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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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Hafen mit einem Binnenhafen verbinden, welcher etwa 2500 Fuß lang
bei 200 Fuß mittlerer Breite ist. Auch dieser kann gespült und auf
etwa 17 Fuß Wassertiefe gehalten werden. Er ist jetzt eingedeicht, bie¬
tet aber, wenn er durch obige Schleuse gegen die Fluch geschlossen
werden kann, innerhalb der Stadt die bequemsten Lade- und Lösch¬
plätze dar. Der Binnenhafen steht in unmittelbarer Verbindung
mit dem Eisenbahnhofe. Die Regierung hat dem Hafen auch mehrere
Abgabe-Begünstigungen angedeihen lassen, z. B. Erlaß der Quaran-
minegebühr, bedeutende Ermäßigung der Durchgangsabgabe ; vom Sta-
ber Zoll sind die dort wasserwürts anlangenden Güter gleichfalls frei
und diese Transitstraße zwischen Nordsee und Ostsee umgeht auch den
Sundzoll. Bis Glückstadt ist aus der See so viel Wassertiefe, daß
auch die schwersten Schiffe nicht zu lichten brauchen; die Bestimmung
der Eisenbahnfracht nach Altona oder Kiel und die Bewilligung noch
mancher andern Vortheile liegen in der Hand der dänischen Regierung.

Glückstadt kann, bei dem Zusammentreffen so viel günstiger Um¬
stände, schon in nächster Zeit ein wichtiger Speditionsplatz werden.


Sechster Brief.

Glückstadt schräg stromaufwärts am linken Ufer gegenüber, etwa
5, Meilen unterhalb Hamburg, ergießt sich die Schwinge in die El¬
be; bei der in neuerer Zeit so häufig genannten Zollstätte Bruns-
hausen. Die Elbe ist nicht nur hart von der Schwingemündung, son¬
dern auch auf der ganzen, etwa !^ Meile langen Strecke von Grauerort
bis oberhalb Twielenfleth, in Folge ihrer nordwestlichen Strömung,
allenthalben dicht am linken Ufer von sehr bedeutender Tiefe, welche
unter 20 Fuß bei ordinär niedrig Wasser nicht herabgeht. Seit ei¬
nem Menschenalter hat der Fluß auf dieser Strecke nicht Land ange¬
setzt, sondern das Fahrwasser ist im Gegentheil tiefer geworden, wo¬
gegen die früher fahrbaren Seitenarme der Elbe und Schwinge fast
zugcschlammt sind ; auch der Staber Saud, welchen sie durchschneiden,
bei einer auf Sandgrund stehenden Kleilage von durchschnittlich 8
bis 10 Fuß Mächtigkeit, obgleich unbedeicht, von ordinären Fluchen
nicht mehr überströmt wird und bei Springfluthen mit mäßigem west¬
lichen Winde nur etwa unter 2 bis 3 Fuß hohes Wasser kommt.
Diese Umstände bewirken, daß Schiffe in der Schwinge gegen Eis¬
gang ziemlich sicher liegen und daß nur die heftigen Stürme und
Ueberströmungen aus Südwest durch West bis Nord, deren Sicher¬
heit wegen mangelnder Bedeichung, namentlich des linken Canalufers,


Hafen mit einem Binnenhafen verbinden, welcher etwa 2500 Fuß lang
bei 200 Fuß mittlerer Breite ist. Auch dieser kann gespült und auf
etwa 17 Fuß Wassertiefe gehalten werden. Er ist jetzt eingedeicht, bie¬
tet aber, wenn er durch obige Schleuse gegen die Fluch geschlossen
werden kann, innerhalb der Stadt die bequemsten Lade- und Lösch¬
plätze dar. Der Binnenhafen steht in unmittelbarer Verbindung
mit dem Eisenbahnhofe. Die Regierung hat dem Hafen auch mehrere
Abgabe-Begünstigungen angedeihen lassen, z. B. Erlaß der Quaran-
minegebühr, bedeutende Ermäßigung der Durchgangsabgabe ; vom Sta-
ber Zoll sind die dort wasserwürts anlangenden Güter gleichfalls frei
und diese Transitstraße zwischen Nordsee und Ostsee umgeht auch den
Sundzoll. Bis Glückstadt ist aus der See so viel Wassertiefe, daß
auch die schwersten Schiffe nicht zu lichten brauchen; die Bestimmung
der Eisenbahnfracht nach Altona oder Kiel und die Bewilligung noch
mancher andern Vortheile liegen in der Hand der dänischen Regierung.

Glückstadt kann, bei dem Zusammentreffen so viel günstiger Um¬
stände, schon in nächster Zeit ein wichtiger Speditionsplatz werden.


Sechster Brief.

Glückstadt schräg stromaufwärts am linken Ufer gegenüber, etwa
5, Meilen unterhalb Hamburg, ergießt sich die Schwinge in die El¬
be; bei der in neuerer Zeit so häufig genannten Zollstätte Bruns-
hausen. Die Elbe ist nicht nur hart von der Schwingemündung, son¬
dern auch auf der ganzen, etwa !^ Meile langen Strecke von Grauerort
bis oberhalb Twielenfleth, in Folge ihrer nordwestlichen Strömung,
allenthalben dicht am linken Ufer von sehr bedeutender Tiefe, welche
unter 20 Fuß bei ordinär niedrig Wasser nicht herabgeht. Seit ei¬
nem Menschenalter hat der Fluß auf dieser Strecke nicht Land ange¬
setzt, sondern das Fahrwasser ist im Gegentheil tiefer geworden, wo¬
gegen die früher fahrbaren Seitenarme der Elbe und Schwinge fast
zugcschlammt sind ; auch der Staber Saud, welchen sie durchschneiden,
bei einer auf Sandgrund stehenden Kleilage von durchschnittlich 8
bis 10 Fuß Mächtigkeit, obgleich unbedeicht, von ordinären Fluchen
nicht mehr überströmt wird und bei Springfluthen mit mäßigem west¬
lichen Winde nur etwa unter 2 bis 3 Fuß hohes Wasser kommt.
Diese Umstände bewirken, daß Schiffe in der Schwinge gegen Eis¬
gang ziemlich sicher liegen und daß nur die heftigen Stürme und
Ueberströmungen aus Südwest durch West bis Nord, deren Sicher¬
heit wegen mangelnder Bedeichung, namentlich des linken Canalufers,


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[0125] Hafen mit einem Binnenhafen verbinden, welcher etwa 2500 Fuß lang bei 200 Fuß mittlerer Breite ist. Auch dieser kann gespült und auf etwa 17 Fuß Wassertiefe gehalten werden. Er ist jetzt eingedeicht, bie¬ tet aber, wenn er durch obige Schleuse gegen die Fluch geschlossen werden kann, innerhalb der Stadt die bequemsten Lade- und Lösch¬ plätze dar. Der Binnenhafen steht in unmittelbarer Verbindung mit dem Eisenbahnhofe. Die Regierung hat dem Hafen auch mehrere Abgabe-Begünstigungen angedeihen lassen, z. B. Erlaß der Quaran- minegebühr, bedeutende Ermäßigung der Durchgangsabgabe ; vom Sta- ber Zoll sind die dort wasserwürts anlangenden Güter gleichfalls frei und diese Transitstraße zwischen Nordsee und Ostsee umgeht auch den Sundzoll. Bis Glückstadt ist aus der See so viel Wassertiefe, daß auch die schwersten Schiffe nicht zu lichten brauchen; die Bestimmung der Eisenbahnfracht nach Altona oder Kiel und die Bewilligung noch mancher andern Vortheile liegen in der Hand der dänischen Regierung. Glückstadt kann, bei dem Zusammentreffen so viel günstiger Um¬ stände, schon in nächster Zeit ein wichtiger Speditionsplatz werden. Sechster Brief. Glückstadt schräg stromaufwärts am linken Ufer gegenüber, etwa 5, Meilen unterhalb Hamburg, ergießt sich die Schwinge in die El¬ be; bei der in neuerer Zeit so häufig genannten Zollstätte Bruns- hausen. Die Elbe ist nicht nur hart von der Schwingemündung, son¬ dern auch auf der ganzen, etwa !^ Meile langen Strecke von Grauerort bis oberhalb Twielenfleth, in Folge ihrer nordwestlichen Strömung, allenthalben dicht am linken Ufer von sehr bedeutender Tiefe, welche unter 20 Fuß bei ordinär niedrig Wasser nicht herabgeht. Seit ei¬ nem Menschenalter hat der Fluß auf dieser Strecke nicht Land ange¬ setzt, sondern das Fahrwasser ist im Gegentheil tiefer geworden, wo¬ gegen die früher fahrbaren Seitenarme der Elbe und Schwinge fast zugcschlammt sind ; auch der Staber Saud, welchen sie durchschneiden, bei einer auf Sandgrund stehenden Kleilage von durchschnittlich 8 bis 10 Fuß Mächtigkeit, obgleich unbedeicht, von ordinären Fluchen nicht mehr überströmt wird und bei Springfluthen mit mäßigem west¬ lichen Winde nur etwa unter 2 bis 3 Fuß hohes Wasser kommt. Diese Umstände bewirken, daß Schiffe in der Schwinge gegen Eis¬ gang ziemlich sicher liegen und daß nur die heftigen Stürme und Ueberströmungen aus Südwest durch West bis Nord, deren Sicher¬ heit wegen mangelnder Bedeichung, namentlich des linken Canalufers,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/125>, abgerufen am 04.05.2024.