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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.

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Wiener Briefe.



Das vorherrschende Interesse des Tages, den Mittelpunkt aller
Gespräche bildet jetzt die morgen stattfindende Eröffnung der Indust-
riehalle, wozu von der Direktion der Ausstellung bereits in den Zei¬
tungen das Programm bekannt gemacht worden ist. Der Eintritt
ist unentgeltlich gestattet, nur an zwei Tagen der Woche wird der¬
selbe blos gegen Vorzeigung der zu diesem Zwecke an Personen ge¬
bildeten Standes vertheilten Karten erlaubt. Meister können ihre
Handwerksgesellen in der Morgenzeit bis zehn Uhr einführen, und
auch an Sonn- und Feiertagen bleibt die Ausstellung geöffnet. Am
,15. Mai, dem Tage der feierlichen Eröffnung, besucht der Kaiser
mit seinem ganzen Hofstaat, geleitet von den Chefs der obersten
Finanzbehörde und den Mitgliedern des Ausschusses, die sehr solid
und geschmackvoll hergestellte Industriehalle vor dem Gebäude des
polytechnischen Instituts, mit dem sie durch eine Gallerie verbunden,
weil auch in den zweiundzwanzig Sälen desselben ein Theil der
zur Ansicht eingesendeten Gewerbsproducte aufgestellt ist. Das Bür¬
germilitär rückt auf das Glacis und bildet von der kaiserlichen Hof¬
burg bis zum erwähnten Ausstellungslocale Spalier. Am Mittag
ist die Feierlichkeit, wozu sich die Herren Aussteller im schwarzen
Frack einzufinden haben, beendigt, und um ein Uhr Nachmittags wird
dem Publicum der Zutritt gestattet, der bis zum 15. Juli dauert,
wo sodann die Halle geschlossen und abgebrochen werden soll, um
nach fünf Jahren abermals zu erstehen.

Die Zahl der Aussteller beläuft sich auf 2000, während im
Jahre 1835 blos 500 und 1839 nur 721 ihre Erzeugnisse darbrach-
ten- In Paris zählte man 1844 an 4000 Aussteller und in Ber¬
lin in demselben Jahre 3000, wobei jedoch zu bemerken, daß die


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Wiener Briefe.



Das vorherrschende Interesse des Tages, den Mittelpunkt aller
Gespräche bildet jetzt die morgen stattfindende Eröffnung der Indust-
riehalle, wozu von der Direktion der Ausstellung bereits in den Zei¬
tungen das Programm bekannt gemacht worden ist. Der Eintritt
ist unentgeltlich gestattet, nur an zwei Tagen der Woche wird der¬
selbe blos gegen Vorzeigung der zu diesem Zwecke an Personen ge¬
bildeten Standes vertheilten Karten erlaubt. Meister können ihre
Handwerksgesellen in der Morgenzeit bis zehn Uhr einführen, und
auch an Sonn- und Feiertagen bleibt die Ausstellung geöffnet. Am
,15. Mai, dem Tage der feierlichen Eröffnung, besucht der Kaiser
mit seinem ganzen Hofstaat, geleitet von den Chefs der obersten
Finanzbehörde und den Mitgliedern des Ausschusses, die sehr solid
und geschmackvoll hergestellte Industriehalle vor dem Gebäude des
polytechnischen Instituts, mit dem sie durch eine Gallerie verbunden,
weil auch in den zweiundzwanzig Sälen desselben ein Theil der
zur Ansicht eingesendeten Gewerbsproducte aufgestellt ist. Das Bür¬
germilitär rückt auf das Glacis und bildet von der kaiserlichen Hof¬
burg bis zum erwähnten Ausstellungslocale Spalier. Am Mittag
ist die Feierlichkeit, wozu sich die Herren Aussteller im schwarzen
Frack einzufinden haben, beendigt, und um ein Uhr Nachmittags wird
dem Publicum der Zutritt gestattet, der bis zum 15. Juli dauert,
wo sodann die Halle geschlossen und abgebrochen werden soll, um
nach fünf Jahren abermals zu erstehen.

Die Zahl der Aussteller beläuft sich auf 2000, während im
Jahre 1835 blos 500 und 1839 nur 721 ihre Erzeugnisse darbrach-
ten- In Paris zählte man 1844 an 4000 Aussteller und in Ber¬
lin in demselben Jahre 3000, wobei jedoch zu bemerken, daß die


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[0377] Wiener Briefe. Das vorherrschende Interesse des Tages, den Mittelpunkt aller Gespräche bildet jetzt die morgen stattfindende Eröffnung der Indust- riehalle, wozu von der Direktion der Ausstellung bereits in den Zei¬ tungen das Programm bekannt gemacht worden ist. Der Eintritt ist unentgeltlich gestattet, nur an zwei Tagen der Woche wird der¬ selbe blos gegen Vorzeigung der zu diesem Zwecke an Personen ge¬ bildeten Standes vertheilten Karten erlaubt. Meister können ihre Handwerksgesellen in der Morgenzeit bis zehn Uhr einführen, und auch an Sonn- und Feiertagen bleibt die Ausstellung geöffnet. Am ,15. Mai, dem Tage der feierlichen Eröffnung, besucht der Kaiser mit seinem ganzen Hofstaat, geleitet von den Chefs der obersten Finanzbehörde und den Mitgliedern des Ausschusses, die sehr solid und geschmackvoll hergestellte Industriehalle vor dem Gebäude des polytechnischen Instituts, mit dem sie durch eine Gallerie verbunden, weil auch in den zweiundzwanzig Sälen desselben ein Theil der zur Ansicht eingesendeten Gewerbsproducte aufgestellt ist. Das Bür¬ germilitär rückt auf das Glacis und bildet von der kaiserlichen Hof¬ burg bis zum erwähnten Ausstellungslocale Spalier. Am Mittag ist die Feierlichkeit, wozu sich die Herren Aussteller im schwarzen Frack einzufinden haben, beendigt, und um ein Uhr Nachmittags wird dem Publicum der Zutritt gestattet, der bis zum 15. Juli dauert, wo sodann die Halle geschlossen und abgebrochen werden soll, um nach fünf Jahren abermals zu erstehen. Die Zahl der Aussteller beläuft sich auf 2000, während im Jahre 1835 blos 500 und 1839 nur 721 ihre Erzeugnisse darbrach- ten- In Paris zählte man 1844 an 4000 Aussteller und in Ber¬ lin in demselben Jahre 3000, wobei jedoch zu bemerken, daß die Grcnzbvrc» I«i5. II, 48

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058/377>, abgerufen am 27.04.2024.