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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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Parteien und Parteiungen in Berlin"


Die Parteien und die Masse. -- Ursache des Indifferentismus. -- Das monar¬
chische Princip. -- Der Liberalismus in der Residenz und in den Provinzen. --
Die Männer der Haller'schen Schule. -- Die historische Schule. -- Stellung
der Bureaukratie. -- Der Adel. --

In Berlin, der Hauptstadt Preußens, sammeln sich alle Elemente,
welche sich in dem preußischen Staate geltend machen und denselben
zum Theil bewegen. Eben durch die Vielseitigkeit der Interessen, durch
das gegenseitige Anziehen und Abstoßen und den damit natürlich ver¬
bundenen Kampf, bekommt das berliner Leben seinen besondern Reiz.
Der Civilisationsproceß, in welchem sich Deutschland und speciell
Preußen bewegt, breitet sich in Berlin nach allen Richtungen aus und
alle Richtungen desselben zeigen hier ihre verschiedenartigen Symptome.
Diese gegenwärtige Regsamkeit des berliner Lebens hat sich noch nicht
allzulange geltend gemacht, vielmehr ist der alte Indifferentismus erst
in dem jüngsten Jahrzehend durchbrochen worden.

Wenn wir von den Parteien der berliner Welt reden wollen, so
bemerken wir jedoch gleich zum Voraus, daß auf dem Gebiete, auf
welchem das moderne Europa die Regsamkeit seiner Parteien haupt¬
sächlich entfaltet, nämlich auf dem Gebiete der Politik, trotz der großen
Entwickelung, die Preußen noch jüngst in dieser Beziehung gemacht
hat, eigentlich immer nur noch von verschiedenen Glaubenssecten, nicht
von politisch-wirksamen Parteien, eigentlich immer nur noch von Par-
teiungen und sich gegenseitig bestreitenden, politischen Ansichten die
Rede sein kann. Die historische Macht deö absoluten, monarchischen
Regierungssystemes, welches seinen Nachdruck in den äußersten und
kleinsten Gliedern der Gesammtheit geltend machen kann und der in
Folge desselben überwachte Zustand der preußischen Presse, vor allen


Vrenzvoten. III. Is-i". 25
Parteien und Parteiungen in Berlin»


Die Parteien und die Masse. — Ursache des Indifferentismus. — Das monar¬
chische Princip. — Der Liberalismus in der Residenz und in den Provinzen. —
Die Männer der Haller'schen Schule. — Die historische Schule. — Stellung
der Bureaukratie. — Der Adel. —

In Berlin, der Hauptstadt Preußens, sammeln sich alle Elemente,
welche sich in dem preußischen Staate geltend machen und denselben
zum Theil bewegen. Eben durch die Vielseitigkeit der Interessen, durch
das gegenseitige Anziehen und Abstoßen und den damit natürlich ver¬
bundenen Kampf, bekommt das berliner Leben seinen besondern Reiz.
Der Civilisationsproceß, in welchem sich Deutschland und speciell
Preußen bewegt, breitet sich in Berlin nach allen Richtungen aus und
alle Richtungen desselben zeigen hier ihre verschiedenartigen Symptome.
Diese gegenwärtige Regsamkeit des berliner Lebens hat sich noch nicht
allzulange geltend gemacht, vielmehr ist der alte Indifferentismus erst
in dem jüngsten Jahrzehend durchbrochen worden.

Wenn wir von den Parteien der berliner Welt reden wollen, so
bemerken wir jedoch gleich zum Voraus, daß auf dem Gebiete, auf
welchem das moderne Europa die Regsamkeit seiner Parteien haupt¬
sächlich entfaltet, nämlich auf dem Gebiete der Politik, trotz der großen
Entwickelung, die Preußen noch jüngst in dieser Beziehung gemacht
hat, eigentlich immer nur noch von verschiedenen Glaubenssecten, nicht
von politisch-wirksamen Parteien, eigentlich immer nur noch von Par-
teiungen und sich gegenseitig bestreitenden, politischen Ansichten die
Rede sein kann. Die historische Macht deö absoluten, monarchischen
Regierungssystemes, welches seinen Nachdruck in den äußersten und
kleinsten Gliedern der Gesammtheit geltend machen kann und der in
Folge desselben überwachte Zustand der preußischen Presse, vor allen


Vrenzvoten. III. Is-i«. 25
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[0195] Parteien und Parteiungen in Berlin» Die Parteien und die Masse. — Ursache des Indifferentismus. — Das monar¬ chische Princip. — Der Liberalismus in der Residenz und in den Provinzen. — Die Männer der Haller'schen Schule. — Die historische Schule. — Stellung der Bureaukratie. — Der Adel. — In Berlin, der Hauptstadt Preußens, sammeln sich alle Elemente, welche sich in dem preußischen Staate geltend machen und denselben zum Theil bewegen. Eben durch die Vielseitigkeit der Interessen, durch das gegenseitige Anziehen und Abstoßen und den damit natürlich ver¬ bundenen Kampf, bekommt das berliner Leben seinen besondern Reiz. Der Civilisationsproceß, in welchem sich Deutschland und speciell Preußen bewegt, breitet sich in Berlin nach allen Richtungen aus und alle Richtungen desselben zeigen hier ihre verschiedenartigen Symptome. Diese gegenwärtige Regsamkeit des berliner Lebens hat sich noch nicht allzulange geltend gemacht, vielmehr ist der alte Indifferentismus erst in dem jüngsten Jahrzehend durchbrochen worden. Wenn wir von den Parteien der berliner Welt reden wollen, so bemerken wir jedoch gleich zum Voraus, daß auf dem Gebiete, auf welchem das moderne Europa die Regsamkeit seiner Parteien haupt¬ sächlich entfaltet, nämlich auf dem Gebiete der Politik, trotz der großen Entwickelung, die Preußen noch jüngst in dieser Beziehung gemacht hat, eigentlich immer nur noch von verschiedenen Glaubenssecten, nicht von politisch-wirksamen Parteien, eigentlich immer nur noch von Par- teiungen und sich gegenseitig bestreitenden, politischen Ansichten die Rede sein kann. Die historische Macht deö absoluten, monarchischen Regierungssystemes, welches seinen Nachdruck in den äußersten und kleinsten Gliedern der Gesammtheit geltend machen kann und der in Folge desselben überwachte Zustand der preußischen Presse, vor allen Vrenzvoten. III. Is-i«. 25

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/195>, abgerufen am 04.05.2024.