Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
XVI.
Von Kindern, die nichts einneh-
men wollen.

Ich sagte einmal zu einigen Aeltern, die
mir klagten, daß ihre Kinder schlechter-
dings nichts einnehmen wollten, wenn sie
krank wären: sie wären daran selbst Schuld.
Ich zöge meine Kinder von der Zeit an, da
sie abgewöhnt wären, wie die jungen Hunde.
Denn mit ihrer Seele sey noch nichts anzu-
fangen; also müsse man bloß den Körper
mechanisch gewöhnen. Da müßten sie alles
thun lernen, was ich haben wollte. Wie
man sie da gewöhne, so wären sie, und das
käme ihnen vortrefflich zu Statten, wenn sie zu
Verstande kämen, daß man sie bedeuten kön-
ne. Das wäre die Sache auch mit dem Arz-
neyeinnehmen. Wenn man dazu die Kinder
beyzeiten gewöhnte; so dürften sie sich nicht

durch
E 4
XVI.
Von Kindern, die nichts einneh-
men wollen.

Ich ſagte einmal zu einigen Aeltern, die
mir klagten, daß ihre Kinder ſchlechter-
dings nichts einnehmen wollten, wenn ſie
krank waͤren: ſie waͤren daran ſelbſt Schuld.
Ich zoͤge meine Kinder von der Zeit an, da
ſie abgewoͤhnt waͤren, wie die jungen Hunde.
Denn mit ihrer Seele ſey noch nichts anzu-
fangen; alſo muͤſſe man bloß den Koͤrper
mechaniſch gewoͤhnen. Da muͤßten ſie alles
thun lernen, was ich haben wollte. Wie
man ſie da gewoͤhne, ſo waͤren ſie, und das
kaͤme ihnen vortrefflich zu Statten, wenn ſie zu
Verſtande kaͤmen, daß man ſie bedeuten koͤn-
ne. Das waͤre die Sache auch mit dem Arz-
neyeinnehmen. Wenn man dazu die Kinder
beyzeiten gewoͤhnte; ſo duͤrften ſie ſich nicht

durch
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0093" n="71"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">XVI.</hi><lb/>
Von Kindern, die nichts einneh-<lb/>
men wollen.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>ch &#x017F;agte einmal zu einigen Aeltern, die<lb/>
mir klagten, daß ihre Kinder &#x017F;chlechter-<lb/>
dings nichts einnehmen wollten, wenn &#x017F;ie<lb/>
krank wa&#x0364;ren: &#x017F;ie wa&#x0364;ren daran &#x017F;elb&#x017F;t Schuld.<lb/>
Ich zo&#x0364;ge meine Kinder von der Zeit an, da<lb/>
&#x017F;ie abgewo&#x0364;hnt wa&#x0364;ren, wie die jungen Hunde.<lb/>
Denn mit ihrer Seele &#x017F;ey noch nichts anzu-<lb/>
fangen; al&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e man bloß den Ko&#x0364;rper<lb/>
mechani&#x017F;ch gewo&#x0364;hnen. Da mu&#x0364;ßten &#x017F;ie alles<lb/>
thun lernen, was ich haben wollte. Wie<lb/>
man &#x017F;ie da gewo&#x0364;hne, &#x017F;o wa&#x0364;ren &#x017F;ie, und das<lb/>
ka&#x0364;me ihnen vortrefflich zu Statten, wenn &#x017F;ie zu<lb/>
Ver&#x017F;tande ka&#x0364;men, daß man &#x017F;ie bedeuten ko&#x0364;n-<lb/>
ne. Das wa&#x0364;re die Sache auch mit dem Arz-<lb/>
neyeinnehmen. Wenn man dazu die Kinder<lb/>
beyzeiten gewo&#x0364;hnte; &#x017F;o du&#x0364;rften &#x017F;ie &#x017F;ich nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 4</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0093] XVI. Von Kindern, die nichts einneh- men wollen. Ich ſagte einmal zu einigen Aeltern, die mir klagten, daß ihre Kinder ſchlechter- dings nichts einnehmen wollten, wenn ſie krank waͤren: ſie waͤren daran ſelbſt Schuld. Ich zoͤge meine Kinder von der Zeit an, da ſie abgewoͤhnt waͤren, wie die jungen Hunde. Denn mit ihrer Seele ſey noch nichts anzu- fangen; alſo muͤſſe man bloß den Koͤrper mechaniſch gewoͤhnen. Da muͤßten ſie alles thun lernen, was ich haben wollte. Wie man ſie da gewoͤhne, ſo waͤren ſie, und das kaͤme ihnen vortrefflich zu Statten, wenn ſie zu Verſtande kaͤmen, daß man ſie bedeuten koͤn- ne. Das waͤre die Sache auch mit dem Arz- neyeinnehmen. Wenn man dazu die Kinder beyzeiten gewoͤhnte; ſo duͤrften ſie ſich nicht durch E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/93
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/93>, abgerufen am 25.04.2024.