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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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eines Ivfingrigen Pianisten und einer lObeinigen Tänzerin zieht. Hören wir
hierüber Marggraff selbst sprechen:

"Was die Stellung des Publikums der Kunst gegenüber betrifft, so er¬
scheint sie in vielen Stücken anders, als sie es noch etwa vor 10 Jahren war.
Allerdings können wir nicht leugnen, durch die Vervielfältigung und Verbesse¬
rung der verschiedenen Anstalten zur Erhaltung, Fortpflanzung und Verbrei¬
tung der Kunst, durch die zweckmäßige Ergänzung, Feststellung und Freigebung
der öffentlichen Kunstsammlungen; durch die alle Kreise und Stände des Volks
eng einschließenden, mit ihrer Wirksamkeit über größere und kleinere Ortschaf¬
ten sich verbreitenden Kunstvereine und die von ihnen geförderten und veran¬
laßten Kunstausstellungen; durch die regsamere Thätigkeit im Gebiete der ver¬
vielfältigenden Künste des Kupferstichs, des Holzschnitts und der Lithographie und
die hieran sich knüpfende gesteigerte Unternehmungslust der Kunsthändler; endlich
durch die zum Theil in Folge der erwähnten Verhältnisse herbeigeführte Ver¬
mehrung der Künstler und hierunter die entstehenden Kunstwerke selbst, hat
sich die Liebe zur Kunst und der Sinn dafür in einem Maße aller Gemüther
bemächtigt, daß wir berechtigt sind, sowohl in Bezug der Vermehrung als des
künstlerischen Werthes der Productionen noch höhere Erfolge von der Zukunft
zu erwarten."

,,Man drängt sich zur Theilnahme an den Kunstvcrei'nen und unsere Zeit
würde die Benennung des Zeitalters der Denkmäler nicht verdienen, wollte das
Volk jetzt, wie in den beiden letzten Jahrhunderten, nur.seinen Fürsten es über¬
lassen, berühmten Männern Monumente zu errichten. Die früher unter Verschluß
gehaltenen oder auf Wucher verliehenen Privatmittel verwendet man jetzt wieder
lieber auf den Erwerb von Kunstgcgenständen, mit deren beweglichem Schmuck
man so brillant als möglich sein Local zu verzieren sucht, während Einzelne,
schon in größerer Zahl, als früher, auch der monumentalen Malerei und Bild¬
nern Gelegenheit geben, bei der Errichtung neuer Wohngebäude und Land¬
häuser mit der Architektur in unmittelbare, gemeinsame Wirksamkeit zu
treten."




Die deutsche," Tosch-nlckchcr und ti" Wcltzegende" "°n Chlodwig.

Die Literatur der deutschen Taschenbücher ist in letzterer Zeit aus eine be¬
deutende Apathie im Publikum gestoßen. Ihre nächste Bestimmung, als Neu¬
jahrsgeschenke oder sonstige Galanteriebezeugung auf die vtagöre einer Dame


eines Ivfingrigen Pianisten und einer lObeinigen Tänzerin zieht. Hören wir
hierüber Marggraff selbst sprechen:

„Was die Stellung des Publikums der Kunst gegenüber betrifft, so er¬
scheint sie in vielen Stücken anders, als sie es noch etwa vor 10 Jahren war.
Allerdings können wir nicht leugnen, durch die Vervielfältigung und Verbesse¬
rung der verschiedenen Anstalten zur Erhaltung, Fortpflanzung und Verbrei¬
tung der Kunst, durch die zweckmäßige Ergänzung, Feststellung und Freigebung
der öffentlichen Kunstsammlungen; durch die alle Kreise und Stände des Volks
eng einschließenden, mit ihrer Wirksamkeit über größere und kleinere Ortschaf¬
ten sich verbreitenden Kunstvereine und die von ihnen geförderten und veran¬
laßten Kunstausstellungen; durch die regsamere Thätigkeit im Gebiete der ver¬
vielfältigenden Künste des Kupferstichs, des Holzschnitts und der Lithographie und
die hieran sich knüpfende gesteigerte Unternehmungslust der Kunsthändler; endlich
durch die zum Theil in Folge der erwähnten Verhältnisse herbeigeführte Ver¬
mehrung der Künstler und hierunter die entstehenden Kunstwerke selbst, hat
sich die Liebe zur Kunst und der Sinn dafür in einem Maße aller Gemüther
bemächtigt, daß wir berechtigt sind, sowohl in Bezug der Vermehrung als des
künstlerischen Werthes der Productionen noch höhere Erfolge von der Zukunft
zu erwarten."

,,Man drängt sich zur Theilnahme an den Kunstvcrei'nen und unsere Zeit
würde die Benennung des Zeitalters der Denkmäler nicht verdienen, wollte das
Volk jetzt, wie in den beiden letzten Jahrhunderten, nur.seinen Fürsten es über¬
lassen, berühmten Männern Monumente zu errichten. Die früher unter Verschluß
gehaltenen oder auf Wucher verliehenen Privatmittel verwendet man jetzt wieder
lieber auf den Erwerb von Kunstgcgenständen, mit deren beweglichem Schmuck
man so brillant als möglich sein Local zu verzieren sucht, während Einzelne,
schon in größerer Zahl, als früher, auch der monumentalen Malerei und Bild¬
nern Gelegenheit geben, bei der Errichtung neuer Wohngebäude und Land¬
häuser mit der Architektur in unmittelbare, gemeinsame Wirksamkeit zu
treten."




Die deutsche,» Tosch-nlckchcr und ti« Wcltzegende» »°n Chlodwig.

Die Literatur der deutschen Taschenbücher ist in letzterer Zeit aus eine be¬
deutende Apathie im Publikum gestoßen. Ihre nächste Bestimmung, als Neu¬
jahrsgeschenke oder sonstige Galanteriebezeugung auf die vtagöre einer Dame


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[0249] eines Ivfingrigen Pianisten und einer lObeinigen Tänzerin zieht. Hören wir hierüber Marggraff selbst sprechen: „Was die Stellung des Publikums der Kunst gegenüber betrifft, so er¬ scheint sie in vielen Stücken anders, als sie es noch etwa vor 10 Jahren war. Allerdings können wir nicht leugnen, durch die Vervielfältigung und Verbesse¬ rung der verschiedenen Anstalten zur Erhaltung, Fortpflanzung und Verbrei¬ tung der Kunst, durch die zweckmäßige Ergänzung, Feststellung und Freigebung der öffentlichen Kunstsammlungen; durch die alle Kreise und Stände des Volks eng einschließenden, mit ihrer Wirksamkeit über größere und kleinere Ortschaf¬ ten sich verbreitenden Kunstvereine und die von ihnen geförderten und veran¬ laßten Kunstausstellungen; durch die regsamere Thätigkeit im Gebiete der ver¬ vielfältigenden Künste des Kupferstichs, des Holzschnitts und der Lithographie und die hieran sich knüpfende gesteigerte Unternehmungslust der Kunsthändler; endlich durch die zum Theil in Folge der erwähnten Verhältnisse herbeigeführte Ver¬ mehrung der Künstler und hierunter die entstehenden Kunstwerke selbst, hat sich die Liebe zur Kunst und der Sinn dafür in einem Maße aller Gemüther bemächtigt, daß wir berechtigt sind, sowohl in Bezug der Vermehrung als des künstlerischen Werthes der Productionen noch höhere Erfolge von der Zukunft zu erwarten." ,,Man drängt sich zur Theilnahme an den Kunstvcrei'nen und unsere Zeit würde die Benennung des Zeitalters der Denkmäler nicht verdienen, wollte das Volk jetzt, wie in den beiden letzten Jahrhunderten, nur.seinen Fürsten es über¬ lassen, berühmten Männern Monumente zu errichten. Die früher unter Verschluß gehaltenen oder auf Wucher verliehenen Privatmittel verwendet man jetzt wieder lieber auf den Erwerb von Kunstgcgenständen, mit deren beweglichem Schmuck man so brillant als möglich sein Local zu verzieren sucht, während Einzelne, schon in größerer Zahl, als früher, auch der monumentalen Malerei und Bild¬ nern Gelegenheit geben, bei der Errichtung neuer Wohngebäude und Land¬ häuser mit der Architektur in unmittelbare, gemeinsame Wirksamkeit zu treten." Die deutsche,» Tosch-nlckchcr und ti« Wcltzegende» »°n Chlodwig. Die Literatur der deutschen Taschenbücher ist in letzterer Zeit aus eine be¬ deutende Apathie im Publikum gestoßen. Ihre nächste Bestimmung, als Neu¬ jahrsgeschenke oder sonstige Galanteriebezeugung auf die vtagöre einer Dame

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/249>, abgerufen am 03.05.2024.