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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Tagebuch.



Zur Erklärung!!

Die deutschen Journale beschäftigen sich viel mit der Anekdote, der
König von Belgien habe in einer Audienz die Brüsseler Buchdrucker auf¬
gemuntert, auch englische und deutsche Bücher nachzudrucken. Wir sind
in den Stand gesetzt, die bestimmteste Erklärung zu geben,
daß jene Nachricht durchaus unwahr und verfälscht ist.

Der König, der bei verschiedenen Gelegenheiten, wo es um einen ihm noch
unbekannten Zweig der Landesindustrie sich handelt, über alle Details
desselben Nachfragen stellt, hatte sich bei dieser Gelegenheit erkundigt, ob
denn auch englische und deutsche Bücher in Belgien nachgedruckt werden,
und ob die Werke in diesen Sprachen im Lande viele Freunde zählen.
Auf diese einfache und natürliche Frage beschränkt sich Alles, was der König
in dieser Beziehung gesprochen, und was in so unverschämter Entstellung
Veranlassung zu Mißdeutungen geliefert hat. Wir geben diese Erklärung
auf die Versicherung eines Mannes, dessen Charakter und Stellung die
vollständigste Garantie ihrer Wahrheit bietet.

Die Redaktion.


Zwei Scenen aus dem orangistischen Complot.

Eine romantische und für einen geschickten Romanschreiber gut zu benutzende Sce¬
nerie, gibt in der entdeckten orangistischen Verschwörung die Verhaftnehmung der Gat¬
tin des General Vandersmissen. Diese Dame ist eine Engländerin, von jenem exaltir-
ten Schlage, die an Boz einen so vortrefflichen Schilderer gefunden hat. Madame
Vandersmissen trägt sich mit der fixen Idee, daß sie das Schaffot besteigen werde. --
Bei ihrem letzten Verhör sagte sie zu dem Untersuchungsrichter: Ich stamme aus der
erhabenen und unglücklichen Linie der Plantagenets -- das Schwert ist durstig nach
meinem Blute; nehmt meinen Kopf -- er ist verfallen den Unglücksgöttern meines
Stammes.

-- Die Mutter des in dem orangistischen Complott so schwer compromitirten Ge¬
neral Vandermeeren, ist auf den Tod erkrankt. Die belgische Regierung hat bei die-

Tagebuch.



Zur Erklärung!!

Die deutschen Journale beschäftigen sich viel mit der Anekdote, der
König von Belgien habe in einer Audienz die Brüsseler Buchdrucker auf¬
gemuntert, auch englische und deutsche Bücher nachzudrucken. Wir sind
in den Stand gesetzt, die bestimmteste Erklärung zu geben,
daß jene Nachricht durchaus unwahr und verfälscht ist.

Der König, der bei verschiedenen Gelegenheiten, wo es um einen ihm noch
unbekannten Zweig der Landesindustrie sich handelt, über alle Details
desselben Nachfragen stellt, hatte sich bei dieser Gelegenheit erkundigt, ob
denn auch englische und deutsche Bücher in Belgien nachgedruckt werden,
und ob die Werke in diesen Sprachen im Lande viele Freunde zählen.
Auf diese einfache und natürliche Frage beschränkt sich Alles, was der König
in dieser Beziehung gesprochen, und was in so unverschämter Entstellung
Veranlassung zu Mißdeutungen geliefert hat. Wir geben diese Erklärung
auf die Versicherung eines Mannes, dessen Charakter und Stellung die
vollständigste Garantie ihrer Wahrheit bietet.

Die Redaktion.


Zwei Scenen aus dem orangistischen Complot.

Eine romantische und für einen geschickten Romanschreiber gut zu benutzende Sce¬
nerie, gibt in der entdeckten orangistischen Verschwörung die Verhaftnehmung der Gat¬
tin des General Vandersmissen. Diese Dame ist eine Engländerin, von jenem exaltir-
ten Schlage, die an Boz einen so vortrefflichen Schilderer gefunden hat. Madame
Vandersmissen trägt sich mit der fixen Idee, daß sie das Schaffot besteigen werde. —
Bei ihrem letzten Verhör sagte sie zu dem Untersuchungsrichter: Ich stamme aus der
erhabenen und unglücklichen Linie der Plantagenets — das Schwert ist durstig nach
meinem Blute; nehmt meinen Kopf — er ist verfallen den Unglücksgöttern meines
Stammes.

— Die Mutter des in dem orangistischen Complott so schwer compromitirten Ge¬
neral Vandermeeren, ist auf den Tod erkrankt. Die belgische Regierung hat bei die-

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[162/0170] Tagebuch. Brüssel, Ende November. Zur Erklärung!! Die deutschen Journale beschäftigen sich viel mit der Anekdote, der König von Belgien habe in einer Audienz die Brüsseler Buchdrucker auf¬ gemuntert, auch englische und deutsche Bücher nachzudrucken. Wir sind in den Stand gesetzt, die bestimmteste Erklärung zu geben, daß jene Nachricht durchaus unwahr und verfälscht ist. Der König, der bei verschiedenen Gelegenheiten, wo es um einen ihm noch unbekannten Zweig der Landesindustrie sich handelt, über alle Details desselben Nachfragen stellt, hatte sich bei dieser Gelegenheit erkundigt, ob denn auch englische und deutsche Bücher in Belgien nachgedruckt werden, und ob die Werke in diesen Sprachen im Lande viele Freunde zählen. Auf diese einfache und natürliche Frage beschränkt sich Alles, was der König in dieser Beziehung gesprochen, und was in so unverschämter Entstellung Veranlassung zu Mißdeutungen geliefert hat. Wir geben diese Erklärung auf die Versicherung eines Mannes, dessen Charakter und Stellung die vollständigste Garantie ihrer Wahrheit bietet. Die Redaktion. Zwei Scenen aus dem orangistischen Complot. Eine romantische und für einen geschickten Romanschreiber gut zu benutzende Sce¬ nerie, gibt in der entdeckten orangistischen Verschwörung die Verhaftnehmung der Gat¬ tin des General Vandersmissen. Diese Dame ist eine Engländerin, von jenem exaltir- ten Schlage, die an Boz einen so vortrefflichen Schilderer gefunden hat. Madame Vandersmissen trägt sich mit der fixen Idee, daß sie das Schaffot besteigen werde. — Bei ihrem letzten Verhör sagte sie zu dem Untersuchungsrichter: Ich stamme aus der erhabenen und unglücklichen Linie der Plantagenets — das Schwert ist durstig nach meinem Blute; nehmt meinen Kopf — er ist verfallen den Unglücksgöttern meines Stammes. — Die Mutter des in dem orangistischen Complott so schwer compromitirten Ge¬ neral Vandermeeren, ist auf den Tod erkrankt. Die belgische Regierung hat bei die-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/170>, abgerufen am 28.03.2024.