Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
Brabanter VolNSsceRsn.



Vor Vrouwl?eus-clsg.
(20.Januar.)



Ein deutscher Freund der nach Brüssel kam, setzte mich gestern als
Cicerone in Bewegung. Ich durchstreifte mit ihm des Tags über die
glänzendsten Partien der Stadt, die im Sonnenlichte ihre^ schönen Glie¬
der so coquett bespiegelt. Den Abend bewahrte ich für die minder schö<
nen aber um so volksreichern Stadtgcgendcn, wo die im Dunkel sich
drängenden Massen, von einzelnen Gaslaternen in einzelnen Flecken be¬
leuchtet, etwas Unheimliches und Magisches haben, welches durch den ge¬
schichtlichen Boden und durch die alte chronikrciche Zeit, die ihre Spu¬
ren hier zurückgelassen, die Phantasie noch Wer stachelt. DaS Stadt¬
viertel, wodurch unser Weg ging, liegt im untern Theile Brüssels und
ist sast ganz von Leuten, mitunter sehr wohlhabenden, aus dem Bürger¬
stand, meistens ursprüngliche Brabanter bewohnt, bei welchen die flä¬
mische Sprache die des Verkehrs ist, und die ältesten National-Sitten
und Gebräuche sich am längsten erhalten haben. Es fiel nicht nur mei¬
nem Freunde, der wie gesagt ein Fremder ist, sondern auch mir seit
mehren Jahren Hieselbst Ansäßigcn nicht wenig auf, fast in dem ganzen
Stadtviertel das wir durchwanderten, besonders aber in der im Zickzack
langen e-lit ä'H.neu!rlLLllt und den mit ihr verbundenen kleinen Gäßchen,
viele Frauenzimmer, besonders die Hausmütter, mehr oder weniger ge-


19*
Brabanter VolNSsceRsn.



Vor Vrouwl?eus-clsg.
(20.Januar.)



Ein deutscher Freund der nach Brüssel kam, setzte mich gestern als
Cicerone in Bewegung. Ich durchstreifte mit ihm des Tags über die
glänzendsten Partien der Stadt, die im Sonnenlichte ihre^ schönen Glie¬
der so coquett bespiegelt. Den Abend bewahrte ich für die minder schö<
nen aber um so volksreichern Stadtgcgendcn, wo die im Dunkel sich
drängenden Massen, von einzelnen Gaslaternen in einzelnen Flecken be¬
leuchtet, etwas Unheimliches und Magisches haben, welches durch den ge¬
schichtlichen Boden und durch die alte chronikrciche Zeit, die ihre Spu¬
ren hier zurückgelassen, die Phantasie noch Wer stachelt. DaS Stadt¬
viertel, wodurch unser Weg ging, liegt im untern Theile Brüssels und
ist sast ganz von Leuten, mitunter sehr wohlhabenden, aus dem Bürger¬
stand, meistens ursprüngliche Brabanter bewohnt, bei welchen die flä¬
mische Sprache die des Verkehrs ist, und die ältesten National-Sitten
und Gebräuche sich am längsten erhalten haben. Es fiel nicht nur mei¬
nem Freunde, der wie gesagt ein Fremder ist, sondern auch mir seit
mehren Jahren Hieselbst Ansäßigcn nicht wenig auf, fast in dem ganzen
Stadtviertel das wir durchwanderten, besonders aber in der im Zickzack
langen e-lit ä'H.neu!rlLLllt und den mit ihr verbundenen kleinen Gäßchen,
viele Frauenzimmer, besonders die Hausmütter, mehr oder weniger ge-


19*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0127" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267342"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Brabanter VolNSsceRsn.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="2">
            <head> Vor Vrouwl?eus-clsg.<lb/>
(20.Januar.) </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p xml:id="ID_712" next="#ID_713"> Ein deutscher Freund der nach Brüssel kam, setzte mich gestern als<lb/>
Cicerone in Bewegung. Ich durchstreifte mit ihm des Tags über die<lb/>
glänzendsten Partien der Stadt, die im Sonnenlichte ihre^ schönen Glie¬<lb/>
der so coquett bespiegelt. Den Abend bewahrte ich für die minder schö&lt;<lb/>
nen aber um so volksreichern Stadtgcgendcn, wo die im Dunkel sich<lb/>
drängenden Massen, von einzelnen Gaslaternen in einzelnen Flecken be¬<lb/>
leuchtet, etwas Unheimliches und Magisches haben, welches durch den ge¬<lb/>
schichtlichen Boden und durch die alte chronikrciche Zeit, die ihre Spu¬<lb/>
ren hier zurückgelassen, die Phantasie noch Wer stachelt. DaS Stadt¬<lb/>
viertel, wodurch unser Weg ging, liegt im untern Theile Brüssels und<lb/>
ist sast ganz von Leuten, mitunter sehr wohlhabenden, aus dem Bürger¬<lb/>
stand, meistens ursprüngliche Brabanter bewohnt, bei welchen die flä¬<lb/>
mische Sprache die des Verkehrs ist, und die ältesten National-Sitten<lb/>
und Gebräuche sich am längsten erhalten haben. Es fiel nicht nur mei¬<lb/>
nem Freunde, der wie gesagt ein Fremder ist, sondern auch mir seit<lb/>
mehren Jahren Hieselbst Ansäßigcn nicht wenig auf, fast in dem ganzen<lb/>
Stadtviertel das wir durchwanderten, besonders aber in der im Zickzack<lb/>
langen e-lit ä'H.neu!rlLLllt und den mit ihr verbundenen kleinen Gäßchen,<lb/>
viele Frauenzimmer, besonders die Hausmütter, mehr oder weniger ge-</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 19*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0127] Brabanter VolNSsceRsn. Vor Vrouwl?eus-clsg. (20.Januar.) Ein deutscher Freund der nach Brüssel kam, setzte mich gestern als Cicerone in Bewegung. Ich durchstreifte mit ihm des Tags über die glänzendsten Partien der Stadt, die im Sonnenlichte ihre^ schönen Glie¬ der so coquett bespiegelt. Den Abend bewahrte ich für die minder schö< nen aber um so volksreichern Stadtgcgendcn, wo die im Dunkel sich drängenden Massen, von einzelnen Gaslaternen in einzelnen Flecken be¬ leuchtet, etwas Unheimliches und Magisches haben, welches durch den ge¬ schichtlichen Boden und durch die alte chronikrciche Zeit, die ihre Spu¬ ren hier zurückgelassen, die Phantasie noch Wer stachelt. DaS Stadt¬ viertel, wodurch unser Weg ging, liegt im untern Theile Brüssels und ist sast ganz von Leuten, mitunter sehr wohlhabenden, aus dem Bürger¬ stand, meistens ursprüngliche Brabanter bewohnt, bei welchen die flä¬ mische Sprache die des Verkehrs ist, und die ältesten National-Sitten und Gebräuche sich am längsten erhalten haben. Es fiel nicht nur mei¬ nem Freunde, der wie gesagt ein Fremder ist, sondern auch mir seit mehren Jahren Hieselbst Ansäßigcn nicht wenig auf, fast in dem ganzen Stadtviertel das wir durchwanderten, besonders aber in der im Zickzack langen e-lit ä'H.neu!rlLLllt und den mit ihr verbundenen kleinen Gäßchen, viele Frauenzimmer, besonders die Hausmütter, mehr oder weniger ge- 19*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/127
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/127>, abgerufen am 04.05.2024.