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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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räumen.Gelegenheit genug, ihren Stoff zu sammeln und zu suchen/ Es giebt in
dem, großen -Oesterreich und in seiner volksrcichcn 'Residenzstadt der wissenschaftlichen,
literarischen, künstlerischen und socialen^ Bewegungen genug, worüber Deutschland
gerne unterrichtet sein will. Wir erwarten in der allgemeinen Zeitung keine Oppo¬
sition, keine witzigen Gcißelhiebe, wohl aber einen ruhigen, positiven Rapport.
Der Verfasser jener, Briefe ist "der Staatskanzlei nicht unbekannt, kann ihr nicht
unbekannt sein, aus nicht schwer zu errathenden Gründen. Wie leicht ,könnte es
ihm nun werden, sich dort statistische Notizen über den Standpunkt einzelner, wich¬
tiger Zweige der Wissenschaft und der Industrie zu verschaffen, und er würde sei¬
nem Materlande wie dem übrigen Deutschland einen dankenswerten Dienst erwei¬
sen. Ja, manche freimüthige Äriiik,, welche die locale. Censur der Unterbeamten
nicht gestatten darf, würde dort geduldet, ja, vielleicht sogar befördert werde",
wie dies bei der Beleuchtung der ungarischen Zustände.der Fall ist. Man muß
die Bedeutung der allgemeinen Zeitung in Oesterreich kennen, um zu wissen, mit
welcher Gier Vornehm und Gering, Gelehrte und Profane nach jeder Notiz, die
über Oesterreich darin zu lesen, ist, schnappen. Sollte der,Verfasser jener Briefe
dem natürlichen Wunsche nach einer größeren Puvlicitcit, der die Wiener Ge-
lehrten^-und,- Industriellen beseelt, nicht auf eine fruchtbarere Weise entsprechen
können?- , .-..>.


'. ..' Weibliche Violinisten.

.Wie früher die,beiden Brüder Eichhorn Deutschland mit/ihren .Geigen durch¬
zogen'/ so durchziehen jetzt zwei kleine Wund.erfchweftexn. Frankreich, und.Belgien,
die,Schwestern Milan vllo, -um.Alles,,mit.ihren Violinen, in Enthusiasmus.zu
versetzen. Es ist uns, sagt der. Berichterstatter eines. Journals,! ebenfalls das Vergnügen
zu Theil .geworden, diese-.--Mitten- Wundergefch.öpft/ ;dje, .man, Milan vllo,^nennt,
zu hören, diese, .beiden räthselhqftcn -Organisationen,. deren^frühreifes Talent die
Einbildungskraft fast dan.lebe.r.drijckt. .Ihr Fürsten .und Könige der Geigen, ihr alle>
ihr gekrönten ^Häupter, Prume,. Beriot, VieutempS, Ernst und wie ihr sonst noch
heißt,, -e haltet, eure ^ Kronen, mit beiden.Handen , fest;- denn seht, hier kommt The-
resa die,Königin, und, Maria,-ihre Schwester,-die.,arme .kleine Prinzessin, die sich
aufHre kleine Geige - lehnt,,/der selbst,W kleine Pult als Stütze. dient. -- Für¬
wahr, das salische Gesetz hat, .auch für den Instr,nule.ut^nkönig zu^ eiistiren ,aufge¬
hört; der Violinenbogen fällt den Händen anheim, die bisher die Spindel führten.
Aber hört auch diese Töne sich abspinnen, so durchsichtig klar, so süß, so hold;
hört den vollen und gewaltigen Gesang dieser K-Saite, und seht diese kleinen,
so zarten so gelenken Finger von. ,dieser bis. i.an die äWMen-End^n der Quinte,
hart am Steg, hineilen, und dort einen so richtigen, so sam nctartigen Ton mit


räumen.Gelegenheit genug, ihren Stoff zu sammeln und zu suchen/ Es giebt in
dem, großen -Oesterreich und in seiner volksrcichcn 'Residenzstadt der wissenschaftlichen,
literarischen, künstlerischen und socialen^ Bewegungen genug, worüber Deutschland
gerne unterrichtet sein will. Wir erwarten in der allgemeinen Zeitung keine Oppo¬
sition, keine witzigen Gcißelhiebe, wohl aber einen ruhigen, positiven Rapport.
Der Verfasser jener, Briefe ist "der Staatskanzlei nicht unbekannt, kann ihr nicht
unbekannt sein, aus nicht schwer zu errathenden Gründen. Wie leicht ,könnte es
ihm nun werden, sich dort statistische Notizen über den Standpunkt einzelner, wich¬
tiger Zweige der Wissenschaft und der Industrie zu verschaffen, und er würde sei¬
nem Materlande wie dem übrigen Deutschland einen dankenswerten Dienst erwei¬
sen. Ja, manche freimüthige Äriiik,, welche die locale. Censur der Unterbeamten
nicht gestatten darf, würde dort geduldet, ja, vielleicht sogar befördert werde»,
wie dies bei der Beleuchtung der ungarischen Zustände.der Fall ist. Man muß
die Bedeutung der allgemeinen Zeitung in Oesterreich kennen, um zu wissen, mit
welcher Gier Vornehm und Gering, Gelehrte und Profane nach jeder Notiz, die
über Oesterreich darin zu lesen, ist, schnappen. Sollte der,Verfasser jener Briefe
dem natürlichen Wunsche nach einer größeren Puvlicitcit, der die Wiener Ge-
lehrten^-und,- Industriellen beseelt, nicht auf eine fruchtbarere Weise entsprechen
können?- , .-..>.


'. ..' Weibliche Violinisten.

.Wie früher die,beiden Brüder Eichhorn Deutschland mit/ihren .Geigen durch¬
zogen'/ so durchziehen jetzt zwei kleine Wund.erfchweftexn. Frankreich, und.Belgien,
die,Schwestern Milan vllo, -um.Alles,,mit.ihren Violinen, in Enthusiasmus.zu
versetzen. Es ist uns, sagt der. Berichterstatter eines. Journals,! ebenfalls das Vergnügen
zu Theil .geworden, diese-.--Mitten- Wundergefch.öpft/ ;dje, .man, Milan vllo,^nennt,
zu hören, diese, .beiden räthselhqftcn -Organisationen,. deren^frühreifes Talent die
Einbildungskraft fast dan.lebe.r.drijckt. .Ihr Fürsten .und Könige der Geigen, ihr alle>
ihr gekrönten ^Häupter, Prume,. Beriot, VieutempS, Ernst und wie ihr sonst noch
heißt,, -e haltet, eure ^ Kronen, mit beiden.Handen , fest;- denn seht, hier kommt The-
resa die,Königin, und, Maria,-ihre Schwester,-die.,arme .kleine Prinzessin, die sich
aufHre kleine Geige - lehnt,,/der selbst,W kleine Pult als Stütze. dient. — Für¬
wahr, das salische Gesetz hat, .auch für den Instr,nule.ut^nkönig zu^ eiistiren ,aufge¬
hört; der Violinenbogen fällt den Händen anheim, die bisher die Spindel führten.
Aber hört auch diese Töne sich abspinnen, so durchsichtig klar, so süß, so hold;
hört den vollen und gewaltigen Gesang dieser K-Saite, und seht diese kleinen,
so zarten so gelenken Finger von. ,dieser bis. i.an die äWMen-End^n der Quinte,
hart am Steg, hineilen, und dort einen so richtigen, so sam nctartigen Ton mit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/171>, abgerufen am 04.05.2024.