Ich wünschte, meine lieben Kinder, daß euch folgende Geschichte eben so sehr rüh- ren möge, als sie mich gerührt hat.
Ich traf einmal im Felde einen armen Arbeitsmann an, der bey einem Stück trocke- nen Brods, und bey einem Trunk Wasser aus der frischen Quelle die schwereste Arbeit ver- richtete, wobey allen Weichlingen die Haut schauern möchte.
Guter fleißiger Mann! sagte ich zu ihm. Ihr lasset es euch ja recht herzlich sauer wer- den. Wie viel verdient ihr denn wohl täglich mit eurem sauren Schweiß? Sechs Dreyer, lieber Herr! war seine Antwort. Aber davon darf ich nicht mehr, als nur zwey, verzehren -- ja nicht mehr, lieber Herr! Denn ich muß
mich
LXI. Die alte Schuld, oder das vierte Gebot.
Ich wuͤnſchte, meine lieben Kinder, daß euch folgende Geſchichte eben ſo ſehr ruͤh- ren moͤge, als ſie mich geruͤhrt hat.
Ich traf einmal im Felde einen armen Arbeitsmann an, der bey einem Stuͤck trocke- nen Brods, und bey einem Trunk Waſſer aus der friſchen Quelle die ſchwereſte Arbeit ver- richtete, wobey allen Weichlingen die Haut ſchauern moͤchte.
Guter fleißiger Mann! ſagte ich zu ihm. Ihr laſſet es euch ja recht herzlich ſauer wer- den. Wie viel verdient ihr denn wohl taͤglich mit eurem ſauren Schweiß? Sechs Dreyer, lieber Herr! war ſeine Antwort. Aber davon darf ich nicht mehr, als nur zwey, verzehren — ja nicht mehr, lieber Herr! Denn ich muß
mich
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LXI.
Die alte Schuld, oder das vierte
Gebot.
Ich wuͤnſchte, meine lieben Kinder, daß
euch folgende Geſchichte eben ſo ſehr ruͤh-
ren moͤge, als ſie mich geruͤhrt hat.
Ich traf einmal im Felde einen armen
Arbeitsmann an, der bey einem Stuͤck trocke-
nen Brods, und bey einem Trunk Waſſer aus
der friſchen Quelle die ſchwereſte Arbeit ver-
richtete, wobey allen Weichlingen die Haut
ſchauern moͤchte.
Guter fleißiger Mann! ſagte ich zu ihm.
Ihr laſſet es euch ja recht herzlich ſauer wer-
den. Wie viel verdient ihr denn wohl taͤglich
mit eurem ſauren Schweiß? Sechs Dreyer,
lieber Herr! war ſeine Antwort. Aber davon
darf ich nicht mehr, als nur zwey, verzehren —
ja nicht mehr, lieber Herr! Denn ich muß
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/334>, abgerufen am 18.04.2024.
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