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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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"Mozarts erste Reise nach P-triS.
Musikalische Erinnerungen nach authentischen Quellen.



In dem Augenblicke, wo man an,den Ufern der Seine die Mei¬
sterschöpfungen unseres großen deutschen Tondichters ^von deutschen Keh¬
len gesungen und mit deutschem Texte unterlegt vernehmen soll, wollen
wir die Phantasie des Lesers um 80 Jahr zurück versetzen, in jene Zeit
nämlich , wo der, dessen Melodien jetzt die ganzem gebildete Welt durch¬
ziehen, noch in seinen Kinderschuhen-mit den kleinen zarten Füßchen, als
ein unbekannter Knabe die Straßen jener Stadt betrat, die jetzt trotz ih¬
rer Abneigung gegen alles Deutsche dennoch vor dem Genie des deutschen
Meisters ihr Haupt beugt.

An - einem Novembermorgen des Jahres siebzehnhundert drei und
, sechzig. klopfte ein noch junger Mann, begleitet von zwei Kindern, an
an die Thür eines kleinen Hotels in der Straße Se. Honore in Paris
und verlangte dem Herrn vom Hause einen Brief zu überreichen, den
er in seine eigenen Hände zu überliefern beauftragt sei. An dem unge¬
wöhnlichen Schnitt seiner Kleider konnte man erkennen, daß er ein Freu^-
der,, und seine start prononcirte Aussprache zeigte, daß er ein Deutscher
sei.- .-Nach einem Hin- und Herreden von einigen Minuten ward er
eingeführt. Herr Grimm,lehnte behaglich in einen breiten Lehnstuhl an
einem großen Kamin, vor den sich die Kinder des Fremden, ohne eine
Einladung dazu abzuwarten, sofort hinstellten, um ihre kleinen erstarrten
Hynde zu' erwärmen. Im Augenblicke dieser Unterbrechung überlas der
berühmte Kritiker eben das Trauerspiel Warwick von Laharpe, das vor
einigen Tagen , am Theatre fxaneaiö aufgeführt worden, und worüber er
.seinen Correspondenten Bericht zu erstatten sich vorbereitete. Er erhielt
aus den, Händen , des Besuchenden einen Brief, dessen Schreiber aus der
Handschrift der AdreFe zu errathen/ er, sich vergebens bemühte. Er, ent¬
schloß,sich also, ihn zu-,lesen; der Brief lautete folgendermaßen:. ,


"Mozarts erste Reise nach P-triS.
Musikalische Erinnerungen nach authentischen Quellen.



In dem Augenblicke, wo man an,den Ufern der Seine die Mei¬
sterschöpfungen unseres großen deutschen Tondichters ^von deutschen Keh¬
len gesungen und mit deutschem Texte unterlegt vernehmen soll, wollen
wir die Phantasie des Lesers um 80 Jahr zurück versetzen, in jene Zeit
nämlich , wo der, dessen Melodien jetzt die ganzem gebildete Welt durch¬
ziehen, noch in seinen Kinderschuhen-mit den kleinen zarten Füßchen, als
ein unbekannter Knabe die Straßen jener Stadt betrat, die jetzt trotz ih¬
rer Abneigung gegen alles Deutsche dennoch vor dem Genie des deutschen
Meisters ihr Haupt beugt.

An - einem Novembermorgen des Jahres siebzehnhundert drei und
, sechzig. klopfte ein noch junger Mann, begleitet von zwei Kindern, an
an die Thür eines kleinen Hotels in der Straße Se. Honore in Paris
und verlangte dem Herrn vom Hause einen Brief zu überreichen, den
er in seine eigenen Hände zu überliefern beauftragt sei. An dem unge¬
wöhnlichen Schnitt seiner Kleider konnte man erkennen, daß er ein Freu^-
der,, und seine start prononcirte Aussprache zeigte, daß er ein Deutscher
sei.- .-Nach einem Hin- und Herreden von einigen Minuten ward er
eingeführt. Herr Grimm,lehnte behaglich in einen breiten Lehnstuhl an
einem großen Kamin, vor den sich die Kinder des Fremden, ohne eine
Einladung dazu abzuwarten, sofort hinstellten, um ihre kleinen erstarrten
Hynde zu' erwärmen. Im Augenblicke dieser Unterbrechung überlas der
berühmte Kritiker eben das Trauerspiel Warwick von Laharpe, das vor
einigen Tagen , am Theatre fxaneaiö aufgeführt worden, und worüber er
.seinen Correspondenten Bericht zu erstatten sich vorbereitete. Er erhielt
aus den, Händen , des Besuchenden einen Brief, dessen Schreiber aus der
Handschrift der AdreFe zu errathen/ er, sich vergebens bemühte. Er, ent¬
schloß,sich also, ihn zu-,lesen; der Brief lautete folgendermaßen:. ,


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[0457] "Mozarts erste Reise nach P-triS. Musikalische Erinnerungen nach authentischen Quellen. In dem Augenblicke, wo man an,den Ufern der Seine die Mei¬ sterschöpfungen unseres großen deutschen Tondichters ^von deutschen Keh¬ len gesungen und mit deutschem Texte unterlegt vernehmen soll, wollen wir die Phantasie des Lesers um 80 Jahr zurück versetzen, in jene Zeit nämlich , wo der, dessen Melodien jetzt die ganzem gebildete Welt durch¬ ziehen, noch in seinen Kinderschuhen-mit den kleinen zarten Füßchen, als ein unbekannter Knabe die Straßen jener Stadt betrat, die jetzt trotz ih¬ rer Abneigung gegen alles Deutsche dennoch vor dem Genie des deutschen Meisters ihr Haupt beugt. An - einem Novembermorgen des Jahres siebzehnhundert drei und , sechzig. klopfte ein noch junger Mann, begleitet von zwei Kindern, an an die Thür eines kleinen Hotels in der Straße Se. Honore in Paris und verlangte dem Herrn vom Hause einen Brief zu überreichen, den er in seine eigenen Hände zu überliefern beauftragt sei. An dem unge¬ wöhnlichen Schnitt seiner Kleider konnte man erkennen, daß er ein Freu^- der,, und seine start prononcirte Aussprache zeigte, daß er ein Deutscher sei.- .-Nach einem Hin- und Herreden von einigen Minuten ward er eingeführt. Herr Grimm,lehnte behaglich in einen breiten Lehnstuhl an einem großen Kamin, vor den sich die Kinder des Fremden, ohne eine Einladung dazu abzuwarten, sofort hinstellten, um ihre kleinen erstarrten Hynde zu' erwärmen. Im Augenblicke dieser Unterbrechung überlas der berühmte Kritiker eben das Trauerspiel Warwick von Laharpe, das vor einigen Tagen , am Theatre fxaneaiö aufgeführt worden, und worüber er .seinen Correspondenten Bericht zu erstatten sich vorbereitete. Er erhielt aus den, Händen , des Besuchenden einen Brief, dessen Schreiber aus der Handschrift der AdreFe zu errathen/ er, sich vergebens bemühte. Er, ent¬ schloß,sich also, ihn zu-,lesen; der Brief lautete folgendermaßen:. ,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/457>, abgerufen am 04.05.2024.