Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
mancher zärtliche, besorgte Blick von Müttern,
Schwestern, Bräuten richtet sich hierher!
Major.
Mit ihnen das Auge des Königs.
Dritter Jäger.
So umwölke der Himmel seine Sterne noch
dichter als er schon thut, -- uns leuchten bessere
Sonnen als er besitzt.
Erster Jäger.
Große Augenblicke erwecken große Erinnerungen:
es war doch eine wundervolle, Alles entflammende
Zeit, als wir im Februar 1813 den Aufruf des
Königes vernahmen und sofort Breslaus Straßen
zu eng wurden für unsere bis zum Tode für das
Vaterland begeisterten Schaaren, -- als wir dann
in den furchtbaren Schlachten von Lützen und
Bautzen zurückgedrängt, aber nicht besiegt, sondern
immer kühner, immer stolzer wurden, als selbst
Rußlands Kaiser mit seinen Veteranen von Eylau
und Borodino, denen wir die Ehre des Vorkam-
pfes nicht gönnten, uns als staunende Zuschauer
ihr bewunderndes Hurrah zurufen mußten -- Wel-
chen Klang hatten da alle großen Worte!
Zweiter Jäger.
Ja, das ganze Heer war wie electrisch, --
mancher zärtliche, beſorgte Blick von Müttern,
Schweſtern, Bräuten richtet ſich hierher!
Major.
Mit ihnen das Auge des Königs.
Dritter Jaͤger.
So umwölke der Himmel ſeine Sterne noch
dichter als er ſchon thut, — uns leuchten beſſere
Sonnen als er beſitzt.
Erſter Jaͤger.
Große Augenblicke erwecken große Erinnerungen:
es war doch eine wundervolle, Alles entflammende
Zeit, als wir im Februar 1813 den Aufruf des
Königes vernahmen und ſofort Breslaus Straßen
zu eng wurden für unſere bis zum Tode für das
Vaterland begeiſterten Schaaren, — als wir dann
in den furchtbaren Schlachten von Lützen und
Bautzen zurückgedrängt, aber nicht beſiegt, ſondern
immer kühner, immer ſtolzer wurden, als ſelbſt
Rußlands Kaiſer mit ſeinen Veteranen von Eylau
und Borodino, denen wir die Ehre des Vorkam-
pfes nicht gönnten, uns als ſtaunende Zuſchauer
ihr bewunderndes Hurrah zurufen mußten — Wel-
chen Klang hatten da alle großen Worte!
Zweiter Jaͤger.
Ja, das ganze Heer war wie electriſch, —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#VIEJAG">
              <p><pb facs="#f0220" n="212"/>
mancher zärtliche, be&#x017F;orgte Blick von Müttern,<lb/>
Schwe&#x017F;tern, Bräuten richtet &#x017F;ich hierher!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAJ">
              <speaker><hi rendition="#g">Major</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Mit ihnen das Auge des Königs.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DJAG">
              <speaker><hi rendition="#g">Dritter Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>So umwölke der Himmel &#x017F;eine Sterne noch<lb/>
dichter als er &#x017F;chon thut, &#x2014; uns leuchten be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Sonnen als er be&#x017F;itzt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EJAG">
              <speaker><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Große Augenblicke erwecken große Erinnerungen:<lb/>
es war doch eine wundervolle, Alles entflammende<lb/>
Zeit, als wir im Februar 1813 den Aufruf des<lb/>
Königes vernahmen und &#x017F;ofort Breslaus Straßen<lb/>
zu eng wurden für un&#x017F;ere bis zum Tode für das<lb/>
Vaterland begei&#x017F;terten Schaaren, &#x2014; als wir dann<lb/>
in den furchtbaren Schlachten von Lützen und<lb/>
Bautzen zurückgedrängt, aber nicht be&#x017F;iegt, &#x017F;ondern<lb/>
immer kühner, immer &#x017F;tolzer wurden, als &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Rußlands Kai&#x017F;er mit &#x017F;einen Veteranen von Eylau<lb/>
und Borodino, denen wir die Ehre des Vorkam-<lb/>
pfes nicht gönnten, uns als &#x017F;taunende Zu&#x017F;chauer<lb/>
ihr bewunderndes Hurrah zurufen mußten &#x2014; Wel-<lb/>
chen Klang hatten da alle großen Worte!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ZJAG">
              <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ja, das ganze Heer war wie electri&#x017F;ch, &#x2014;<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0220] mancher zärtliche, beſorgte Blick von Müttern, Schweſtern, Bräuten richtet ſich hierher! Major. Mit ihnen das Auge des Königs. Dritter Jaͤger. So umwölke der Himmel ſeine Sterne noch dichter als er ſchon thut, — uns leuchten beſſere Sonnen als er beſitzt. Erſter Jaͤger. Große Augenblicke erwecken große Erinnerungen: es war doch eine wundervolle, Alles entflammende Zeit, als wir im Februar 1813 den Aufruf des Königes vernahmen und ſofort Breslaus Straßen zu eng wurden für unſere bis zum Tode für das Vaterland begeiſterten Schaaren, — als wir dann in den furchtbaren Schlachten von Lützen und Bautzen zurückgedrängt, aber nicht beſiegt, ſondern immer kühner, immer ſtolzer wurden, als ſelbſt Rußlands Kaiſer mit ſeinen Veteranen von Eylau und Borodino, denen wir die Ehre des Vorkam- pfes nicht gönnten, uns als ſtaunende Zuſchauer ihr bewunderndes Hurrah zurufen mußten — Wel- chen Klang hatten da alle großen Worte! Zweiter Jaͤger. Ja, das ganze Heer war wie electriſch, —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/220
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/220>, abgerufen am 16.04.2024.