Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Unterhaltungen der Gefangenen in Wilna.
Scene aus dem Dziady des Adam Mickiewicz; aus dem Polnischen
übersetzt von F. A. Ntärker.



Wilna. Kloster der Mönche des heiligen Basilius, das zu einem
Staatsgefängnisi umgewandelt ist. -- Ein Eorridor. -- In der
Ferne steht die Wache mit Karabinern. -- Einige junge Gefangene
treten mit Licht aus ihren Zellen. -- Mitternacht.

Geht's? Können wir uns sehn?


Jacob.
Adolf.

Die Wache trinkt; --
's ist unser Corporal.


Jacob.

Wie spat?

Fast Mitternacht.


Adolf.
Jacob.

Trifft uns die Runde, peitscht man ihn zu Tode.


Adolf.

Loses' nur das Licht; -- sieh, -- durch die Fenster schlagt's,

(Sie löschen das Licht aus.)

Die Runde, Kinderei, sie muß erst klopfen,
Parole wechseln, muß die Schlüssel suchen. --
Der Corridor ist lang, -- eh' sie uns trifft,
Läuft jeder, schließt die Thür, fallt hin und schnarcht.

(Andere Gefangene, aus ihren Zellen gerufen, treten heraus.)

Zegota.

Guten Abend.

Du hier.


Konrad.

Ihr hier.


Priester Lwowicz.

Und auch ich.


Sobolewski.
Frej end.

Zegota, laß zu Deiner Zell' uns gehn;
Du tratst gefangen heut in's Noviziat,
Hast ein Kamin; da kann's ein Feuer geben.
Und Neuigkeit; -- wir sehn auch neue Wände.


Zegota.

Drei Schritt' mißt meine Zell', nur sind so viele.

. Da laßt uns lieber gehn zu Konrad's Zelle;
Die fernst' ist sie, stößt an die Kirchenmauer;


Frej end
Unterhaltungen der Gefangenen in Wilna.
Scene aus dem Dziady des Adam Mickiewicz; aus dem Polnischen
übersetzt von F. A. Ntärker.



Wilna. Kloster der Mönche des heiligen Basilius, das zu einem
Staatsgefängnisi umgewandelt ist. — Ein Eorridor. — In der
Ferne steht die Wache mit Karabinern. — Einige junge Gefangene
treten mit Licht aus ihren Zellen. — Mitternacht.

Geht's? Können wir uns sehn?


Jacob.
Adolf.

Die Wache trinkt; —
's ist unser Corporal.


Jacob.

Wie spat?

Fast Mitternacht.


Adolf.
Jacob.

Trifft uns die Runde, peitscht man ihn zu Tode.


Adolf.

Loses' nur das Licht; — sieh, — durch die Fenster schlagt's,

(Sie löschen das Licht aus.)

Die Runde, Kinderei, sie muß erst klopfen,
Parole wechseln, muß die Schlüssel suchen. —
Der Corridor ist lang, — eh' sie uns trifft,
Läuft jeder, schließt die Thür, fallt hin und schnarcht.

(Andere Gefangene, aus ihren Zellen gerufen, treten heraus.)

Zegota.

Guten Abend.

Du hier.


Konrad.

Ihr hier.


Priester Lwowicz.

Und auch ich.


Sobolewski.
Frej end.

Zegota, laß zu Deiner Zell' uns gehn;
Du tratst gefangen heut in's Noviziat,
Hast ein Kamin; da kann's ein Feuer geben.
Und Neuigkeit; — wir sehn auch neue Wände.


Zegota.

Drei Schritt' mißt meine Zell', nur sind so viele.

. Da laßt uns lieber gehn zu Konrad's Zelle;
Die fernst' ist sie, stößt an die Kirchenmauer;


Frej end
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183272"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Unterhaltungen der Gefangenen in Wilna.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Scene aus dem Dziady des Adam Mickiewicz; aus dem Polnischen<lb/><note type="byline"> übersetzt von F. A. Ntärker.</note></head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <stage> Wilna. Kloster der Mönche des heiligen Basilius, das zu einem<lb/>
Staatsgefängnisi umgewandelt ist. &#x2014; Ein Eorridor. &#x2014; In der<lb/>
Ferne steht die Wache mit Karabinern. &#x2014; Einige junge Gefangene<lb/>
treten mit Licht aus ihren Zellen. &#x2014; Mitternacht.</stage><lb/>
            <p xml:id="ID_685"> Geht's? Können wir uns sehn?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Jacob. </note><lb/>
            <note type="speaker"> Adolf. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_686"> Die Wache trinkt; &#x2014;<lb/>
's ist unser Corporal.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Jacob.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_687"> Wie spat?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_688"> Fast Mitternacht.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Adolf.</note><lb/>
            <note type="speaker"> Jacob. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_689"> Trifft uns die Runde, peitscht man ihn zu Tode.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Adolf.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_690"> Loses' nur das Licht; &#x2014; sieh, &#x2014; durch die Fenster schlagt's,</p><lb/>
            <stage> (Sie löschen das Licht aus.)</stage><lb/>
            <p xml:id="ID_691"> Die Runde, Kinderei, sie muß erst klopfen,<lb/>
Parole wechseln, muß die Schlüssel suchen. &#x2014;<lb/>
Der Corridor ist lang, &#x2014; eh' sie uns trifft,<lb/>
Läuft jeder, schließt die Thür, fallt hin und schnarcht.</p><lb/>
            <stage> (Andere Gefangene, aus ihren Zellen gerufen, treten heraus.)</stage><lb/>
            <note type="speaker"> Zegota. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_692"> Guten Abend.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_693"> Du hier.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Konrad.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_694"> Ihr hier.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Priester Lwowicz. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_695"> Und auch ich.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Sobolewski. </note><lb/>
            <note type="speaker"> Frej end.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_696">  Zegota, laß zu Deiner Zell' uns gehn;<lb/>
Du tratst gefangen heut in's Noviziat,<lb/>
Hast ein Kamin; da kann's ein Feuer geben.<lb/>
Und Neuigkeit; &#x2014; wir sehn auch neue Wände.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Zegota. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_697"> Drei Schritt' mißt meine Zell', nur sind so viele.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_698" next="#ID_699"> . Da laßt uns lieber gehn zu Konrad's Zelle;<lb/>
Die fernst' ist sie, stößt an die Kirchenmauer;</p><lb/>
            <note type="speaker"> Frej end</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0251] Unterhaltungen der Gefangenen in Wilna. Scene aus dem Dziady des Adam Mickiewicz; aus dem Polnischen übersetzt von F. A. Ntärker. Wilna. Kloster der Mönche des heiligen Basilius, das zu einem Staatsgefängnisi umgewandelt ist. — Ein Eorridor. — In der Ferne steht die Wache mit Karabinern. — Einige junge Gefangene treten mit Licht aus ihren Zellen. — Mitternacht. Geht's? Können wir uns sehn? Jacob. Adolf. Die Wache trinkt; — 's ist unser Corporal. Jacob. Wie spat? Fast Mitternacht. Adolf. Jacob. Trifft uns die Runde, peitscht man ihn zu Tode. Adolf. Loses' nur das Licht; — sieh, — durch die Fenster schlagt's, (Sie löschen das Licht aus.) Die Runde, Kinderei, sie muß erst klopfen, Parole wechseln, muß die Schlüssel suchen. — Der Corridor ist lang, — eh' sie uns trifft, Läuft jeder, schließt die Thür, fallt hin und schnarcht. (Andere Gefangene, aus ihren Zellen gerufen, treten heraus.) Zegota. Guten Abend. Du hier. Konrad. Ihr hier. Priester Lwowicz. Und auch ich. Sobolewski. Frej end. Zegota, laß zu Deiner Zell' uns gehn; Du tratst gefangen heut in's Noviziat, Hast ein Kamin; da kann's ein Feuer geben. Und Neuigkeit; — wir sehn auch neue Wände. Zegota. Drei Schritt' mißt meine Zell', nur sind so viele. . Da laßt uns lieber gehn zu Konrad's Zelle; Die fernst' ist sie, stößt an die Kirchenmauer; Frej end

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/251
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/251>, abgerufen am 04.05.2024.