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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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Skizzen aus dem Cölner Dombaufest.



Junges Deutschland. -- Maas Cöln! -- Die französische Revolution und ihre
Folgen. -- Die Redacteure der Rheinischen und der Cölnischen Zeitung.--
Das jüdische Frühstück. -- Kunstausstellung. -- Lißt. -- Zwei Italiene¬
rinnen. -- Die Illumination. --

Dombaufeier, Gerümpel, Schutt, -- das will sagen Notizen,
Aphorismen, Einfälle, wie ich sie gestoßen, getreten, halb betäubt,
halb aufgeregt im Gedränge gefunden habe -- das ist Alles, was
ich ihnen senden kann. Verlangen Sie keine Beschreibung, kein
plastisches, fertiges Bild von einem Feste, das ja an und für sich
nicht zur Erinnerung ein etwas Fertiges, Abgethanes veranstaltet
uA gefeiert worden. Das Ganze, was in diesen Tagen hier vor¬
ging und vorgeht, ist ja eben nichts, als eine lyrische Aufregung,
ein Anzünden, ein Aufflammen und der gekrönte Redner, der so
trefflich stylisirte Worte vor dem Aufheben des Hammers sprach, hat
dies sehr wohl hervorgehoben. Das alte Cöln soll ein junges
Deutschland gebaren; aber kein junges Deutschland aus den drei¬
ßiger Jahren, das mit dem Kops gegen die Wand läuft; ein junges
Deutschland der vierziger Jahre d. h. ein solches, welches das Alter
erreicht hat, wo selbst die Schwaben klug werden. Es ist immer
vortheilhafter, wenn ein König sich an die Spitze der Bewegung
stellt, als wenn ein gemeiner Schriftsteller dies thut: solche Hammer¬
schlüge kann der Bundestag nicht in die Acht erklären.

Alaaf Cöln! Den ganzen Tag über, während ich die Straßen
der Rhein.stadt durchstreifte, klangen mir die Worte in den Ohren:


Skizzen aus dem Cölner Dombaufest.



Junges Deutschland. — Maas Cöln! — Die französische Revolution und ihre
Folgen. — Die Redacteure der Rheinischen und der Cölnischen Zeitung.—
Das jüdische Frühstück. — Kunstausstellung. — Lißt. — Zwei Italiene¬
rinnen. — Die Illumination. —

Dombaufeier, Gerümpel, Schutt, — das will sagen Notizen,
Aphorismen, Einfälle, wie ich sie gestoßen, getreten, halb betäubt,
halb aufgeregt im Gedränge gefunden habe — das ist Alles, was
ich ihnen senden kann. Verlangen Sie keine Beschreibung, kein
plastisches, fertiges Bild von einem Feste, das ja an und für sich
nicht zur Erinnerung ein etwas Fertiges, Abgethanes veranstaltet
uA gefeiert worden. Das Ganze, was in diesen Tagen hier vor¬
ging und vorgeht, ist ja eben nichts, als eine lyrische Aufregung,
ein Anzünden, ein Aufflammen und der gekrönte Redner, der so
trefflich stylisirte Worte vor dem Aufheben des Hammers sprach, hat
dies sehr wohl hervorgehoben. Das alte Cöln soll ein junges
Deutschland gebaren; aber kein junges Deutschland aus den drei¬
ßiger Jahren, das mit dem Kops gegen die Wand läuft; ein junges
Deutschland der vierziger Jahre d. h. ein solches, welches das Alter
erreicht hat, wo selbst die Schwaben klug werden. Es ist immer
vortheilhafter, wenn ein König sich an die Spitze der Bewegung
stellt, als wenn ein gemeiner Schriftsteller dies thut: solche Hammer¬
schlüge kann der Bundestag nicht in die Acht erklären.

Alaaf Cöln! Den ganzen Tag über, während ich die Straßen
der Rhein.stadt durchstreifte, klangen mir die Worte in den Ohren:


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[0331] Skizzen aus dem Cölner Dombaufest. Junges Deutschland. — Maas Cöln! — Die französische Revolution und ihre Folgen. — Die Redacteure der Rheinischen und der Cölnischen Zeitung.— Das jüdische Frühstück. — Kunstausstellung. — Lißt. — Zwei Italiene¬ rinnen. — Die Illumination. — Dombaufeier, Gerümpel, Schutt, — das will sagen Notizen, Aphorismen, Einfälle, wie ich sie gestoßen, getreten, halb betäubt, halb aufgeregt im Gedränge gefunden habe — das ist Alles, was ich ihnen senden kann. Verlangen Sie keine Beschreibung, kein plastisches, fertiges Bild von einem Feste, das ja an und für sich nicht zur Erinnerung ein etwas Fertiges, Abgethanes veranstaltet uA gefeiert worden. Das Ganze, was in diesen Tagen hier vor¬ ging und vorgeht, ist ja eben nichts, als eine lyrische Aufregung, ein Anzünden, ein Aufflammen und der gekrönte Redner, der so trefflich stylisirte Worte vor dem Aufheben des Hammers sprach, hat dies sehr wohl hervorgehoben. Das alte Cöln soll ein junges Deutschland gebaren; aber kein junges Deutschland aus den drei¬ ßiger Jahren, das mit dem Kops gegen die Wand läuft; ein junges Deutschland der vierziger Jahre d. h. ein solches, welches das Alter erreicht hat, wo selbst die Schwaben klug werden. Es ist immer vortheilhafter, wenn ein König sich an die Spitze der Bewegung stellt, als wenn ein gemeiner Schriftsteller dies thut: solche Hammer¬ schlüge kann der Bundestag nicht in die Acht erklären. Alaaf Cöln! Den ganzen Tag über, während ich die Straßen der Rhein.stadt durchstreifte, klangen mir die Worte in den Ohren:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/331>, abgerufen am 03.05.2024.