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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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zösischen oder englischen Einfluß bei der mexikanischen Pforte handeln"
und statt also die Vermittler zu spielen zwischen den beiden Haupt-
racen Amerikas werden sie selbst in der neuen Welt den alten Kampf
zwischen denselben beiden Racen, deren Vertreter sie sind, fortsetzen.

-- Seit einem Jahre sind in Deutschland, blos über jene kirch-
lichen Erscheinungen, die in Sachsen und Brandenburg das Licht der
Welt erblickten, vierhundert Broschüren und Bücher erschienen.
Was im Ganzen und Allgemeinen in dieser Beziehung geschrieben
und gedruckt worden ist, hat man noch nicht zusammengezählt, und
die verschiedenen Kirchenzeitungcn, so wie die zahllosen Spalten, die
in anderen politischen und belletristischen Blättern den sogenannten
religiösen Bewegungen geopfert wurden, sind dabei ebenfalls nicht in
Anschlag gebracht. Zu positiven Resultaten ist man auch nicht ge¬
kommen, die deutsche Einigkeit und Freiheit hat keine großen Fort¬
schritte dadurch gemacht, wohl aber muß man gestehen, daß Deutsch¬
land seine Stylübungen bei jeder Gelegenheit nach dem grandiosesten
Maßstabe anstellt. Und wenn ein barbarischer Omar einst über un¬
sere alerandrinischen Bibliotheken kommen sollte, so wird er was ha¬
ben, um tüchtig einzuheizen.


Berichtigung.

Gegen die Angaben unseres Wiener Korrespondenten in No. 52. vor.
Jahrgang" in Betreff einer zu Ehren des Kaisers Nicolaus veranstalteten Kunst¬
ausstellung ist uns von Wiener Künstlern, welche sich in jener Korrespondenz
gekränkt fanden, (obwohl sie unser Korrespondent sicherlich nicht hat kränken
wollen) eine Verwahrung und Berichtigung zugegangen, welche uns um so
willkommner ist, als sie über den Zusammenhang der Thatsachen, den unser
Korrespondent mißkannt zu haben scheint, Aufschluß giebt. Die geehrten Ein¬
sender sagen: "Kurze Zeit vor Ankunft des russischen Kaisers in Wien faßten
die Künstler den Beschluß, zu Ehren seiner Anwesenheit eine Ausstellung ihrer
besten Leistungen als würdige Repräsentation vaterländischen Kunstvermögens
zu veranstalten. Dadurch war schon einerseits bedingt, daß auch solche Werke
aufgenommen würden, welche bereits Privatbesitz geworden waren; andrerseits,
daß sämmtliche Werke der Ausstellung unverkäuflich wären. Denn es han¬
delte sich um möglichst würdige Vertretung unserer Kunst, nicht um mate¬
riellen Gewinn. 'Als rum die Art und Weise der Ausstellung von den Künst¬
lern festgestellt war, wandte es ein aus ihrer Mitte selbstgewählter Ausschuß
an das Präsidium der k. k. Akademie d^r bildenden Künste mit der Bitte um
Erlaubniß, das Lokal und Material der jährlichen öffentlichen Ausstellung zu
ihrem besonderen Zwecke benutzen zu dürfen. Das Präsidium gewährte mit
dankenswcrthestcr Bereitwilligkeit unter -hrcnvoller Anerkennung der uneigen¬
nützigen pairiotischen Absicht nicht nur das Ansuchen der Künstler, sondern
erbot sich noch überdieß, die Kosten der Ausstellung zu bestreiten."




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.

zösischen oder englischen Einfluß bei der mexikanischen Pforte handeln»
und statt also die Vermittler zu spielen zwischen den beiden Haupt-
racen Amerikas werden sie selbst in der neuen Welt den alten Kampf
zwischen denselben beiden Racen, deren Vertreter sie sind, fortsetzen.

— Seit einem Jahre sind in Deutschland, blos über jene kirch-
lichen Erscheinungen, die in Sachsen und Brandenburg das Licht der
Welt erblickten, vierhundert Broschüren und Bücher erschienen.
Was im Ganzen und Allgemeinen in dieser Beziehung geschrieben
und gedruckt worden ist, hat man noch nicht zusammengezählt, und
die verschiedenen Kirchenzeitungcn, so wie die zahllosen Spalten, die
in anderen politischen und belletristischen Blättern den sogenannten
religiösen Bewegungen geopfert wurden, sind dabei ebenfalls nicht in
Anschlag gebracht. Zu positiven Resultaten ist man auch nicht ge¬
kommen, die deutsche Einigkeit und Freiheit hat keine großen Fort¬
schritte dadurch gemacht, wohl aber muß man gestehen, daß Deutsch¬
land seine Stylübungen bei jeder Gelegenheit nach dem grandiosesten
Maßstabe anstellt. Und wenn ein barbarischer Omar einst über un¬
sere alerandrinischen Bibliotheken kommen sollte, so wird er was ha¬
ben, um tüchtig einzuheizen.


Berichtigung.

Gegen die Angaben unseres Wiener Korrespondenten in No. 52. vor.
Jahrgang« in Betreff einer zu Ehren des Kaisers Nicolaus veranstalteten Kunst¬
ausstellung ist uns von Wiener Künstlern, welche sich in jener Korrespondenz
gekränkt fanden, (obwohl sie unser Korrespondent sicherlich nicht hat kränken
wollen) eine Verwahrung und Berichtigung zugegangen, welche uns um so
willkommner ist, als sie über den Zusammenhang der Thatsachen, den unser
Korrespondent mißkannt zu haben scheint, Aufschluß giebt. Die geehrten Ein¬
sender sagen: „Kurze Zeit vor Ankunft des russischen Kaisers in Wien faßten
die Künstler den Beschluß, zu Ehren seiner Anwesenheit eine Ausstellung ihrer
besten Leistungen als würdige Repräsentation vaterländischen Kunstvermögens
zu veranstalten. Dadurch war schon einerseits bedingt, daß auch solche Werke
aufgenommen würden, welche bereits Privatbesitz geworden waren; andrerseits,
daß sämmtliche Werke der Ausstellung unverkäuflich wären. Denn es han¬
delte sich um möglichst würdige Vertretung unserer Kunst, nicht um mate¬
riellen Gewinn. 'Als rum die Art und Weise der Ausstellung von den Künst¬
lern festgestellt war, wandte es ein aus ihrer Mitte selbstgewählter Ausschuß
an das Präsidium der k. k. Akademie d^r bildenden Künste mit der Bitte um
Erlaubniß, das Lokal und Material der jährlichen öffentlichen Ausstellung zu
ihrem besonderen Zwecke benutzen zu dürfen. Das Präsidium gewährte mit
dankenswcrthestcr Bereitwilligkeit unter -hrcnvoller Anerkennung der uneigen¬
nützigen pairiotischen Absicht nicht nur das Ansuchen der Künstler, sondern
erbot sich noch überdieß, die Kosten der Ausstellung zu bestreiten."




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0392] zösischen oder englischen Einfluß bei der mexikanischen Pforte handeln» und statt also die Vermittler zu spielen zwischen den beiden Haupt- racen Amerikas werden sie selbst in der neuen Welt den alten Kampf zwischen denselben beiden Racen, deren Vertreter sie sind, fortsetzen. — Seit einem Jahre sind in Deutschland, blos über jene kirch- lichen Erscheinungen, die in Sachsen und Brandenburg das Licht der Welt erblickten, vierhundert Broschüren und Bücher erschienen. Was im Ganzen und Allgemeinen in dieser Beziehung geschrieben und gedruckt worden ist, hat man noch nicht zusammengezählt, und die verschiedenen Kirchenzeitungcn, so wie die zahllosen Spalten, die in anderen politischen und belletristischen Blättern den sogenannten religiösen Bewegungen geopfert wurden, sind dabei ebenfalls nicht in Anschlag gebracht. Zu positiven Resultaten ist man auch nicht ge¬ kommen, die deutsche Einigkeit und Freiheit hat keine großen Fort¬ schritte dadurch gemacht, wohl aber muß man gestehen, daß Deutsch¬ land seine Stylübungen bei jeder Gelegenheit nach dem grandiosesten Maßstabe anstellt. Und wenn ein barbarischer Omar einst über un¬ sere alerandrinischen Bibliotheken kommen sollte, so wird er was ha¬ ben, um tüchtig einzuheizen. Berichtigung. Gegen die Angaben unseres Wiener Korrespondenten in No. 52. vor. Jahrgang« in Betreff einer zu Ehren des Kaisers Nicolaus veranstalteten Kunst¬ ausstellung ist uns von Wiener Künstlern, welche sich in jener Korrespondenz gekränkt fanden, (obwohl sie unser Korrespondent sicherlich nicht hat kränken wollen) eine Verwahrung und Berichtigung zugegangen, welche uns um so willkommner ist, als sie über den Zusammenhang der Thatsachen, den unser Korrespondent mißkannt zu haben scheint, Aufschluß giebt. Die geehrten Ein¬ sender sagen: „Kurze Zeit vor Ankunft des russischen Kaisers in Wien faßten die Künstler den Beschluß, zu Ehren seiner Anwesenheit eine Ausstellung ihrer besten Leistungen als würdige Repräsentation vaterländischen Kunstvermögens zu veranstalten. Dadurch war schon einerseits bedingt, daß auch solche Werke aufgenommen würden, welche bereits Privatbesitz geworden waren; andrerseits, daß sämmtliche Werke der Ausstellung unverkäuflich wären. Denn es han¬ delte sich um möglichst würdige Vertretung unserer Kunst, nicht um mate¬ riellen Gewinn. 'Als rum die Art und Weise der Ausstellung von den Künst¬ lern festgestellt war, wandte es ein aus ihrer Mitte selbstgewählter Ausschuß an das Präsidium der k. k. Akademie d^r bildenden Künste mit der Bitte um Erlaubniß, das Lokal und Material der jährlichen öffentlichen Ausstellung zu ihrem besonderen Zwecke benutzen zu dürfen. Das Präsidium gewährte mit dankenswcrthestcr Bereitwilligkeit unter -hrcnvoller Anerkennung der uneigen¬ nützigen pairiotischen Absicht nicht nur das Ansuchen der Künstler, sondern erbot sich noch überdieß, die Kosten der Ausstellung zu bestreiten." Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/392>, abgerufen am 29.04.2024.