/>
unbedingten Beyfall darauf berufen können <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#i">Gaertner</hi> de fructibus et feminibus plantarum. Cap. 1.</note>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c">§. 92.</hi> </head><lb/>
          <p>Wir führen davon nur &#x017F;o viel an. Die Natur<lb/>
unter&#x017F;cheidet bey au&#x017F;gebildeten Pflanzen, Augen<lb/>
und Samen deutlich von einander. Steigen wir aber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0076] §. 90. Das Auge beſteht aus mehr oder weniger entwickelten Knoten und Blättern, welche den künftigen Wachsthum weiter verbreiten ſollen. Die Seitenzweige alſo welche aus den Knoten der Pflanzen entſpringen, laſſen ſich als beſondere Pflänzchen, welche eben ſo auf dem Mutterkörper ſtehen wie dieſer an der Erde befeſtigt iſt, betrachten. §. 91. Die Vergleichung und Unterſcheidung beyder iſt ſchon öfters, beſonders aber vor kurzem ſo ſcharfſinnig und mit ſo vieler Genauigkeit ausge- führt worden, daſs wir uns hier bloſs mit einem unbedingten Beyfall darauf berufen können (b). §. 92. Wir führen davon nur ſo viel an. Die Natur unterſcheidet bey auſgebildeten Pflanzen, Augen und Samen deutlich von einander. Steigen wir aber (b) Gaertner de fructibus et feminibus plantarum. Cap. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/76
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/76>, abgerufen am 19.04.2024.