Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Noch Etwas von der czechifchen Nationalität.



Die Prager Zeitung enthielt in dem nichtpolitischen Theile ih¬
rer Ur. Is von diesem Jahre folgenden Artikel, unter der Ueber¬
schrift: Der böhmische National-Ball:

"Die Nationalität in Böhmen, welche in neuester Zeit so viele
Verfechter und Gegner aufzuweisen hat und die Gemüther so vie¬
ler Edler aufregt, für selbe einen, wenn auch ungleichen geistigen
Kampf auf Leben und Tod einzugehen -- die Nationalität, welche
in unserm Vaterlande ihr Banner aufgepflanzt hat, um ihre Ge¬
treuen unter demselben zu sammeln, damit sie unter dem Schutze
einer glorreichen Regierung, auf die heiligsten Rechte fußend, in dem
schönen Vaterlande ihre gute Sache verfechten -- diese Nationali¬
tät steht jetzt stegreich da, unüberwunden, unbekümmert, was ihre
Feinde sagen, welche den hervorbrechenden Groll umsonst zu ver¬
bergen trachten. Die Waffen, deren sie sich bedient, sind freilich nur
geistige, allein sie wissen den rechten Fleck zu treffen. Die Mittel,
die sie wählt, nimmt sie aus ihrem eigenen, reichen Schatze, und
diese führen zum Zwecke. Wenn man die nationalen Bestrebun¬
gen der Czechen aus der letzten Zeit ins Auge faßt und gehörig
zu würdigen weiß, so muß man laut bekennen, daß diese edlen Be¬
strebungen die reinsten Absichten zum Grunde haben, und daß die
dabei entwickelte Thatkraft würdig sei eines Volkes, welches die
Geschichte zu einem großen gestempelt hat. Hier sollen National-
Schulen frühzeitig auf die Jugend einwirken, dort ein National-
Theater dem Bedürfnisse der Nation abhelfen, welches so fühlbar


Noch Etwas von der czechifchen Nationalität.



Die Prager Zeitung enthielt in dem nichtpolitischen Theile ih¬
rer Ur. Is von diesem Jahre folgenden Artikel, unter der Ueber¬
schrift: Der böhmische National-Ball:

„Die Nationalität in Böhmen, welche in neuester Zeit so viele
Verfechter und Gegner aufzuweisen hat und die Gemüther so vie¬
ler Edler aufregt, für selbe einen, wenn auch ungleichen geistigen
Kampf auf Leben und Tod einzugehen — die Nationalität, welche
in unserm Vaterlande ihr Banner aufgepflanzt hat, um ihre Ge¬
treuen unter demselben zu sammeln, damit sie unter dem Schutze
einer glorreichen Regierung, auf die heiligsten Rechte fußend, in dem
schönen Vaterlande ihre gute Sache verfechten — diese Nationali¬
tät steht jetzt stegreich da, unüberwunden, unbekümmert, was ihre
Feinde sagen, welche den hervorbrechenden Groll umsonst zu ver¬
bergen trachten. Die Waffen, deren sie sich bedient, sind freilich nur
geistige, allein sie wissen den rechten Fleck zu treffen. Die Mittel,
die sie wählt, nimmt sie aus ihrem eigenen, reichen Schatze, und
diese führen zum Zwecke. Wenn man die nationalen Bestrebun¬
gen der Czechen aus der letzten Zeit ins Auge faßt und gehörig
zu würdigen weiß, so muß man laut bekennen, daß diese edlen Be¬
strebungen die reinsten Absichten zum Grunde haben, und daß die
dabei entwickelte Thatkraft würdig sei eines Volkes, welches die
Geschichte zu einem großen gestempelt hat. Hier sollen National-
Schulen frühzeitig auf die Jugend einwirken, dort ein National-
Theater dem Bedürfnisse der Nation abhelfen, welches so fühlbar


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0455" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182265"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Noch Etwas von der czechifchen Nationalität.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1069"> Die Prager Zeitung enthielt in dem nichtpolitischen Theile ih¬<lb/>
rer Ur. Is von diesem Jahre folgenden Artikel, unter der Ueber¬<lb/>
schrift: Der böhmische National-Ball:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1070" next="#ID_1071"> &#x201E;Die Nationalität in Böhmen, welche in neuester Zeit so viele<lb/>
Verfechter und Gegner aufzuweisen hat und die Gemüther so vie¬<lb/>
ler Edler aufregt, für selbe einen, wenn auch ungleichen geistigen<lb/>
Kampf auf Leben und Tod einzugehen &#x2014; die Nationalität, welche<lb/>
in unserm Vaterlande ihr Banner aufgepflanzt hat, um ihre Ge¬<lb/>
treuen unter demselben zu sammeln, damit sie unter dem Schutze<lb/>
einer glorreichen Regierung, auf die heiligsten Rechte fußend, in dem<lb/>
schönen Vaterlande ihre gute Sache verfechten &#x2014; diese Nationali¬<lb/>
tät steht jetzt stegreich da, unüberwunden, unbekümmert, was ihre<lb/>
Feinde sagen, welche den hervorbrechenden Groll umsonst zu ver¬<lb/>
bergen trachten. Die Waffen, deren sie sich bedient, sind freilich nur<lb/>
geistige, allein sie wissen den rechten Fleck zu treffen. Die Mittel,<lb/>
die sie wählt, nimmt sie aus ihrem eigenen, reichen Schatze, und<lb/>
diese führen zum Zwecke. Wenn man die nationalen Bestrebun¬<lb/>
gen der Czechen aus der letzten Zeit ins Auge faßt und gehörig<lb/>
zu würdigen weiß, so muß man laut bekennen, daß diese edlen Be¬<lb/>
strebungen die reinsten Absichten zum Grunde haben, und daß die<lb/>
dabei entwickelte Thatkraft würdig sei eines Volkes, welches die<lb/>
Geschichte zu einem großen gestempelt hat. Hier sollen National-<lb/>
Schulen frühzeitig auf die Jugend einwirken, dort ein National-<lb/>
Theater dem Bedürfnisse der Nation abhelfen, welches so fühlbar</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0455] Noch Etwas von der czechifchen Nationalität. Die Prager Zeitung enthielt in dem nichtpolitischen Theile ih¬ rer Ur. Is von diesem Jahre folgenden Artikel, unter der Ueber¬ schrift: Der böhmische National-Ball: „Die Nationalität in Böhmen, welche in neuester Zeit so viele Verfechter und Gegner aufzuweisen hat und die Gemüther so vie¬ ler Edler aufregt, für selbe einen, wenn auch ungleichen geistigen Kampf auf Leben und Tod einzugehen — die Nationalität, welche in unserm Vaterlande ihr Banner aufgepflanzt hat, um ihre Ge¬ treuen unter demselben zu sammeln, damit sie unter dem Schutze einer glorreichen Regierung, auf die heiligsten Rechte fußend, in dem schönen Vaterlande ihre gute Sache verfechten — diese Nationali¬ tät steht jetzt stegreich da, unüberwunden, unbekümmert, was ihre Feinde sagen, welche den hervorbrechenden Groll umsonst zu ver¬ bergen trachten. Die Waffen, deren sie sich bedient, sind freilich nur geistige, allein sie wissen den rechten Fleck zu treffen. Die Mittel, die sie wählt, nimmt sie aus ihrem eigenen, reichen Schatze, und diese führen zum Zwecke. Wenn man die nationalen Bestrebun¬ gen der Czechen aus der letzten Zeit ins Auge faßt und gehörig zu würdigen weiß, so muß man laut bekennen, daß diese edlen Be¬ strebungen die reinsten Absichten zum Grunde haben, und daß die dabei entwickelte Thatkraft würdig sei eines Volkes, welches die Geschichte zu einem großen gestempelt hat. Hier sollen National- Schulen frühzeitig auf die Jugend einwirken, dort ein National- Theater dem Bedürfnisse der Nation abhelfen, welches so fühlbar

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/455
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/455>, abgerufen am 29.04.2024.