Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
T. agebu es"



Brief aus Frankfurt.

Heuer auf allen Seiten. -- Eduard Dcvri-ur und, die verbrannt- Schauspielerin. --
Schlechte Einrichtung des Frankfurter Theater". -- Die Eollecten für Ham-
burg. -- Ein Nasenstüber für Herrn Thiers.-- Die politische Lehre des Ham-
burger Unglücks.
"Denn die Elemente hassen
"DaS Gebild der Menschenhand;
>>Aus der Wolke quillt der Segen,
"Ströme der Regen --
"Aus der Wolke ohne Wahl
"Zuckt der Strahl.--

Das warm drei furchtbare Tage! Zuerst der Hamburger Brand, dann
der Eisenbahnbrand in Paris und zwischen beiden die Episode eines Miniatur¬
brandes auf unserem Theater. Lassen Sie mich mit dem letztern beginnen, mit
dem mindestbedeutenden, und darum auch mit dem mindestbekannten. Was zählt
auch eine verbrannte Schauspielerin in Mitte der Nachricht von einer rauchen¬
den Stadt und 120 Leichnamen in Kohlen und Staub aufgelöset Aber Jeder
ist sich selbst der Nächste. Hamburg, mit seinem eigenen Unglücke beschäftigt, hat
keinen Raum für Beileidsbezeugungen an Paris, und die Seinestadt, beschäftigt
ihre eigenen Todten zu begraben. Hat keinen Sinn für den Jammer der rau¬
chenden Schutthaufen an der Elbe. Wir aber, in der Mitte beider Städte, dort
wie hier in vielfachen menschlichen, materiellen und persönlichen Interessen be¬
rührt, wir mußten, gleichsam um den Doppclstoß tiefer zu fühlen, durch eine
kleine Scene in unserer eigenen Mitte unsere GcfühlSnerven um so stärker ge¬
reizt, und unsere Phantasie um so peinlicher gestachelt sehen. Ich glaube nicht,
daß das neue Stück von Cduard Devrient: "Treue Liebe" auf irgend einer


72
T. agebu es»



Brief aus Frankfurt.

Heuer auf allen Seiten. — Eduard Dcvri-ur und, die verbrannt- Schauspielerin. —
Schlechte Einrichtung des Frankfurter Theater«. — Die Eollecten für Ham-
burg. — Ein Nasenstüber für Herrn Thiers.— Die politische Lehre des Ham-
burger Unglücks.
»Denn die Elemente hassen
»DaS Gebild der Menschenhand;
>>Aus der Wolke quillt der Segen,
»Ströme der Regen —
»Aus der Wolke ohne Wahl
»Zuckt der Strahl.--

Das warm drei furchtbare Tage! Zuerst der Hamburger Brand, dann
der Eisenbahnbrand in Paris und zwischen beiden die Episode eines Miniatur¬
brandes auf unserem Theater. Lassen Sie mich mit dem letztern beginnen, mit
dem mindestbedeutenden, und darum auch mit dem mindestbekannten. Was zählt
auch eine verbrannte Schauspielerin in Mitte der Nachricht von einer rauchen¬
den Stadt und 120 Leichnamen in Kohlen und Staub aufgelöset Aber Jeder
ist sich selbst der Nächste. Hamburg, mit seinem eigenen Unglücke beschäftigt, hat
keinen Raum für Beileidsbezeugungen an Paris, und die Seinestadt, beschäftigt
ihre eigenen Todten zu begraben. Hat keinen Sinn für den Jammer der rau¬
chenden Schutthaufen an der Elbe. Wir aber, in der Mitte beider Städte, dort
wie hier in vielfachen menschlichen, materiellen und persönlichen Interessen be¬
rührt, wir mußten, gleichsam um den Doppclstoß tiefer zu fühlen, durch eine
kleine Scene in unserer eigenen Mitte unsere GcfühlSnerven um so stärker ge¬
reizt, und unsere Phantasie um so peinlicher gestachelt sehen. Ich glaube nicht,
daß das neue Stück von Cduard Devrient: „Treue Liebe" auf irgend einer


72
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0547" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267760"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> T. agebu es»</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="2">
            <head> Brief aus Frankfurt.</head><lb/>
            <note type="argument"> Heuer auf allen Seiten. &#x2014; Eduard Dcvri-ur und, die verbrannt- Schauspielerin. &#x2014;<lb/>
Schlechte Einrichtung des Frankfurter Theater«. &#x2014; Die Eollecten für Ham-<lb/>
burg. &#x2014; Ein Nasenstüber für Herrn Thiers.&#x2014; Die politische Lehre des Ham-<lb/>
burger Unglücks.</note><lb/>
            <quote type="epigraph"> »Denn die Elemente hassen<lb/>
»DaS Gebild der Menschenhand;<lb/>
&gt;&gt;Aus der Wolke quillt der Segen,<lb/>
»Ströme der Regen &#x2014;<lb/>
»Aus der Wolke ohne Wahl<lb/>
»Zuckt der Strahl.--</quote><lb/>
            <p xml:id="ID_1927" next="#ID_1928"> Das warm drei furchtbare Tage! Zuerst der Hamburger Brand, dann<lb/>
der Eisenbahnbrand in Paris und zwischen beiden die Episode eines Miniatur¬<lb/>
brandes auf unserem Theater. Lassen Sie mich mit dem letztern beginnen, mit<lb/>
dem mindestbedeutenden, und darum auch mit dem mindestbekannten. Was zählt<lb/>
auch eine verbrannte Schauspielerin in Mitte der Nachricht von einer rauchen¬<lb/>
den Stadt und 120 Leichnamen in Kohlen und Staub aufgelöset Aber Jeder<lb/>
ist sich selbst der Nächste. Hamburg, mit seinem eigenen Unglücke beschäftigt, hat<lb/>
keinen Raum für Beileidsbezeugungen an Paris, und die Seinestadt, beschäftigt<lb/>
ihre eigenen Todten zu begraben. Hat keinen Sinn für den Jammer der rau¬<lb/>
chenden Schutthaufen an der Elbe. Wir aber, in der Mitte beider Städte, dort<lb/>
wie hier in vielfachen menschlichen, materiellen und persönlichen Interessen be¬<lb/>
rührt, wir mußten, gleichsam um den Doppclstoß tiefer zu fühlen, durch eine<lb/>
kleine Scene in unserer eigenen Mitte unsere GcfühlSnerven um so stärker ge¬<lb/>
reizt, und unsere Phantasie um so peinlicher gestachelt sehen. Ich glaube nicht,<lb/>
daß das neue Stück von Cduard Devrient: &#x201E;Treue Liebe" auf irgend einer</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 72</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0547] T. agebu es» Brief aus Frankfurt. Heuer auf allen Seiten. — Eduard Dcvri-ur und, die verbrannt- Schauspielerin. — Schlechte Einrichtung des Frankfurter Theater«. — Die Eollecten für Ham- burg. — Ein Nasenstüber für Herrn Thiers.— Die politische Lehre des Ham- burger Unglücks. »Denn die Elemente hassen »DaS Gebild der Menschenhand; >>Aus der Wolke quillt der Segen, »Ströme der Regen — »Aus der Wolke ohne Wahl »Zuckt der Strahl.-- Das warm drei furchtbare Tage! Zuerst der Hamburger Brand, dann der Eisenbahnbrand in Paris und zwischen beiden die Episode eines Miniatur¬ brandes auf unserem Theater. Lassen Sie mich mit dem letztern beginnen, mit dem mindestbedeutenden, und darum auch mit dem mindestbekannten. Was zählt auch eine verbrannte Schauspielerin in Mitte der Nachricht von einer rauchen¬ den Stadt und 120 Leichnamen in Kohlen und Staub aufgelöset Aber Jeder ist sich selbst der Nächste. Hamburg, mit seinem eigenen Unglücke beschäftigt, hat keinen Raum für Beileidsbezeugungen an Paris, und die Seinestadt, beschäftigt ihre eigenen Todten zu begraben. Hat keinen Sinn für den Jammer der rau¬ chenden Schutthaufen an der Elbe. Wir aber, in der Mitte beider Städte, dort wie hier in vielfachen menschlichen, materiellen und persönlichen Interessen be¬ rührt, wir mußten, gleichsam um den Doppclstoß tiefer zu fühlen, durch eine kleine Scene in unserer eigenen Mitte unsere GcfühlSnerven um so stärker ge¬ reizt, und unsere Phantasie um so peinlicher gestachelt sehen. Ich glaube nicht, daß das neue Stück von Cduard Devrient: „Treue Liebe" auf irgend einer 72

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/547
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/547>, abgerufen am 04.05.2024.