Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

er kann solche Dinge, die stark riechen, als
todtes Aas, Arzeneyen, und Kranke, die an
Faulfiebern, Frieseln, u. s. w. -- auch die
in letzten Zügen liegen, und schon inwendig
anfangen zu faulen, sehr weit riechen. Der
Geruch der Krankenstuben zieht ihn besonders
herbey. Da kömmts denn, wenn er hungrig
ist, daß er oft an das Fenster fliegt, wo sol-
che Kranke liegen, die schon aashafte Aus-
dünstungen von sich geben. In den Kranken-
stuben ist auch die ganze Nacht Licht, und er
fliegt auch gerne nach dem Lichte. Das geht
denn alles sehr natürlich zu, und solche Kran-
ke hätten denn ohnehin bald sterben müssen.

Mutter. Das war meisterhaft erklärt,
Herr Erich!

Wilhelm. Nun bekomme ich auch ganz
andere Gedanken von der Sache. Meinethal-
ben mag er nun schreyen, so viel als er will.
Mich soll er gewiß nicht holen.

Erich.

er kann ſolche Dinge, die ſtark riechen, als
todtes Aas, Arzeneyen, und Kranke, die an
Faulfiebern, Frieſeln, u. ſ. w. — auch die
in letzten Zuͤgen liegen, und ſchon inwendig
anfangen zu faulen, ſehr weit riechen. Der
Geruch der Krankenſtuben zieht ihn beſonders
herbey. Da koͤmmts denn, wenn er hungrig
iſt, daß er oft an das Fenſter fliegt, wo ſol-
che Kranke liegen, die ſchon aashafte Aus-
duͤnſtungen von ſich geben. In den Kranken-
ſtuben iſt auch die ganze Nacht Licht, und er
fliegt auch gerne nach dem Lichte. Das geht
denn alles ſehr natuͤrlich zu, und ſolche Kran-
ke haͤtten denn ohnehin bald ſterben muͤſſen.

Mutter. Das war meiſterhaft erklaͤrt,
Herr Erich!

Wilhelm. Nun bekomme ich auch ganz
andere Gedanken von der Sache. Meinethal-
ben mag er nun ſchreyen, ſo viel als er will.
Mich ſoll er gewiß nicht holen.

Erich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="168"/>
er kann &#x017F;olche Dinge, die &#x017F;tark riechen, als<lb/>
todtes Aas, Arzeneyen, und Kranke, die an<lb/>
Faulfiebern, Frie&#x017F;eln, u. &#x017F;. w. &#x2014; auch die<lb/>
in letzten Zu&#x0364;gen liegen, und &#x017F;chon inwendig<lb/>
anfangen zu faulen, &#x017F;ehr weit riechen. Der<lb/>
Geruch der Kranken&#x017F;tuben zieht ihn be&#x017F;onders<lb/>
herbey. Da ko&#x0364;mmts denn, wenn er hungrig<lb/>
i&#x017F;t, daß er oft an das Fen&#x017F;ter fliegt, wo &#x017F;ol-<lb/>
che Kranke liegen, die &#x017F;chon aashafte Aus-<lb/>
du&#x0364;n&#x017F;tungen von &#x017F;ich geben. In den Kranken-<lb/>
&#x017F;tuben i&#x017F;t auch die ganze Nacht Licht, und er<lb/>
fliegt auch gerne nach dem Lichte. Das geht<lb/>
denn alles &#x017F;ehr natu&#x0364;rlich zu, und &#x017F;olche Kran-<lb/>
ke ha&#x0364;tten denn ohnehin bald &#x017F;terben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Mutter</hi>. Das war mei&#x017F;terhaft erkla&#x0364;rt,<lb/>
Herr Erich!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wilhelm</hi>. Nun bekomme ich auch ganz<lb/>
andere Gedanken von der Sache. Meinethal-<lb/>
ben mag er nun &#x017F;chreyen, &#x017F;o viel als er will.<lb/>
Mich &#x017F;oll er gewiß nicht holen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Erich</hi>.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0190] er kann ſolche Dinge, die ſtark riechen, als todtes Aas, Arzeneyen, und Kranke, die an Faulfiebern, Frieſeln, u. ſ. w. — auch die in letzten Zuͤgen liegen, und ſchon inwendig anfangen zu faulen, ſehr weit riechen. Der Geruch der Krankenſtuben zieht ihn beſonders herbey. Da koͤmmts denn, wenn er hungrig iſt, daß er oft an das Fenſter fliegt, wo ſol- che Kranke liegen, die ſchon aashafte Aus- duͤnſtungen von ſich geben. In den Kranken- ſtuben iſt auch die ganze Nacht Licht, und er fliegt auch gerne nach dem Lichte. Das geht denn alles ſehr natuͤrlich zu, und ſolche Kran- ke haͤtten denn ohnehin bald ſterben muͤſſen. Mutter. Das war meiſterhaft erklaͤrt, Herr Erich! Wilhelm. Nun bekomme ich auch ganz andere Gedanken von der Sache. Meinethal- ben mag er nun ſchreyen, ſo viel als er will. Mich ſoll er gewiß nicht holen. Erich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/190
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/190>, abgerufen am 29.03.2024.