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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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fere sämmtlichen Journalisten als Klapperer und Hifthornblaser bei
dem ersten Jagdreiten einfinden. Schade, daß d^-e^ Seitungsschreiber
nicht freie Jagd haben, sie würden gewiß die ^ager zu Gejagten
^ machen.


IV
Aus Hamburg.

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Nu?2n' - Zwgraph-e Bettina's. - Hamburger

Wir Republikaner sind nie manierlicher und liebenswürdiger, als
wenn ein Konig oder sonst ein regierendes HaWt von Bedeutung ,n
unsere Gesichtsweite kommt. Der Kor.g von Sachsen ward h-er w.e
ein Halbgott empfangen und arg-gafft D.e Kanonen onnerten, alle
Schisse im Hafen hatten festlich 'hre Naggen aufgehißt, e.ne unab-
sebba e Menschenmasse wogte am Elbquai und auf den grünen Hohen
des StiMf7nqes und der Wallonlogen. Die republikanischen Kehlen
brüllten ein so anhaltendes und kräftiges Hurrah, daß die Pferde vor
dem Staatswagen sich sah-er entsetzten, und der gallonirte Kutscher
von seiner Peitsche einen ziemlich zweideutigen Gebrauch zu machen
sich genöthigt sah. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich in noch gro߬
artigerer Weise am Abend, als das hanseatische Musikcorps in einem
illuminirten Fahrzeuge auf dem Alsterbassin bis in die Nähe der
Wohnung des Monarchen schwamm und ihm nach eingenommenem
Diner die Ohren voll musicirte. Es war einer der wenigen schönen
Abende welche der heurige häßliche Sommer uns zu schenken ge¬
ruhte und so war es für die neugierige Menge doppelte Lockung, sich
im Junafernstiege die Rippen zu quetschen und Hurrah zu schreien.
Man versichert, daß an diesem Abend zwanzig bis dreißig tausend
Menschen des Königs von Sachsen halber auf den Beimn waren.
Daß es der bekannte humane Sinn und die sonstigen rühmlichen
Eiaensckaften gerade dieses Fürsten gewesen wären, wodurch ihm so
Las e Huldigungen zu Theil geworden, läßt sich leider nicht hinzu¬
fügen. Höchst wahrscheinlich wurde der König von Ba-ern in glei¬
cher Art bcarüßt worden sein und das, was Sie vor einiger Zeit,
bei Geleaenheit der Durchreise des Kaisers von Rußland, über das
philiströse Benehmen der Residenz Braunschweig schrieben dasselbe,
meine ick ließe sich aus den Hamburger Enthusiasmus ohne Auge-
"es?gkett auch anwenden. Vielleicht aber ist unser Republikan-sans
ein grundgescheidter Kerl, und nur, um zu hohen wahren zu kommen,
als ein Mann von feiner Sitte und reiner Wasche gepriesen zu wer¬
den, macht er Katzenbuckel, schreit er Hurrah, illuminirt und musicirr


fere sämmtlichen Journalisten als Klapperer und Hifthornblaser bei
dem ersten Jagdreiten einfinden. Schade, daß d^-e^ Seitungsschreiber
nicht freie Jagd haben, sie würden gewiß die ^ager zu Gejagten
^ machen.


IV
Aus Hamburg.

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Wir Republikaner sind nie manierlicher und liebenswürdiger, als
wenn ein Konig oder sonst ein regierendes HaWt von Bedeutung ,n
unsere Gesichtsweite kommt. Der Kor.g von Sachsen ward h-er w.e
ein Halbgott empfangen und arg-gafft D.e Kanonen onnerten, alle
Schisse im Hafen hatten festlich 'hre Naggen aufgehißt, e.ne unab-
sebba e Menschenmasse wogte am Elbquai und auf den grünen Hohen
des StiMf7nqes und der Wallonlogen. Die republikanischen Kehlen
brüllten ein so anhaltendes und kräftiges Hurrah, daß die Pferde vor
dem Staatswagen sich sah-er entsetzten, und der gallonirte Kutscher
von seiner Peitsche einen ziemlich zweideutigen Gebrauch zu machen
sich genöthigt sah. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich in noch gro߬
artigerer Weise am Abend, als das hanseatische Musikcorps in einem
illuminirten Fahrzeuge auf dem Alsterbassin bis in die Nähe der
Wohnung des Monarchen schwamm und ihm nach eingenommenem
Diner die Ohren voll musicirte. Es war einer der wenigen schönen
Abende welche der heurige häßliche Sommer uns zu schenken ge¬
ruhte und so war es für die neugierige Menge doppelte Lockung, sich
im Junafernstiege die Rippen zu quetschen und Hurrah zu schreien.
Man versichert, daß an diesem Abend zwanzig bis dreißig tausend
Menschen des Königs von Sachsen halber auf den Beimn waren.
Daß es der bekannte humane Sinn und die sonstigen rühmlichen
Eiaensckaften gerade dieses Fürsten gewesen wären, wodurch ihm so
Las e Huldigungen zu Theil geworden, läßt sich leider nicht hinzu¬
fügen. Höchst wahrscheinlich wurde der König von Ba-ern in glei¬
cher Art bcarüßt worden sein und das, was Sie vor einiger Zeit,
bei Geleaenheit der Durchreise des Kaisers von Rußland, über das
philiströse Benehmen der Residenz Braunschweig schrieben dasselbe,
meine ick ließe sich aus den Hamburger Enthusiasmus ohne Auge-
«es?gkett auch anwenden. Vielleicht aber ist unser Republikan-sans
ein grundgescheidter Kerl, und nur, um zu hohen wahren zu kommen,
als ein Mann von feiner Sitte und reiner Wasche gepriesen zu wer¬
den, macht er Katzenbuckel, schreit er Hurrah, illuminirt und musicirr


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[0389] fere sämmtlichen Journalisten als Klapperer und Hifthornblaser bei dem ersten Jagdreiten einfinden. Schade, daß d^-e^ Seitungsschreiber nicht freie Jagd haben, sie würden gewiß die ^ager zu Gejagten ^ machen. IV Aus Hamburg. ^^^'At"7°rS'°" ^L°?' Ä?tSH^dr^ Nu?2n' - Zwgraph-e Bettina's. - Hamburger Wir Republikaner sind nie manierlicher und liebenswürdiger, als wenn ein Konig oder sonst ein regierendes HaWt von Bedeutung ,n unsere Gesichtsweite kommt. Der Kor.g von Sachsen ward h-er w.e ein Halbgott empfangen und arg-gafft D.e Kanonen onnerten, alle Schisse im Hafen hatten festlich 'hre Naggen aufgehißt, e.ne unab- sebba e Menschenmasse wogte am Elbquai und auf den grünen Hohen des StiMf7nqes und der Wallonlogen. Die republikanischen Kehlen brüllten ein so anhaltendes und kräftiges Hurrah, daß die Pferde vor dem Staatswagen sich sah-er entsetzten, und der gallonirte Kutscher von seiner Peitsche einen ziemlich zweideutigen Gebrauch zu machen sich genöthigt sah. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich in noch gro߬ artigerer Weise am Abend, als das hanseatische Musikcorps in einem illuminirten Fahrzeuge auf dem Alsterbassin bis in die Nähe der Wohnung des Monarchen schwamm und ihm nach eingenommenem Diner die Ohren voll musicirte. Es war einer der wenigen schönen Abende welche der heurige häßliche Sommer uns zu schenken ge¬ ruhte und so war es für die neugierige Menge doppelte Lockung, sich im Junafernstiege die Rippen zu quetschen und Hurrah zu schreien. Man versichert, daß an diesem Abend zwanzig bis dreißig tausend Menschen des Königs von Sachsen halber auf den Beimn waren. Daß es der bekannte humane Sinn und die sonstigen rühmlichen Eiaensckaften gerade dieses Fürsten gewesen wären, wodurch ihm so Las e Huldigungen zu Theil geworden, läßt sich leider nicht hinzu¬ fügen. Höchst wahrscheinlich wurde der König von Ba-ern in glei¬ cher Art bcarüßt worden sein und das, was Sie vor einiger Zeit, bei Geleaenheit der Durchreise des Kaisers von Rußland, über das philiströse Benehmen der Residenz Braunschweig schrieben dasselbe, meine ick ließe sich aus den Hamburger Enthusiasmus ohne Auge- «es?gkett auch anwenden. Vielleicht aber ist unser Republikan-sans ein grundgescheidter Kerl, und nur, um zu hohen wahren zu kommen, als ein Mann von feiner Sitte und reiner Wasche gepriesen zu wer¬ den, macht er Katzenbuckel, schreit er Hurrah, illuminirt und musicirr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/389>, abgerufen am 06.05.2024.