Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.Gin Brief aus Nizza. Liebe-- Diese Zeilen sind endlich wieder der erste Versuch schriftlicher Dieser Brief, von einer jungen deutschen Dame, die gegenwärtig in Nizza lebt, war keineswegs für die Oeffentlichkeit bestimmt. Die Details in demselben tragen daher ganz den Stempel einer Familienmittheilung. Die Tante der Bricfstellerin, eine unserer geachtersten Schriftstellerinnen, hatte die Freundlichkeit, dieses Schreiben uns zur Benutzung für die Grenzboten mitzu¬ theilen, und wir haben, um ihm nichts von seinem Charakter zu entziehen, wenig daran geändert und nur einige dem Privatleben zugehöd Stellen rene D. Red. ausgelassen. Gtcnzl'öde" Isis. II. 32
Gin Brief aus Nizza. Liebe-- Diese Zeilen sind endlich wieder der erste Versuch schriftlicher Dieser Brief, von einer jungen deutschen Dame, die gegenwärtig in Nizza lebt, war keineswegs für die Oeffentlichkeit bestimmt. Die Details in demselben tragen daher ganz den Stempel einer Familienmittheilung. Die Tante der Bricfstellerin, eine unserer geachtersten Schriftstellerinnen, hatte die Freundlichkeit, dieses Schreiben uns zur Benutzung für die Grenzboten mitzu¬ theilen, und wir haben, um ihm nichts von seinem Charakter zu entziehen, wenig daran geändert und nur einige dem Privatleben zugehöd Stellen rene D. Red. ausgelassen. Gtcnzl'öde» Isis. II. 32
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Gin Brief aus Nizza.
Liebe--
Diese Zeilen sind endlich wieder der erste Versuch schriftlicher
Anstrengung. Wie wohl thut es, wenn nach und nach mit der
Rückkehr der Gesundheit auch die Seelenkräfte erstarken! Noch im¬
mer indeß schwebt, wie das Schwert des Demokles, die Gefahr über
meinem Haupte, durch die geringste Erkältung Körper und Geist
auf'S Neue zerstört zu sehen. Soll ich leben, nicht vegetiren, muß
ich den Gebrauch meiner fünf Sinne wünschen, und Gott sei geprie¬
sen, es ist Hoffnung da, mir diese zu erhalten. Was man unter
solchen Umständen in fremdem Lande leidet, darüber will ich schwei¬
gen. Nur Hände, deren Dienste sich mit Geld erkaufen ließen, konn¬
ten für meine Pflege thätig sein, so lange meine Nähe Gefahr brin¬
gend war. So blieb ich denn zwei lange Monde muttcrselig allein,
und während bei Euch die fröhlichen Lichter an Weihnachtsbäumen
brannten, blieb mir nicht einmal für die Freude Anderer etwas zu
thun übrig, als meiner Wärterin zu erlauben, mich auf einige
Stunden zu verlassen. Fügungen des Schicksals — wer kann sich
denselben entziehen? Meine Pläne, Wünsche, Hoffnungen waren
auf Sand gebaut, wie daS wohl manchmal so geht, und das schöne
Italien mit seinen Orangcnhainen, dem ich wie einem gelobten Lande
zueilte, ist mir ein elender Kerker geworden. Doch ist es schön hier.
Dieser Brief, von einer jungen deutschen Dame, die gegenwärtig in
Nizza lebt, war keineswegs für die Oeffentlichkeit bestimmt. Die Details in
demselben tragen daher ganz den Stempel einer Familienmittheilung. Die
Tante der Bricfstellerin, eine unserer geachtersten Schriftstellerinnen, hatte die
Freundlichkeit, dieses Schreiben uns zur Benutzung für die Grenzboten mitzu¬
theilen, und wir haben, um ihm nichts von seinem Charakter zu entziehen,
wenig daran geändert und nur einige dem Privatleben zugehöd Stellen
rene
D. Red. ausgelassen.
Gtcnzl'öde» Isis. II. 32
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