Daß ihr mir ja aber, sagte die Mutter, kein Obst abreißt, noch weniger das unreife unter den Bäumen anrührt, oder esset. Ich will schon nachkommen, und euch geben, was euch dient.
Sie versprachen es aufs heiligste. Den beyden größern, Gottlieb und Minchen, fiel es nicht einmal ein, das Verbot der Mut- ter zu übertreten. Aber der kleine Anton konnte der Begierde zu naschen nicht wider- stehen. Da lagen unter dem Malvasierbaume gar zu prächtige gelbe Birnen.
"O! die sollten nicht reif seyn, die schönen Birnen? dachte er bey sich selbst. Die Mutter hat ja nur das unreife Obst verboten. Was könnte dir ein so schönes gelbes Birnchen schaden? Sie siehts ja nicht. Und Gottlieb und Minchen sind ja auch weit weg."
Er
Daß ihr mir ja aber, ſagte die Mutter, kein Obſt abreißt, noch weniger das unreife unter den Baͤumen anruͤhrt, oder eſſet. Ich will ſchon nachkommen, und euch geben, was euch dient.
Sie verſprachen es aufs heiligſte. Den beyden groͤßern, Gottlieb und Minchen, fiel es nicht einmal ein, das Verbot der Mut- ter zu uͤbertreten. Aber der kleine Anton konnte der Begierde zu naſchen nicht wider- ſtehen. Da lagen unter dem Malvaſierbaume gar zu praͤchtige gelbe Birnen.
„O! die ſollten nicht reif ſeyn, die ſchoͤnen Birnen? dachte er bey ſich ſelbſt. Die Mutter hat ja nur das unreife Obſt verboten. Was koͤnnte dir ein ſo ſchoͤnes gelbes Birnchen ſchaden? Sie ſiehts ja nicht. Und Gottlieb und Minchen ſind ja auch weit weg.“
Er
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0275"n="253"/><p>Daß ihr mir ja aber, ſagte die Mutter,<lb/>
kein Obſt abreißt, noch weniger das unreife<lb/>
unter den Baͤumen anruͤhrt, oder eſſet. Ich<lb/>
will ſchon nachkommen, und euch geben, was<lb/>
euch dient.</p><lb/><p>Sie verſprachen es aufs heiligſte. Den<lb/>
beyden groͤßern, <hirendition="#fr">Gottlieb</hi> und <hirendition="#fr">Minchen</hi>,<lb/>
fiel es nicht einmal ein, das Verbot der Mut-<lb/>
ter zu uͤbertreten. Aber der kleine <hirendition="#fr">Anton</hi><lb/>
konnte der Begierde zu naſchen nicht wider-<lb/>ſtehen. Da lagen unter dem Malvaſierbaume<lb/>
gar zu praͤchtige gelbe Birnen.</p><lb/><p><hirendition="#et">„O! die ſollten nicht reif ſeyn, die<lb/>ſchoͤnen Birnen? dachte er bey ſich<lb/>ſelbſt. Die Mutter hat ja nur das<lb/>
unreife Obſt verboten. Was koͤnnte<lb/>
dir ein ſo ſchoͤnes gelbes Birnchen<lb/>ſchaden? Sie ſiehts ja nicht. Und<lb/>
Gottlieb und Minchen ſind ja auch<lb/>
weit weg.“</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Er</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[253/0275]
Daß ihr mir ja aber, ſagte die Mutter,
kein Obſt abreißt, noch weniger das unreife
unter den Baͤumen anruͤhrt, oder eſſet. Ich
will ſchon nachkommen, und euch geben, was
euch dient.
Sie verſprachen es aufs heiligſte. Den
beyden groͤßern, Gottlieb und Minchen,
fiel es nicht einmal ein, das Verbot der Mut-
ter zu uͤbertreten. Aber der kleine Anton
konnte der Begierde zu naſchen nicht wider-
ſtehen. Da lagen unter dem Malvaſierbaume
gar zu praͤchtige gelbe Birnen.
„O! die ſollten nicht reif ſeyn, die
ſchoͤnen Birnen? dachte er bey ſich
ſelbſt. Die Mutter hat ja nur das
unreife Obſt verboten. Was koͤnnte
dir ein ſo ſchoͤnes gelbes Birnchen
ſchaden? Sie ſiehts ja nicht. Und
Gottlieb und Minchen ſind ja auch
weit weg.“
Er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/275>, abgerufen am 23.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.