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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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zen über die Geschichte der damaligen Colonisationen sind treue Spie¬
gelbilder mancher heutigen Ansiedelungsverhaltnisse. -- Wem es mehr
um die Lehre für unsere Gegenwart, als um eigentliche historische
Belehrung zu thun ist, dem wird wahrscheinlich die letzte Abhandlung
des Taschenbuchs die wichtigste sein. Dr. Karl Hagen spricht darin
"Ueber die öffentliche Meinung in Deutschland von den Freiheitskrie¬
gen bis zu den Karlsbader Beschlüssen." Doch belehrt uns eine Ein¬
leitung, daß wir den Abschluß dieses Artikels erst im künftigen Jahr¬
gang zu erwarten haben; das Vorliegende umfaßt nur die Jahre
1813--15.

"Taschenbuch für die vaterländische Geschichte" her¬
ausgegeben von F. Freih. v. Hormayr (XXXV. Jahrg. der ge-
sammten, XVII. Jahrg. der neuen Folge, 1846) enthalt, wie ge¬
wöhnlich eine ungemein große Menge historischen Detailmaterials,
welches unter vierundzwanzig Titeln zusammengestellt auftritt. Der
längste Aufsatz des Buches ist aber der erste, worin "dieser Taschen¬
bücher für die Vaterlandsgeschichte Kern und Uebersicht" seit ihrem
Beginn auf 40 Seiten nicht ohne starkes Selbstbewußtsein dargelegt
wird. Von den übrigen Rubriken laßt sich kaum Einzelnes als be¬
sonders nennenswerth hervorheben. Wer sich durch die eigenthümliche
Darstellungsform des Verfassers hindurcharbeitet, wird manches In
teressante auffinden. Für ein größeres Publicum mögen die Krain'schen
Volkslieder, von Anastasius Grün übersetzt, das meiste Interesse ha¬
ben.

Das "Literarhistorische Taschenbuch" von Prutz bringt
unter den Aufsätzen des Jahrgangs 1846 : "Beaumarchais" von K.
A. Mayer; "die letzte Revolution Polens und die ihr vorange¬
hende politisch-literarische Bewegung" von Cybulsky; "die spani¬
schen Romanzen" von Stahr, und durch innerliche Bezüge, so wie
durch die historische Folge dazu gehörig "die Far^as des Gil Vin¬
cente" von Rapp. "Thomas Abbe" von Prutz wird durch die bei¬
gefügten Abschnitte aus Abpl'S Literaturbriefen besonders für die Ge¬
schichte der ästhetischen Kritik bedeutend.


VII.
Was wir Deutsche alles unser nennen.

O Deutscher, unermüdlicher, fleißgesegnetcr Deutscher! Mit Recht
bewundern die Völker deine Ausdauer. Mit dem Spaten wie mit
der Feder, in den Urwäldern Amerikas wie in den heißen Lüften Ita¬
liens bist du von gleicher Unermüdlichkeit. Da ackert seit drei Wo¬
chen so ein deutscher Eolonist in Palermo fast jeden Tag eine Corre-
spondenz für die Allgemeine Zeitung; nichts schreckt ihn ab, nichts ist


zen über die Geschichte der damaligen Colonisationen sind treue Spie¬
gelbilder mancher heutigen Ansiedelungsverhaltnisse. — Wem es mehr
um die Lehre für unsere Gegenwart, als um eigentliche historische
Belehrung zu thun ist, dem wird wahrscheinlich die letzte Abhandlung
des Taschenbuchs die wichtigste sein. Dr. Karl Hagen spricht darin
„Ueber die öffentliche Meinung in Deutschland von den Freiheitskrie¬
gen bis zu den Karlsbader Beschlüssen." Doch belehrt uns eine Ein¬
leitung, daß wir den Abschluß dieses Artikels erst im künftigen Jahr¬
gang zu erwarten haben; das Vorliegende umfaßt nur die Jahre
1813—15.

„Taschenbuch für die vaterländische Geschichte" her¬
ausgegeben von F. Freih. v. Hormayr (XXXV. Jahrg. der ge-
sammten, XVII. Jahrg. der neuen Folge, 1846) enthalt, wie ge¬
wöhnlich eine ungemein große Menge historischen Detailmaterials,
welches unter vierundzwanzig Titeln zusammengestellt auftritt. Der
längste Aufsatz des Buches ist aber der erste, worin „dieser Taschen¬
bücher für die Vaterlandsgeschichte Kern und Uebersicht" seit ihrem
Beginn auf 40 Seiten nicht ohne starkes Selbstbewußtsein dargelegt
wird. Von den übrigen Rubriken laßt sich kaum Einzelnes als be¬
sonders nennenswerth hervorheben. Wer sich durch die eigenthümliche
Darstellungsform des Verfassers hindurcharbeitet, wird manches In
teressante auffinden. Für ein größeres Publicum mögen die Krain'schen
Volkslieder, von Anastasius Grün übersetzt, das meiste Interesse ha¬
ben.

Das „Literarhistorische Taschenbuch" von Prutz bringt
unter den Aufsätzen des Jahrgangs 1846 : „Beaumarchais" von K.
A. Mayer; „die letzte Revolution Polens und die ihr vorange¬
hende politisch-literarische Bewegung" von Cybulsky; „die spani¬
schen Romanzen" von Stahr, und durch innerliche Bezüge, so wie
durch die historische Folge dazu gehörig „die Far^as des Gil Vin¬
cente" von Rapp. „Thomas Abbe" von Prutz wird durch die bei¬
gefügten Abschnitte aus Abpl'S Literaturbriefen besonders für die Ge¬
schichte der ästhetischen Kritik bedeutend.


VII.
Was wir Deutsche alles unser nennen.

O Deutscher, unermüdlicher, fleißgesegnetcr Deutscher! Mit Recht
bewundern die Völker deine Ausdauer. Mit dem Spaten wie mit
der Feder, in den Urwäldern Amerikas wie in den heißen Lüften Ita¬
liens bist du von gleicher Unermüdlichkeit. Da ackert seit drei Wo¬
chen so ein deutscher Eolonist in Palermo fast jeden Tag eine Corre-
spondenz für die Allgemeine Zeitung; nichts schreckt ihn ab, nichts ist


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[0478] zen über die Geschichte der damaligen Colonisationen sind treue Spie¬ gelbilder mancher heutigen Ansiedelungsverhaltnisse. — Wem es mehr um die Lehre für unsere Gegenwart, als um eigentliche historische Belehrung zu thun ist, dem wird wahrscheinlich die letzte Abhandlung des Taschenbuchs die wichtigste sein. Dr. Karl Hagen spricht darin „Ueber die öffentliche Meinung in Deutschland von den Freiheitskrie¬ gen bis zu den Karlsbader Beschlüssen." Doch belehrt uns eine Ein¬ leitung, daß wir den Abschluß dieses Artikels erst im künftigen Jahr¬ gang zu erwarten haben; das Vorliegende umfaßt nur die Jahre 1813—15. „Taschenbuch für die vaterländische Geschichte" her¬ ausgegeben von F. Freih. v. Hormayr (XXXV. Jahrg. der ge- sammten, XVII. Jahrg. der neuen Folge, 1846) enthalt, wie ge¬ wöhnlich eine ungemein große Menge historischen Detailmaterials, welches unter vierundzwanzig Titeln zusammengestellt auftritt. Der längste Aufsatz des Buches ist aber der erste, worin „dieser Taschen¬ bücher für die Vaterlandsgeschichte Kern und Uebersicht" seit ihrem Beginn auf 40 Seiten nicht ohne starkes Selbstbewußtsein dargelegt wird. Von den übrigen Rubriken laßt sich kaum Einzelnes als be¬ sonders nennenswerth hervorheben. Wer sich durch die eigenthümliche Darstellungsform des Verfassers hindurcharbeitet, wird manches In teressante auffinden. Für ein größeres Publicum mögen die Krain'schen Volkslieder, von Anastasius Grün übersetzt, das meiste Interesse ha¬ ben. Das „Literarhistorische Taschenbuch" von Prutz bringt unter den Aufsätzen des Jahrgangs 1846 : „Beaumarchais" von K. A. Mayer; „die letzte Revolution Polens und die ihr vorange¬ hende politisch-literarische Bewegung" von Cybulsky; „die spani¬ schen Romanzen" von Stahr, und durch innerliche Bezüge, so wie durch die historische Folge dazu gehörig „die Far^as des Gil Vin¬ cente" von Rapp. „Thomas Abbe" von Prutz wird durch die bei¬ gefügten Abschnitte aus Abpl'S Literaturbriefen besonders für die Ge¬ schichte der ästhetischen Kritik bedeutend. VII. Was wir Deutsche alles unser nennen. O Deutscher, unermüdlicher, fleißgesegnetcr Deutscher! Mit Recht bewundern die Völker deine Ausdauer. Mit dem Spaten wie mit der Feder, in den Urwäldern Amerikas wie in den heißen Lüften Ita¬ liens bist du von gleicher Unermüdlichkeit. Da ackert seit drei Wo¬ chen so ein deutscher Eolonist in Palermo fast jeden Tag eine Corre- spondenz für die Allgemeine Zeitung; nichts schreckt ihn ab, nichts ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/478>, abgerufen am 01.05.2024.