Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Je f n i t e n.



Von" !^v<?^ ^it bien <I" Iiinit et >Ich
<1is<!ours "ans verite. Vo"" i^norie/..
M"is quam-I on ixnore, is "neues
est la loi als I'Iionnsur.

KaviKnkn, Ivsuits.

Ein ganzer Haufe kleinerer und größerer Schriften über und
gegen die Jesuiten lind den Jesuitismus liegt vor mir, lauter ganz
junge, in den letzten Monaten erst zur Welt gebrachte Erzeugnisse
des ehrlichen, des biederen, des gewissenhaften, treuen, wahrheitslie¬
benden, tiefen, forschenden und gelehrten deutschen Geistes. Ich habe
diese Schriften gelesen: ich habe die Selbstüberwindung besessen, den
ganzen Plunder wirklich zu lesen. Aber wenn ich sagen sollte, mit
welcher Entrüstung, so würde ich vergeblich nach Worten suchen, die
vermögend wären, meinen Zorn und meinen Verdruß über diese schimpf¬
liche Literatur dem Leser mitzutheilen.

Ich kenne einen großen Theil der älteren Schriften für und wi^
der die Jesuiten. Von beiden Seiten Lügen, Verdrehungen, Beschö¬
nigungen, Verleumdungen, Schimpfworte. Nichts von dem allen hat
mir Aerger erregen können; in Parteischriftcn darf man nichts An¬
deres suchen. Wenn ich jetzt in Frankreich oder in der Schweiz, wo
derselbe Parteikampf wieder im Schwunge ist, die alten Waffen her-
vorsuchen sehe, so kann mich auch das weder wundern, noch verdrie¬
ßen. Aber bei uns in Deutschland, wo die Künste des Betrugs
nicht an der Gefahr des Augenblicks, an der Hitze des Kampfes,
an der Leidenschaft, an dem Kriegsbrauch, an der Noth eine Ent¬
schuldigung finden, wo man höchstens nur vor möglichen Gefahren
warnen will, wo man mit der Versicherung auftritt, lediglich das
Volk belehren, lediglich die Wahrheit an den Tag bringen zu
wollen!---


Grcnzbvlc" I"in. N. 37
Je f n i t e n.



Von» !^v<?^ ^it bien <I» Iiinit et >Ich
<1is<!ours «ans verite. Vo«» i^norie/..
M»is quam-I on ixnore, is »neues
est la loi als I'Iionnsur.

KaviKnkn, Ivsuits.

Ein ganzer Haufe kleinerer und größerer Schriften über und
gegen die Jesuiten lind den Jesuitismus liegt vor mir, lauter ganz
junge, in den letzten Monaten erst zur Welt gebrachte Erzeugnisse
des ehrlichen, des biederen, des gewissenhaften, treuen, wahrheitslie¬
benden, tiefen, forschenden und gelehrten deutschen Geistes. Ich habe
diese Schriften gelesen: ich habe die Selbstüberwindung besessen, den
ganzen Plunder wirklich zu lesen. Aber wenn ich sagen sollte, mit
welcher Entrüstung, so würde ich vergeblich nach Worten suchen, die
vermögend wären, meinen Zorn und meinen Verdruß über diese schimpf¬
liche Literatur dem Leser mitzutheilen.

Ich kenne einen großen Theil der älteren Schriften für und wi^
der die Jesuiten. Von beiden Seiten Lügen, Verdrehungen, Beschö¬
nigungen, Verleumdungen, Schimpfworte. Nichts von dem allen hat
mir Aerger erregen können; in Parteischriftcn darf man nichts An¬
deres suchen. Wenn ich jetzt in Frankreich oder in der Schweiz, wo
derselbe Parteikampf wieder im Schwunge ist, die alten Waffen her-
vorsuchen sehe, so kann mich auch das weder wundern, noch verdrie¬
ßen. Aber bei uns in Deutschland, wo die Künste des Betrugs
nicht an der Gefahr des Augenblicks, an der Hitze des Kampfes,
an der Leidenschaft, an dem Kriegsbrauch, an der Noth eine Ent¬
schuldigung finden, wo man höchstens nur vor möglichen Gefahren
warnen will, wo man mit der Versicherung auftritt, lediglich das
Volk belehren, lediglich die Wahrheit an den Tag bringen zu
wollen!---


Grcnzbvlc» I«in. N. 37
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0289" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/270348"/>
            </div>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Je f n i t e n.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <quote type="epigraph"> Von» !^v&lt;?^ ^it bien &lt;I» Iiinit et &gt;Ich<lb/>
&lt;1is&lt;!ours «ans verite. Vo«» i^norie/..<lb/>
M»is quam-I on ixnore, is »neues<lb/>
est la loi als I'Iionnsur.</quote><lb/>
          <note type="bibl"> KaviKnkn, Ivsuits.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_711"> Ein ganzer Haufe kleinerer und größerer Schriften über und<lb/>
gegen die Jesuiten lind den Jesuitismus liegt vor mir, lauter ganz<lb/>
junge, in den letzten Monaten erst zur Welt gebrachte Erzeugnisse<lb/>
des ehrlichen, des biederen, des gewissenhaften, treuen, wahrheitslie¬<lb/>
benden, tiefen, forschenden und gelehrten deutschen Geistes. Ich habe<lb/>
diese Schriften gelesen: ich habe die Selbstüberwindung besessen, den<lb/>
ganzen Plunder wirklich zu lesen. Aber wenn ich sagen sollte, mit<lb/>
welcher Entrüstung, so würde ich vergeblich nach Worten suchen, die<lb/>
vermögend wären, meinen Zorn und meinen Verdruß über diese schimpf¬<lb/>
liche Literatur dem Leser mitzutheilen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_712"> Ich kenne einen großen Theil der älteren Schriften für und wi^<lb/>
der die Jesuiten. Von beiden Seiten Lügen, Verdrehungen, Beschö¬<lb/>
nigungen, Verleumdungen, Schimpfworte. Nichts von dem allen hat<lb/>
mir Aerger erregen können; in Parteischriftcn darf man nichts An¬<lb/>
deres suchen. Wenn ich jetzt in Frankreich oder in der Schweiz, wo<lb/>
derselbe Parteikampf wieder im Schwunge ist, die alten Waffen her-<lb/>
vorsuchen sehe, so kann mich auch das weder wundern, noch verdrie¬<lb/>
ßen. Aber bei uns in Deutschland, wo die Künste des Betrugs<lb/>
nicht an der Gefahr des Augenblicks, an der Hitze des Kampfes,<lb/>
an der Leidenschaft, an dem Kriegsbrauch, an der Noth eine Ent¬<lb/>
schuldigung finden, wo man höchstens nur vor möglichen Gefahren<lb/>
warnen will, wo man mit der Versicherung auftritt, lediglich das<lb/>
Volk belehren, lediglich die Wahrheit an den Tag bringen zu<lb/>
wollen!---</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzbvlc» I«in. N. 37</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0289] Je f n i t e n. Von» !^v<?^ ^it bien <I» Iiinit et >Ich <1is<!ours «ans verite. Vo«» i^norie/.. M»is quam-I on ixnore, is »neues est la loi als I'Iionnsur. KaviKnkn, Ivsuits. Ein ganzer Haufe kleinerer und größerer Schriften über und gegen die Jesuiten lind den Jesuitismus liegt vor mir, lauter ganz junge, in den letzten Monaten erst zur Welt gebrachte Erzeugnisse des ehrlichen, des biederen, des gewissenhaften, treuen, wahrheitslie¬ benden, tiefen, forschenden und gelehrten deutschen Geistes. Ich habe diese Schriften gelesen: ich habe die Selbstüberwindung besessen, den ganzen Plunder wirklich zu lesen. Aber wenn ich sagen sollte, mit welcher Entrüstung, so würde ich vergeblich nach Worten suchen, die vermögend wären, meinen Zorn und meinen Verdruß über diese schimpf¬ liche Literatur dem Leser mitzutheilen. Ich kenne einen großen Theil der älteren Schriften für und wi^ der die Jesuiten. Von beiden Seiten Lügen, Verdrehungen, Beschö¬ nigungen, Verleumdungen, Schimpfworte. Nichts von dem allen hat mir Aerger erregen können; in Parteischriftcn darf man nichts An¬ deres suchen. Wenn ich jetzt in Frankreich oder in der Schweiz, wo derselbe Parteikampf wieder im Schwunge ist, die alten Waffen her- vorsuchen sehe, so kann mich auch das weder wundern, noch verdrie¬ ßen. Aber bei uns in Deutschland, wo die Künste des Betrugs nicht an der Gefahr des Augenblicks, an der Hitze des Kampfes, an der Leidenschaft, an dem Kriegsbrauch, an der Noth eine Ent¬ schuldigung finden, wo man höchstens nur vor möglichen Gefahren warnen will, wo man mit der Versicherung auftritt, lediglich das Volk belehren, lediglich die Wahrheit an den Tag bringen zu wollen!--- Grcnzbvlc» I«in. N. 37

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058/289
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058/289>, abgerufen am 27.04.2024.