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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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i.
Gegen Lewald "ut seine Europa.

So sehen wir uns leider doch zu jener Sorte von Polemik ge¬
nöthigt, die wir unserem Blatte so gern erspart hätten. Seit dem
Bestehen der Grenzboten haben wir es -- wo es nicht eine Prinzi¬
pienfrage galt -- vermieden, gegen andere Zeitschriften den mindesten
Tadel auszusprechen. Es wirst ein zweideutiges Licht auf ein junges
Blatt, wenn es damit beginnt, die älteren herabzuwürdigen; es hat
immer den Anschein, als ob es die anderen nur aus dem Grunde be¬
kriege, um selbst an ihre Stelle zu treten. Wir haben uns nicht ge¬
scheut, gegen weitverbreitete politische Zeitungen mit aller Scharfe und
Bitterkeit zu Felde zu ziehen, welche der Augenblick und die Sache
erheischten, obschon sie an Macht uns weit überlegen sind und uns hun¬
dertfach mehr schaden können; aber Zeitschriften und Blätter, die mit
uns in einer Reihe stehen, ließen wir unangefochten ihren Weg gehen.

Wenn wir heute von diesem Prinzip eine Ausnahme machen, so
geschieht es gezwungen und aus Nothwehr.

Seit dem Entstehen der Grenzboten, oder richtiger gesagt, seit
ihrem Emporkommen, hat Lewald's "Europa" nicht unterlassen, sie mit
allerlei boshaften Stichen und hämischen Ausfällen zu verfolgen. So
lange diese scheelen Seitenblicke auf ein Paar Zeilen sich beschränkten,
ließen wir sie unbeantwortet. Aber statt an der Mäßigung des jün¬
geren Blattes sich ein Beispiel zu nehmen, hört die alte, sonst so zahn¬
lose und feige "Europa" nicht auf, zu keifen und sich roth zu argern.
Der letzte Schmähartikel, den die "Europa" in der Form einer Cor-
respondenz gegen die "Grenzboten" brachte, und worin wir durch fünf
Spalten mit "Schlangengift", "literarische Proletarier" u. s. w. be¬
dient werden*), zwingt uns, endlich uns mit Herrn Lewald zu verstän¬
digen. --



*) Veranlassung zu dieser Polemik gab eine kleine Bemerkung in den
Grenzboten. Als Josef Rank in preßvolizeiliche Untersuchung kam, sagte ein
Tage b u et).



i.
Gegen Lewald »ut seine Europa.

So sehen wir uns leider doch zu jener Sorte von Polemik ge¬
nöthigt, die wir unserem Blatte so gern erspart hätten. Seit dem
Bestehen der Grenzboten haben wir es — wo es nicht eine Prinzi¬
pienfrage galt — vermieden, gegen andere Zeitschriften den mindesten
Tadel auszusprechen. Es wirst ein zweideutiges Licht auf ein junges
Blatt, wenn es damit beginnt, die älteren herabzuwürdigen; es hat
immer den Anschein, als ob es die anderen nur aus dem Grunde be¬
kriege, um selbst an ihre Stelle zu treten. Wir haben uns nicht ge¬
scheut, gegen weitverbreitete politische Zeitungen mit aller Scharfe und
Bitterkeit zu Felde zu ziehen, welche der Augenblick und die Sache
erheischten, obschon sie an Macht uns weit überlegen sind und uns hun¬
dertfach mehr schaden können; aber Zeitschriften und Blätter, die mit
uns in einer Reihe stehen, ließen wir unangefochten ihren Weg gehen.

Wenn wir heute von diesem Prinzip eine Ausnahme machen, so
geschieht es gezwungen und aus Nothwehr.

Seit dem Entstehen der Grenzboten, oder richtiger gesagt, seit
ihrem Emporkommen, hat Lewald's „Europa" nicht unterlassen, sie mit
allerlei boshaften Stichen und hämischen Ausfällen zu verfolgen. So
lange diese scheelen Seitenblicke auf ein Paar Zeilen sich beschränkten,
ließen wir sie unbeantwortet. Aber statt an der Mäßigung des jün¬
geren Blattes sich ein Beispiel zu nehmen, hört die alte, sonst so zahn¬
lose und feige „Europa" nicht auf, zu keifen und sich roth zu argern.
Der letzte Schmähartikel, den die „Europa" in der Form einer Cor-
respondenz gegen die „Grenzboten" brachte, und worin wir durch fünf
Spalten mit „Schlangengift", „literarische Proletarier" u. s. w. be¬
dient werden*), zwingt uns, endlich uns mit Herrn Lewald zu verstän¬
digen. —



*) Veranlassung zu dieser Polemik gab eine kleine Bemerkung in den
Grenzboten. Als Josef Rank in preßvolizeiliche Untersuchung kam, sagte ein
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[0044] Tage b u et). i. Gegen Lewald »ut seine Europa. So sehen wir uns leider doch zu jener Sorte von Polemik ge¬ nöthigt, die wir unserem Blatte so gern erspart hätten. Seit dem Bestehen der Grenzboten haben wir es — wo es nicht eine Prinzi¬ pienfrage galt — vermieden, gegen andere Zeitschriften den mindesten Tadel auszusprechen. Es wirst ein zweideutiges Licht auf ein junges Blatt, wenn es damit beginnt, die älteren herabzuwürdigen; es hat immer den Anschein, als ob es die anderen nur aus dem Grunde be¬ kriege, um selbst an ihre Stelle zu treten. Wir haben uns nicht ge¬ scheut, gegen weitverbreitete politische Zeitungen mit aller Scharfe und Bitterkeit zu Felde zu ziehen, welche der Augenblick und die Sache erheischten, obschon sie an Macht uns weit überlegen sind und uns hun¬ dertfach mehr schaden können; aber Zeitschriften und Blätter, die mit uns in einer Reihe stehen, ließen wir unangefochten ihren Weg gehen. Wenn wir heute von diesem Prinzip eine Ausnahme machen, so geschieht es gezwungen und aus Nothwehr. Seit dem Entstehen der Grenzboten, oder richtiger gesagt, seit ihrem Emporkommen, hat Lewald's „Europa" nicht unterlassen, sie mit allerlei boshaften Stichen und hämischen Ausfällen zu verfolgen. So lange diese scheelen Seitenblicke auf ein Paar Zeilen sich beschränkten, ließen wir sie unbeantwortet. Aber statt an der Mäßigung des jün¬ geren Blattes sich ein Beispiel zu nehmen, hört die alte, sonst so zahn¬ lose und feige „Europa" nicht auf, zu keifen und sich roth zu argern. Der letzte Schmähartikel, den die „Europa" in der Form einer Cor- respondenz gegen die „Grenzboten" brachte, und worin wir durch fünf Spalten mit „Schlangengift", „literarische Proletarier" u. s. w. be¬ dient werden*), zwingt uns, endlich uns mit Herrn Lewald zu verstän¬ digen. — *) Veranlassung zu dieser Polemik gab eine kleine Bemerkung in den Grenzboten. Als Josef Rank in preßvolizeiliche Untersuchung kam, sagte ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/44>, abgerufen am 06.05.2024.