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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Deutsche Z e i t u n g e n.

Mit dem neuen Jahre ist in den Reihen der Zeitungspresse
manche bedeutsame Veränderung eingetreten. Die Zeitungen sind die
Wetterfahnen oder die Schildhalter der öffentlichen Meinung; und
wenn es sich unter ihnen rührt, darf man schon immer ein wenig
aufmerken. Einige, und nicht die schlechtesten Parteigänger sind eines
unnatürlichen Todes gestorben; mögen die Lücken bald durch tüchtige
Nachfolger ausgefüllt werden! denn auch das Corps der Nachtwächter
wird überall verstärkt: in Baden durch die Mannheimer Morgenzei¬
tung, in Königsberg durch die Zeitung für Preußen, am Rhein durch
den Rheinischen Beobachter, in Sachsen durch den ritterlichen Bayard
und das sächsische Volksblatt und in Schlesien durch ein unlängst
angedrohtes katholisch-absolutistisches Journal, dessen rothen oder viel¬
mehr schwarzen Faden der morsche Großhofsinger aus Wien bilden
soll. -- Mit Freuden heißen wir die Bremer Zeitung willkom¬
men, die, mit neuem Takelwerk ausgerüstet, unter Andree's Leitung
alle Segel aufspannt. Dieses Blatt war schon bisher ziemlich ve-
achtenswerch und neben der tüchtigen und reichhaltigen Weserzei¬
tung ein guter Hafen für preußische Stimmen; eben so hat Andree
bis jetzt auf seinen verschiedenen schwierigen Posten Muth und Ta¬
lent in hohem Grade bewiesen, wie denn die Kölnische seiner Redac¬
tion einen großen Theil ihrer Erhebung zu einem allgemein deutschen
Blatte verdankt. Jetzt findet Andcee zum ersten Male freieren Spiel-


T a g e b u clj.



i
Deutsche Z e i t u n g e n.

Mit dem neuen Jahre ist in den Reihen der Zeitungspresse
manche bedeutsame Veränderung eingetreten. Die Zeitungen sind die
Wetterfahnen oder die Schildhalter der öffentlichen Meinung; und
wenn es sich unter ihnen rührt, darf man schon immer ein wenig
aufmerken. Einige, und nicht die schlechtesten Parteigänger sind eines
unnatürlichen Todes gestorben; mögen die Lücken bald durch tüchtige
Nachfolger ausgefüllt werden! denn auch das Corps der Nachtwächter
wird überall verstärkt: in Baden durch die Mannheimer Morgenzei¬
tung, in Königsberg durch die Zeitung für Preußen, am Rhein durch
den Rheinischen Beobachter, in Sachsen durch den ritterlichen Bayard
und das sächsische Volksblatt und in Schlesien durch ein unlängst
angedrohtes katholisch-absolutistisches Journal, dessen rothen oder viel¬
mehr schwarzen Faden der morsche Großhofsinger aus Wien bilden
soll. — Mit Freuden heißen wir die Bremer Zeitung willkom¬
men, die, mit neuem Takelwerk ausgerüstet, unter Andree's Leitung
alle Segel aufspannt. Dieses Blatt war schon bisher ziemlich ve-
achtenswerch und neben der tüchtigen und reichhaltigen Weserzei¬
tung ein guter Hafen für preußische Stimmen; eben so hat Andree
bis jetzt auf seinen verschiedenen schwierigen Posten Muth und Ta¬
lent in hohem Grade bewiesen, wie denn die Kölnische seiner Redac¬
tion einen großen Theil ihrer Erhebung zu einem allgemein deutschen
Blatte verdankt. Jetzt findet Andcee zum ersten Male freieren Spiel-


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[0237] T a g e b u clj. i Deutsche Z e i t u n g e n. Mit dem neuen Jahre ist in den Reihen der Zeitungspresse manche bedeutsame Veränderung eingetreten. Die Zeitungen sind die Wetterfahnen oder die Schildhalter der öffentlichen Meinung; und wenn es sich unter ihnen rührt, darf man schon immer ein wenig aufmerken. Einige, und nicht die schlechtesten Parteigänger sind eines unnatürlichen Todes gestorben; mögen die Lücken bald durch tüchtige Nachfolger ausgefüllt werden! denn auch das Corps der Nachtwächter wird überall verstärkt: in Baden durch die Mannheimer Morgenzei¬ tung, in Königsberg durch die Zeitung für Preußen, am Rhein durch den Rheinischen Beobachter, in Sachsen durch den ritterlichen Bayard und das sächsische Volksblatt und in Schlesien durch ein unlängst angedrohtes katholisch-absolutistisches Journal, dessen rothen oder viel¬ mehr schwarzen Faden der morsche Großhofsinger aus Wien bilden soll. — Mit Freuden heißen wir die Bremer Zeitung willkom¬ men, die, mit neuem Takelwerk ausgerüstet, unter Andree's Leitung alle Segel aufspannt. Dieses Blatt war schon bisher ziemlich ve- achtenswerch und neben der tüchtigen und reichhaltigen Weserzei¬ tung ein guter Hafen für preußische Stimmen; eben so hat Andree bis jetzt auf seinen verschiedenen schwierigen Posten Muth und Ta¬ lent in hohem Grade bewiesen, wie denn die Kölnische seiner Redac¬ tion einen großen Theil ihrer Erhebung zu einem allgemein deutschen Blatte verdankt. Jetzt findet Andcee zum ersten Male freieren Spiel-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/237>, abgerufen am 29.04.2024.