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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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Die Franzensveste bei Brixen.
(Aus dem Tagebuche eines reisenden Militärs.)



Auf dem Wege über den Brenner, zwischen Sterzing und Briren,
eine kleine Stunde von diesem letztern Ort, kommt man an den Wer¬
ken vorbei, welche diese Straße sperren, das Eisakthal beherrschen und
diesen strategisch höchst wichtigen Punkt sichern sollen. Niemand wird
seine Bedeutung in Abrede stellen, wenn er bedenkt, daß hier sich
die drei nördlich aus Deutschland über den Brenner, aus Italien
vom Garda-See und Etschthale über Trient und östlich aus Kcirn-
then über Dernburg kommenden Hauptstraßen in Briren vereinigen.
Er ist als der Stützpunkt anzusehen, von dessen Besitz die Sicherheit
aller Operationen zwischen Italien und Deutschland abhängt; er kann
gewissermaßen das Hypomochlium genannt werden, von dem die
Hebelarme ausgehen, welche die kriegerischen Kraftentwicklungen auf
beiden Seiten der Alpen, im Etsch- und Donau-Thale, bedingen.

Die Befestigung selbst besteht aus zwei abgesonderten, geschlosse¬
nen Forts, jedes aus einem System kasematttrter und crenaillirter
Werke zusammengesetzt, deren fester, kunstreicher, und zweckmäßiger Bau
wirklich Bewunderung verdient, und welche auch vollkommen ihrem
Zwecke, -- der Sperrung des Passes -- zu entsprechen scheinen, insofern
man nämlich als Arion annimmt, daß derselbe nicht mit leichter
Infanterie umgangen werden könne, wovon sich zu überzeugen eine
genauere Untersuchung des Terrains, als uns die Zeit unseres Auf¬
enthaltes gestattete, nothwendig gewesen wäre.


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Die Franzensveste bei Brixen.
(Aus dem Tagebuche eines reisenden Militärs.)



Auf dem Wege über den Brenner, zwischen Sterzing und Briren,
eine kleine Stunde von diesem letztern Ort, kommt man an den Wer¬
ken vorbei, welche diese Straße sperren, das Eisakthal beherrschen und
diesen strategisch höchst wichtigen Punkt sichern sollen. Niemand wird
seine Bedeutung in Abrede stellen, wenn er bedenkt, daß hier sich
die drei nördlich aus Deutschland über den Brenner, aus Italien
vom Garda-See und Etschthale über Trient und östlich aus Kcirn-
then über Dernburg kommenden Hauptstraßen in Briren vereinigen.
Er ist als der Stützpunkt anzusehen, von dessen Besitz die Sicherheit
aller Operationen zwischen Italien und Deutschland abhängt; er kann
gewissermaßen das Hypomochlium genannt werden, von dem die
Hebelarme ausgehen, welche die kriegerischen Kraftentwicklungen auf
beiden Seiten der Alpen, im Etsch- und Donau-Thale, bedingen.

Die Befestigung selbst besteht aus zwei abgesonderten, geschlosse¬
nen Forts, jedes aus einem System kasematttrter und crenaillirter
Werke zusammengesetzt, deren fester, kunstreicher, und zweckmäßiger Bau
wirklich Bewunderung verdient, und welche auch vollkommen ihrem
Zwecke, — der Sperrung des Passes — zu entsprechen scheinen, insofern
man nämlich als Arion annimmt, daß derselbe nicht mit leichter
Infanterie umgangen werden könne, wovon sich zu überzeugen eine
genauere Untersuchung des Terrains, als uns die Zeit unseres Auf¬
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[0277] Die Franzensveste bei Brixen. (Aus dem Tagebuche eines reisenden Militärs.) Auf dem Wege über den Brenner, zwischen Sterzing und Briren, eine kleine Stunde von diesem letztern Ort, kommt man an den Wer¬ ken vorbei, welche diese Straße sperren, das Eisakthal beherrschen und diesen strategisch höchst wichtigen Punkt sichern sollen. Niemand wird seine Bedeutung in Abrede stellen, wenn er bedenkt, daß hier sich die drei nördlich aus Deutschland über den Brenner, aus Italien vom Garda-See und Etschthale über Trient und östlich aus Kcirn- then über Dernburg kommenden Hauptstraßen in Briren vereinigen. Er ist als der Stützpunkt anzusehen, von dessen Besitz die Sicherheit aller Operationen zwischen Italien und Deutschland abhängt; er kann gewissermaßen das Hypomochlium genannt werden, von dem die Hebelarme ausgehen, welche die kriegerischen Kraftentwicklungen auf beiden Seiten der Alpen, im Etsch- und Donau-Thale, bedingen. Die Befestigung selbst besteht aus zwei abgesonderten, geschlosse¬ nen Forts, jedes aus einem System kasematttrter und crenaillirter Werke zusammengesetzt, deren fester, kunstreicher, und zweckmäßiger Bau wirklich Bewunderung verdient, und welche auch vollkommen ihrem Zwecke, — der Sperrung des Passes — zu entsprechen scheinen, insofern man nämlich als Arion annimmt, daß derselbe nicht mit leichter Infanterie umgangen werden könne, wovon sich zu überzeugen eine genauere Untersuchung des Terrains, als uns die Zeit unseres Auf¬ enthaltes gestattete, nothwendig gewesen wäre. 35 »

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/277>, abgerufen am 06.05.2024.