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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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i.
A"S Berlin.
I.
Die zweite Generalversammlung des Berliner kocalvcreiiiö.

Es ist in diesen Blättern, wie in allen Zeitungen mehrfach des
"Berliner Localvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen" Er¬
wähnung gethan, und es dürfte bei der unbestreitbaren Wichtigkeit
des Gegenstandes den Lesern nicht unwillkommen sein, über den Ver¬
lauf der statutarischen Berathungen das Nähere zu vernehmen. Die
Verhandlungen sind zwar keineswegs zu Ende geführt, aber das bis¬
her gewonnene Resultat derselben genügt, um über den in der Ver¬
sammlung herrschenden Geist ein Urtheil fällen zu können und ein Bild
seines ganzen Wesens zu entwerfen. -- Das provisorische Evan">,
welches theils von der ersten Generalversammlung am M. November
vorigen Jahres erwählt worden war, theils sich selbst weiter ergänzte,
hatte bekanntlich den Auftrag, die Statuten des Vereins zu entwer¬
fen und den Entwurf dann in einer zweiten Generalversammlung zur
Debatte zu bringen. Schon wahrend seiner Berathungen wurden manche
Gerüchte über das Comite im Publicum laut, die die Augen und
Erwartungen Aller auf das Verfahren der Generalversammlung lenken
mußten. So war ein Mitglied des Comites plötzlich aus demselben
ausgeschieden und hatte öffentlich und ausdrücklich in hiesigen Zeitun¬
gen erklärt, daß es an den Sitzungen des "jetzigen Comites"
keinen Theil mehr nehmen könne. Auch verlautete von absonderlicher
Einwirkung des "Ecntralvcreins für Preußen", für den sich eben keine
allzugrofien Sympathien kund geben, so wie von gewissen Concessionen
den Behörden gegenüber. Diese Dinge waren nur geeignet, das In¬
teresse für die Generalversammlung zu steigern. Nach einem Verlauf
von sechs Wochen erhielten endlich die Mitglieder den Statutenent¬
wurf und die Bekanntmachung, daß die Generalversammlung am fol-


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i.
A»S Berlin.
I.
Die zweite Generalversammlung des Berliner kocalvcreiiiö.

Es ist in diesen Blättern, wie in allen Zeitungen mehrfach des
„Berliner Localvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen" Er¬
wähnung gethan, und es dürfte bei der unbestreitbaren Wichtigkeit
des Gegenstandes den Lesern nicht unwillkommen sein, über den Ver¬
lauf der statutarischen Berathungen das Nähere zu vernehmen. Die
Verhandlungen sind zwar keineswegs zu Ende geführt, aber das bis¬
her gewonnene Resultat derselben genügt, um über den in der Ver¬
sammlung herrschenden Geist ein Urtheil fällen zu können und ein Bild
seines ganzen Wesens zu entwerfen. — Das provisorische Evan«>,
welches theils von der ersten Generalversammlung am M. November
vorigen Jahres erwählt worden war, theils sich selbst weiter ergänzte,
hatte bekanntlich den Auftrag, die Statuten des Vereins zu entwer¬
fen und den Entwurf dann in einer zweiten Generalversammlung zur
Debatte zu bringen. Schon wahrend seiner Berathungen wurden manche
Gerüchte über das Comite im Publicum laut, die die Augen und
Erwartungen Aller auf das Verfahren der Generalversammlung lenken
mußten. So war ein Mitglied des Comites plötzlich aus demselben
ausgeschieden und hatte öffentlich und ausdrücklich in hiesigen Zeitun¬
gen erklärt, daß es an den Sitzungen des „jetzigen Comites"
keinen Theil mehr nehmen könne. Auch verlautete von absonderlicher
Einwirkung des „Ecntralvcreins für Preußen", für den sich eben keine
allzugrofien Sympathien kund geben, so wie von gewissen Concessionen
den Behörden gegenüber. Diese Dinge waren nur geeignet, das In¬
teresse für die Generalversammlung zu steigern. Nach einem Verlauf
von sechs Wochen erhielten endlich die Mitglieder den Statutenent¬
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[0188] T a g e b u clj. i. A»S Berlin. I. Die zweite Generalversammlung des Berliner kocalvcreiiiö. Es ist in diesen Blättern, wie in allen Zeitungen mehrfach des „Berliner Localvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen" Er¬ wähnung gethan, und es dürfte bei der unbestreitbaren Wichtigkeit des Gegenstandes den Lesern nicht unwillkommen sein, über den Ver¬ lauf der statutarischen Berathungen das Nähere zu vernehmen. Die Verhandlungen sind zwar keineswegs zu Ende geführt, aber das bis¬ her gewonnene Resultat derselben genügt, um über den in der Ver¬ sammlung herrschenden Geist ein Urtheil fällen zu können und ein Bild seines ganzen Wesens zu entwerfen. — Das provisorische Evan«>, welches theils von der ersten Generalversammlung am M. November vorigen Jahres erwählt worden war, theils sich selbst weiter ergänzte, hatte bekanntlich den Auftrag, die Statuten des Vereins zu entwer¬ fen und den Entwurf dann in einer zweiten Generalversammlung zur Debatte zu bringen. Schon wahrend seiner Berathungen wurden manche Gerüchte über das Comite im Publicum laut, die die Augen und Erwartungen Aller auf das Verfahren der Generalversammlung lenken mußten. So war ein Mitglied des Comites plötzlich aus demselben ausgeschieden und hatte öffentlich und ausdrücklich in hiesigen Zeitun¬ gen erklärt, daß es an den Sitzungen des „jetzigen Comites" keinen Theil mehr nehmen könne. Auch verlautete von absonderlicher Einwirkung des „Ecntralvcreins für Preußen", für den sich eben keine allzugrofien Sympathien kund geben, so wie von gewissen Concessionen den Behörden gegenüber. Diese Dinge waren nur geeignet, das In¬ teresse für die Generalversammlung zu steigern. Nach einem Verlauf von sechs Wochen erhielten endlich die Mitglieder den Statutenent¬ wurf und die Bekanntmachung, daß die Generalversammlung am fol-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/188>, abgerufen am 06.05.2024.