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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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G h a f e l.



Nur eine Heldenthat will ich vollbringen und dann vergehn!
In einer That mein ganzes Sein erschwingen und dann vergehn!
Nicht sei mein Lebensbaum vom Herbst entblättert in langer Qual,
Nicht will ich lebend nur nach Leben ringen und dann vergehn!
'
Wie eine Rose welkt am schönsten Busen im dustgen Kuß,
Soll erst mein Leben den Genuß umschlingen und dann vergehn!
'
Ist nicht des Schwans beselgerd Wonnestrcben sein erstes Lied?
So will mein erstes, letztes Lied ich singen und dann vergehn!
Den Blumenglanz verschmähend stirbt der Falter im Flammenglanz,
So soll mein Herz durch Wonneflammen dringen und dann vergehn!
Wie Sterne im Begegnen sich vernichten, so mag mein Geist
Mit einem stolzen Geist zusammenklingen und dann vergehn!
Was mich als Schmerz durchwühlt, als Lust beseligt, in einem Laut
'
Solls mächtig auszutönen mir gelingen und dann vergeh"!
Mein Dasein mag nur eines Traumes Glänzen, gleich einem Stern
Aus seines Unglücks tiefer Nacht erzwingen und dann vergehn!
Die Seele nur vom Erdendunkel stammen zum Himmel aus,
Bis aller Wahrheit Sonnen sie umfingen, und dann vergehn!
Der Menschheit ganzes Leiden sei vereinigt in meiner Brust,
Als ein Gesang empor zu Gott soll's springen und dann vergehn!
In eines Auges Gluthen liegt vereinigt der Menschheit Glück,
Ich will mein Herz in diese Gluthen schwingen und dann vergehn!
Der Menschheit Glück vernichtungstrunken fühlen, wenn dieses Aug,
Wenn seine Gluthen mir am Auge hingen, und dann vergehn!

Heinrich Landesmann.


G h a f e l.



Nur eine Heldenthat will ich vollbringen und dann vergehn!
In einer That mein ganzes Sein erschwingen und dann vergehn!
Nicht sei mein Lebensbaum vom Herbst entblättert in langer Qual,
Nicht will ich lebend nur nach Leben ringen und dann vergehn!
'
Wie eine Rose welkt am schönsten Busen im dustgen Kuß,
Soll erst mein Leben den Genuß umschlingen und dann vergehn!
'
Ist nicht des Schwans beselgerd Wonnestrcben sein erstes Lied?
So will mein erstes, letztes Lied ich singen und dann vergehn!
Den Blumenglanz verschmähend stirbt der Falter im Flammenglanz,
So soll mein Herz durch Wonneflammen dringen und dann vergehn!
Wie Sterne im Begegnen sich vernichten, so mag mein Geist
Mit einem stolzen Geist zusammenklingen und dann vergehn!
Was mich als Schmerz durchwühlt, als Lust beseligt, in einem Laut
'
Solls mächtig auszutönen mir gelingen und dann vergeh»!
Mein Dasein mag nur eines Traumes Glänzen, gleich einem Stern
Aus seines Unglücks tiefer Nacht erzwingen und dann vergehn!
Die Seele nur vom Erdendunkel stammen zum Himmel aus,
Bis aller Wahrheit Sonnen sie umfingen, und dann vergehn!
Der Menschheit ganzes Leiden sei vereinigt in meiner Brust,
Als ein Gesang empor zu Gott soll's springen und dann vergehn!
In eines Auges Gluthen liegt vereinigt der Menschheit Glück,
Ich will mein Herz in diese Gluthen schwingen und dann vergehn!
Der Menschheit Glück vernichtungstrunken fühlen, wenn dieses Aug,
Wenn seine Gluthen mir am Auge hingen, und dann vergehn!

Heinrich Landesmann.


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[0419] G h a f e l. Nur eine Heldenthat will ich vollbringen und dann vergehn! In einer That mein ganzes Sein erschwingen und dann vergehn! Nicht sei mein Lebensbaum vom Herbst entblättert in langer Qual, Nicht will ich lebend nur nach Leben ringen und dann vergehn! ' Wie eine Rose welkt am schönsten Busen im dustgen Kuß, Soll erst mein Leben den Genuß umschlingen und dann vergehn! ' Ist nicht des Schwans beselgerd Wonnestrcben sein erstes Lied? So will mein erstes, letztes Lied ich singen und dann vergehn! Den Blumenglanz verschmähend stirbt der Falter im Flammenglanz, So soll mein Herz durch Wonneflammen dringen und dann vergehn! Wie Sterne im Begegnen sich vernichten, so mag mein Geist Mit einem stolzen Geist zusammenklingen und dann vergehn! Was mich als Schmerz durchwühlt, als Lust beseligt, in einem Laut ' Solls mächtig auszutönen mir gelingen und dann vergeh»! Mein Dasein mag nur eines Traumes Glänzen, gleich einem Stern Aus seines Unglücks tiefer Nacht erzwingen und dann vergehn! Die Seele nur vom Erdendunkel stammen zum Himmel aus, Bis aller Wahrheit Sonnen sie umfingen, und dann vergehn! Der Menschheit ganzes Leiden sei vereinigt in meiner Brust, Als ein Gesang empor zu Gott soll's springen und dann vergehn! In eines Auges Gluthen liegt vereinigt der Menschheit Glück, Ich will mein Herz in diese Gluthen schwingen und dann vergehn! Der Menschheit Glück vernichtungstrunken fühlen, wenn dieses Aug, Wenn seine Gluthen mir am Auge hingen, und dann vergehn! Heinrich Landesmann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/419>, abgerufen am 02.05.2024.