Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.T a g e b u rh. i. Aus Frankfurt a. M. Literatcnwesen. -- Der Mönch vom Berge Karmel und die protestantische Geistlichkeit. -- Krieg zwischen Frankfurt und Hessen. -- Frieden mit Fürst Thurn und Taxis. -- Das Urbild des Tartüffe. -- Opern, Concerte und Ueberschwemmung. ---Wer möchte es läugnen, daß die Entwickelung der lite¬ Unserer Ansicht nach scheint jedoch gerade das Umgekehrte der Dazu kommt noch, daß bekanntlich nur wenige Redactionen ein T a g e b u rh. i. Aus Frankfurt a. M. Literatcnwesen. — Der Mönch vom Berge Karmel und die protestantische Geistlichkeit. — Krieg zwischen Frankfurt und Hessen. — Frieden mit Fürst Thurn und Taxis. — Das Urbild des Tartüffe. — Opern, Concerte und Ueberschwemmung. ---Wer möchte es läugnen, daß die Entwickelung der lite¬ Unserer Ansicht nach scheint jedoch gerade das Umgekehrte der Dazu kommt noch, daß bekanntlich nur wenige Redactionen ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/270187"/> </div> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u rh.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Aus Frankfurt a. M.</head><lb/> <note type="argument"> Literatcnwesen. — Der Mönch vom Berge Karmel und die protestantische<lb/> Geistlichkeit. — Krieg zwischen Frankfurt und Hessen. — Frieden mit Fürst<lb/> Thurn und Taxis. — Das Urbild des Tartüffe. — Opern, Concerte und<lb/> Ueberschwemmung.</note><lb/> <p xml:id="ID_285"> ---Wer möchte es läugnen, daß die Entwickelung der lite¬<lb/> rarischen Verhältnisse in Deutschland als ein Zeichen der sich bildenden<lb/> Intelligenz unseres Volkes im Ganzen für ein großes Gut geachtet<lb/> werden muß? Und doch laßt sich auf der andern Seite nicht in Abrede<lb/> stellen, daß das Literatenwesen unserer Tage an manchen Gebrechen<lb/> leidet, die allmälig auch dem weniger Kundigen mehr und mehr zur<lb/> Anschauung kommen und das Ansehen der Presse gänzlich zu vernich¬<lb/> ten drohen. Manche haben es für einen Mißbrauch erklärt, daß so<lb/> viele „Unberufene," d. h. solche, die nicht ausschließlich dem Lire-<lb/> rarenstanoe angehören, sich eingedrängt hätten aus den allgemeinen<lb/> Tummelplatz der Meinungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_286"> Unserer Ansicht nach scheint jedoch gerade das Umgekehrte der<lb/> Fall zu sein. Das Umsichgreifen des Literatenstandes mußte<lb/> nothwendig das Sinken der Literatur nach sich ziehen. Es kann na¬<lb/> türlich unsere Absicht nicht sein, geschätzten und mit Recht geschätzten<lb/> Schriftstellern mit diesem Ausspruche nur im Geringsten zu nahe tre¬<lb/> ten zu wollen; wir haben hier blos diejenigen im Auge, die, ihren<lb/> einmal gewählten Stand als das Mittel zu ihrem Unterhalte betrach¬<lb/> tend, mit Schreibereien aller Art ihr Leben zu fristen angewiesen sind.<lb/> Daher die ungemessene Anzahl gehaltloser Schriften, daher der immer<lb/> mehr gesunkene Begriff, der sich bei dem Volke mit dem Namen:<lb/> Literaren, zu verbinden anfängt.</p><lb/> <p xml:id="ID_287" next="#ID_288"> Dazu kommt noch, daß bekanntlich nur wenige Redactionen ein<lb/> Honorar zahlen, wovon ein anständiger Unterhalt bestritten werden<lb/> könnte und den Literaren vom Fach bei ihren Correspondenzen häusig</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
T a g e b u rh.
i.
Aus Frankfurt a. M.
Literatcnwesen. — Der Mönch vom Berge Karmel und die protestantische
Geistlichkeit. — Krieg zwischen Frankfurt und Hessen. — Frieden mit Fürst
Thurn und Taxis. — Das Urbild des Tartüffe. — Opern, Concerte und
Ueberschwemmung.
---Wer möchte es läugnen, daß die Entwickelung der lite¬
rarischen Verhältnisse in Deutschland als ein Zeichen der sich bildenden
Intelligenz unseres Volkes im Ganzen für ein großes Gut geachtet
werden muß? Und doch laßt sich auf der andern Seite nicht in Abrede
stellen, daß das Literatenwesen unserer Tage an manchen Gebrechen
leidet, die allmälig auch dem weniger Kundigen mehr und mehr zur
Anschauung kommen und das Ansehen der Presse gänzlich zu vernich¬
ten drohen. Manche haben es für einen Mißbrauch erklärt, daß so
viele „Unberufene," d. h. solche, die nicht ausschließlich dem Lire-
rarenstanoe angehören, sich eingedrängt hätten aus den allgemeinen
Tummelplatz der Meinungen.
Unserer Ansicht nach scheint jedoch gerade das Umgekehrte der
Fall zu sein. Das Umsichgreifen des Literatenstandes mußte
nothwendig das Sinken der Literatur nach sich ziehen. Es kann na¬
türlich unsere Absicht nicht sein, geschätzten und mit Recht geschätzten
Schriftstellern mit diesem Ausspruche nur im Geringsten zu nahe tre¬
ten zu wollen; wir haben hier blos diejenigen im Auge, die, ihren
einmal gewählten Stand als das Mittel zu ihrem Unterhalte betrach¬
tend, mit Schreibereien aller Art ihr Leben zu fristen angewiesen sind.
Daher die ungemessene Anzahl gehaltloser Schriften, daher der immer
mehr gesunkene Begriff, der sich bei dem Volke mit dem Namen:
Literaren, zu verbinden anfängt.
Dazu kommt noch, daß bekanntlich nur wenige Redactionen ein
Honorar zahlen, wovon ein anständiger Unterhalt bestritten werden
könnte und den Literaren vom Fach bei ihren Correspondenzen häusig
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