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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
Siebenter Auftritt.
Justine. Vorige.
Justine. Nach dem rechten Herrn Skrupel
ist geschickt, und Herr Pistorius will die Tropfen
selbst bringen.
Gerhard Hör' Er nur, Vetter! Er ist
mein naher Verwandter, und es ist billig, daß
ich Ihm mein Vorhaben zuerst eröffne.
Justine. Eine Eröffnung! Dabey bin ich
wohl zu viel?
(Will ab.)
Gerhard (mit Laune.) Ob Sie uns zuhört,
oder -- behorcht --?
Justine. So hör ich zu. (Stellt sich hinter
Sternbergs Stuhl.)
Gerhard. Ich bin leider weit und breit mit
Leuten gesegnet, die mir die Ehre thun, mich Herr
Vetter zu tituliren -- die mir jeden Bißen ins
Maul zählen -- und nur darauf Staat machen,
mir, sobald ich kalt bin, das Bett unterm Leibe
wegzuziehen.
Sternberg. Sollt' es so niedrige Seelen ge-
hen?
Gerhard. O, ich kenne die Hunde, ich kenne
B 5
Die Erbſchleicher.
Siebenter Auftritt.
Juſtine. Vorige.
Juſtine. Nach dem rechten Herrn Skrupel
iſt geſchickt, und Herr Piſtorius will die Tropfen
ſelbſt bringen.
Gerhard Hoͤr’ Er nur, Vetter! Er iſt
mein naher Verwandter, und es iſt billig, daß
ich Ihm mein Vorhaben zuerſt eroͤffne.
Juſtine. Eine Eroͤffnung! Dabey bin ich
wohl zu viel?
(Will ab.)
Gerhard (mit Laune.) Ob Sie uns zuhoͤrt,
oder — behorcht —?
Juſtine. So hoͤr ich zu. (Stellt ſich hinter
Sternbergs Stuhl.)
Gerhard. Ich bin leider weit und breit mit
Leuten geſegnet, die mir die Ehre thun, mich Herr
Vetter zu tituliren — die mir jeden Bißen ins
Maul zaͤhlen — und nur darauf Staat machen,
mir, ſobald ich kalt bin, das Bett unterm Leibe
wegzuziehen.
Sternberg. Sollt’ es ſo niedrige Seelen ge-
hen?
Gerhard. O, ich kenne die Hunde, ich kenne
B 5
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[25/0031] Die Erbſchleicher. Siebenter Auftritt. Juſtine. Vorige. Juſtine. Nach dem rechten Herrn Skrupel iſt geſchickt, und Herr Piſtorius will die Tropfen ſelbſt bringen. Gerhard Hoͤr’ Er nur, Vetter! Er iſt mein naher Verwandter, und es iſt billig, daß ich Ihm mein Vorhaben zuerſt eroͤffne. Juſtine. Eine Eroͤffnung! Dabey bin ich wohl zu viel? (Will ab.) Gerhard (mit Laune.) Ob Sie uns zuhoͤrt, oder — behorcht —? Juſtine. So hoͤr ich zu. (Stellt ſich hinter Sternbergs Stuhl.) Gerhard. Ich bin leider weit und breit mit Leuten geſegnet, die mir die Ehre thun, mich Herr Vetter zu tituliren — die mir jeden Bißen ins Maul zaͤhlen — und nur darauf Staat machen, mir, ſobald ich kalt bin, das Bett unterm Leibe wegzuziehen. Sternberg. Sollt’ es ſo niedrige Seelen ge- hen? Gerhard. O, ich kenne die Hunde, ich kenne B 5

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/31>, abgerufen am 28.03.2024.