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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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gefallen lassen, wenn ich ihr auch nicht helfen
kann. Freylich muß es ihr weh thun. Den
schönen Lauf, den ihr Sohn grad zum Geheim-
derath und Gesandten ansezte, so auf einmal Hal-
te zu sehen, und rükwärts mit dem Thiergen in
Stall. Macht nun draus was ihr wollt und kom-
binirt die mögliche Fälle, unter denen ich hätte
bleiben können und sollen. Genug ich gehe. Und
damit ihr wißt wo ich hinkomme, so ist hier der
Fürst * * der viel Geschmak an meiner Gesellschaft
findet, der hat mich gebeten, da er von meiner Ab-
sicht hörte, mit ihm auf seine Güter zu gehen, und
den schönen Frühling da zuzubringen. Jch soll
ganz mir selbst gelassen seyn, hat er mir verspro-
chen, und da wir uns zusammen bis auf einen
gewissen Punkt verstehn, so will ich's denn auf gut
Glük wagen, und mit ihm gehn.




Zur Nachricht.

Danke für deine beyden Briefe. Jch ant-
wortete nicht, weil ich diesen Brief liegen ließ, bis
mein Abschied von Hofe da wäre, weil ich fürch-

tete
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gefallen laſſen, wenn ich ihr auch nicht helfen
kann. Freylich muß es ihr weh thun. Den
ſchoͤnen Lauf, den ihr Sohn grad zum Geheim-
derath und Geſandten anſezte, ſo auf einmal Hal-
te zu ſehen, und ruͤkwaͤrts mit dem Thiergen in
Stall. Macht nun draus was ihr wollt und kom-
binirt die moͤgliche Faͤlle, unter denen ich haͤtte
bleiben koͤnnen und ſollen. Genug ich gehe. Und
damit ihr wißt wo ich hinkomme, ſo iſt hier der
Fuͤrſt * * der viel Geſchmak an meiner Geſellſchaft
findet, der hat mich gebeten, da er von meiner Ab-
ſicht hoͤrte, mit ihm auf ſeine Guͤter zu gehen, und
den ſchoͤnen Fruͤhling da zuzubringen. Jch ſoll
ganz mir ſelbſt gelaſſen ſeyn, hat er mir verſpro-
chen, und da wir uns zuſammen bis auf einen
gewiſſen Punkt verſtehn, ſo will ich’s denn auf gut
Gluͤk wagen, und mit ihm gehn.




Zur Nachricht.

Danke fuͤr deine beyden Briefe. Jch ant-
wortete nicht, weil ich dieſen Brief liegen ließ, bis
mein Abſchied von Hofe da waͤre, weil ich fuͤrch-

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[137/0025] gefallen laſſen, wenn ich ihr auch nicht helfen kann. Freylich muß es ihr weh thun. Den ſchoͤnen Lauf, den ihr Sohn grad zum Geheim- derath und Geſandten anſezte, ſo auf einmal Hal- te zu ſehen, und ruͤkwaͤrts mit dem Thiergen in Stall. Macht nun draus was ihr wollt und kom- binirt die moͤgliche Faͤlle, unter denen ich haͤtte bleiben koͤnnen und ſollen. Genug ich gehe. Und damit ihr wißt wo ich hinkomme, ſo iſt hier der Fuͤrſt * * der viel Geſchmak an meiner Geſellſchaft findet, der hat mich gebeten, da er von meiner Ab- ſicht hoͤrte, mit ihm auf ſeine Guͤter zu gehen, und den ſchoͤnen Fruͤhling da zuzubringen. Jch ſoll ganz mir ſelbſt gelaſſen ſeyn, hat er mir verſpro- chen, und da wir uns zuſammen bis auf einen gewiſſen Punkt verſtehn, ſo will ich’s denn auf gut Gluͤk wagen, und mit ihm gehn. den 19. April. Zur Nachricht. Danke fuͤr deine beyden Briefe. Jch ant- wortete nicht, weil ich dieſen Brief liegen ließ, bis mein Abſchied von Hofe da waͤre, weil ich fuͤrch- tete J 5

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther02_1774/25>, abgerufen am 19.04.2024.