Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.so groß, daß sie den Eigcnhandel nur katholischen Bürgern gestattete. Ueber Fröbels Ausweisung aus den preußischen Staaten hört man 0 -- 0 VI. A u s H a l l e. Aufwärts, vorwärts, rückwärts. -- Wislicenus und Tholuck. Professor Erdmann hält Vorlesungen über akademisches Studium, so groß, daß sie den Eigcnhandel nur katholischen Bürgern gestattete. Ueber Fröbels Ausweisung aus den preußischen Staaten hört man 0 — 0 VI. A u s H a l l e. Aufwärts, vorwärts, rückwärts. — Wislicenus und Tholuck. Professor Erdmann hält Vorlesungen über akademisches Studium, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0555" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/270614"/> <p xml:id="ID_1527" prev="#ID_1526"> so groß, daß sie den Eigcnhandel nur katholischen Bürgern gestattete.<lb/> Da aber die Lage der Stadt vorzugsweise die Spedition begünstigt, so<lb/> verloren die Protestanten, die sich alle auf diesen grünen Zweig setzen<lb/> mußten, nicht viel dabei; sie gediehen vielmehr zusehends, während<lb/> die Katholiken stolz auf dem dürren Zweige des Eigenhandels sitzen<lb/> blieben und immer mehr zu unbedeutenden Krämern herabsanken. Anno<lb/> I79Z hatte Cöln nicht mehr als 40,00V Einwohner, darunter waren<lb/> zwei Drittel Bettler. Glücklicher Weise kam die gottlose französische<lb/> Revolution und warf den Privilegienkram und die Ausnahmsgesetze über<lb/> den Haufen. Cöln wurde bei den Haaren aus dem Abgrund gezogen,<lb/> in den es immer tiefer zu versinken drohte. Seitdem hat die Stadt<lb/> sich wunderbar gehoben. Allein noch immer bilden die 10,000 Prote¬<lb/> stanten Eölns den wohlhabendsten Theil der Bevölkerung; die größten<lb/> Banquierhäuser und selbst die vornehmsten Hotels gehören Protestanten.<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_1528"> Ueber Fröbels Ausweisung aus den preußischen Staaten hört man<lb/> Näheres. Fröbel wollte bereits zur Messe nach Leipzig reisen, konnte<lb/> aber seinen Paß nicht visirt erhalten. Indessen hat der preußische Ge¬<lb/> schäftsträger in Zürch in Berlin angefragt, und nach mehreren Wochen<lb/> kam endlich die Erlaubniß und das Visa. Nun aber ist man wieder<lb/> von dieser Erlaubniß zurückgekommen, und es heißt, Fröbel werde den<lb/> preußischen Geschäftsträger auf Schadenersatz verklagen, weil er, im<lb/> Vertrauen auf sein Visa, die kostspielige Reise unternommen habe.</p><lb/> <note type="byline"> 0 — 0</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> VI.<lb/> A u s H a l l e.</head><lb/> <note type="argument"> Aufwärts, vorwärts, rückwärts. — Wislicenus und Tholuck.</note><lb/> <p xml:id="ID_1529" next="#ID_1530"> Professor Erdmann hält Vorlesungen über akademisches Studium,<lb/> in welchen er mit Vorliebe bei der Frage verweilt, welche politische<lb/> Meinung ein Student haben solle. Er selbst bekannte sich zu einer<lb/> Partei „Aufwärts," und verglich sich mit einem „Luftballon," der<lb/> zwischen den Parteien „Vorwärts" und „Rückwärts" in die Höhe<lb/> steigt. In dieser imposanten Stellung verließen ihn seine Zuhörer am<lb/> Schlüsse der vorletzten Vorlesung. — In der letzten sprach er über<lb/> die Juden. Der Deutsche hat Humor, meinte der Philosoph. Ihm<lb/> muß man es daher verzeihen, wenn er sich zuweilen über sich selbst<lb/> lustig macht. „Wenn aber ein Jude," fuhr er fort, „der nur so<lb/> viel deutsches Blut in seinen Adern hat, als seine Vorfahren den<lb/> Deutschen ausgesogen haben, sich das erlaubt, so ist es Zeit, daß man<lb/> dem Mauschel heimleuchtet." Die gutmüthigen Studenten lachten:<lb/> denn sie verzeihen ihm das gern, weil er sich zuweilen auch über die<lb/> evangelische Kirchenzeitung lustig macht. — Professor Erdmann, ein<lb/> geborner Russe, erfüllt übrigens in Halle die Mission, für Aholuck'H<lb/> zahlreiche Jüngerschaft Jahr aus Jahr ein das Wissen mit dem</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0555]
so groß, daß sie den Eigcnhandel nur katholischen Bürgern gestattete.
Da aber die Lage der Stadt vorzugsweise die Spedition begünstigt, so
verloren die Protestanten, die sich alle auf diesen grünen Zweig setzen
mußten, nicht viel dabei; sie gediehen vielmehr zusehends, während
die Katholiken stolz auf dem dürren Zweige des Eigenhandels sitzen
blieben und immer mehr zu unbedeutenden Krämern herabsanken. Anno
I79Z hatte Cöln nicht mehr als 40,00V Einwohner, darunter waren
zwei Drittel Bettler. Glücklicher Weise kam die gottlose französische
Revolution und warf den Privilegienkram und die Ausnahmsgesetze über
den Haufen. Cöln wurde bei den Haaren aus dem Abgrund gezogen,
in den es immer tiefer zu versinken drohte. Seitdem hat die Stadt
sich wunderbar gehoben. Allein noch immer bilden die 10,000 Prote¬
stanten Eölns den wohlhabendsten Theil der Bevölkerung; die größten
Banquierhäuser und selbst die vornehmsten Hotels gehören Protestanten.
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Ueber Fröbels Ausweisung aus den preußischen Staaten hört man
Näheres. Fröbel wollte bereits zur Messe nach Leipzig reisen, konnte
aber seinen Paß nicht visirt erhalten. Indessen hat der preußische Ge¬
schäftsträger in Zürch in Berlin angefragt, und nach mehreren Wochen
kam endlich die Erlaubniß und das Visa. Nun aber ist man wieder
von dieser Erlaubniß zurückgekommen, und es heißt, Fröbel werde den
preußischen Geschäftsträger auf Schadenersatz verklagen, weil er, im
Vertrauen auf sein Visa, die kostspielige Reise unternommen habe.
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VI.
A u s H a l l e.
Aufwärts, vorwärts, rückwärts. — Wislicenus und Tholuck.
Professor Erdmann hält Vorlesungen über akademisches Studium,
in welchen er mit Vorliebe bei der Frage verweilt, welche politische
Meinung ein Student haben solle. Er selbst bekannte sich zu einer
Partei „Aufwärts," und verglich sich mit einem „Luftballon," der
zwischen den Parteien „Vorwärts" und „Rückwärts" in die Höhe
steigt. In dieser imposanten Stellung verließen ihn seine Zuhörer am
Schlüsse der vorletzten Vorlesung. — In der letzten sprach er über
die Juden. Der Deutsche hat Humor, meinte der Philosoph. Ihm
muß man es daher verzeihen, wenn er sich zuweilen über sich selbst
lustig macht. „Wenn aber ein Jude," fuhr er fort, „der nur so
viel deutsches Blut in seinen Adern hat, als seine Vorfahren den
Deutschen ausgesogen haben, sich das erlaubt, so ist es Zeit, daß man
dem Mauschel heimleuchtet." Die gutmüthigen Studenten lachten:
denn sie verzeihen ihm das gern, weil er sich zuweilen auch über die
evangelische Kirchenzeitung lustig macht. — Professor Erdmann, ein
geborner Russe, erfüllt übrigens in Halle die Mission, für Aholuck'H
zahlreiche Jüngerschaft Jahr aus Jahr ein das Wissen mit dem
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