Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Adel und Bürger in Schleswig-Holstein.



Jagdfestc. -- Zur Charakteristik d. Herzogs von Augustenburg. -- Bauern
u. Jäger. -- Die bürgerlichen Ritter. -- Die Hierarchie u. d. Lehrstand. --
Antidänisches. -- Minister und Gesandte. -- Herr von Pensum, der deutsche
Dichter und dänische Diplomat. -- Dänemark und die Censur. -- Zwei Ge¬
mälde. -- Die Stadt Kiel und ihre Bedeutung. -- Conservatine Professoren.

Sie lieferten neulich amüsante Jagdskizzen aus Meklenburg,
welche den Geist der dortigen Adels aristokratie vortrefflich charakte-
risirten. So amüsante Jagdskizzen kann ich Ihnen freilich aus
Schleswig-Holstein noch nicht mittheilen, aber wer weiß, was die
Zukunft noch bringen kann. Auch diese noble Possion des
Mittelalters nimmt hier einen bedeutenden Aufschwung. Die Aristo¬
kratie, hoher und niederer Adel, Herzöge und bloße Herrn von --,
ja selbst der bürgerliche Adelfchwang suchen sich mehr und mehr
darin hervor zu thun, die vorhandenen Vorrechte zu conserviren,
und, was freilich schwer wird, sie weiter auszudehnen. Hat man
sich hier viel von den diesjährigen Jagdfesten des auf hiesigem
Schlosse wohnenden Herzogs von Glücksburg, welche auf seinen
Gütern abgehalten worden, erzählt, so trifft das wohl nicht den
jungen gutmüthigen Fürsten, sondern hat er solche Vergnügungen
wohl nur den Offizieren (er ist Oberst und Chef des hier garniso-
r.irenden Jägercorps) und andern Leuten des Schlags gewährt.
Er besitzt auch eben nicht viel Güter und ist kein politischer Cha¬
rakter wie der Herzog von Augustenburg. Dieser hat eine erbliche
Virilstimme in der schleswigschen Ständeversammlung, ist in den
hiesigen politischen Wirren sehr thätig lind bei der streitigen Erb¬
folge sehr betheiligt, dazu ein Herr von Geist und Kenntnissen,
aber auch von starkaristokratischer Gesinnung, ein Freund der Vor¬
rechte und besonders der Vorrechte der Jagd. Auf seinen bedru-


Adel und Bürger in Schleswig-Holstein.



Jagdfestc. — Zur Charakteristik d. Herzogs von Augustenburg. — Bauern
u. Jäger. — Die bürgerlichen Ritter. — Die Hierarchie u. d. Lehrstand. —
Antidänisches. — Minister und Gesandte. — Herr von Pensum, der deutsche
Dichter und dänische Diplomat. — Dänemark und die Censur. — Zwei Ge¬
mälde. — Die Stadt Kiel und ihre Bedeutung. — Conservatine Professoren.

Sie lieferten neulich amüsante Jagdskizzen aus Meklenburg,
welche den Geist der dortigen Adels aristokratie vortrefflich charakte-
risirten. So amüsante Jagdskizzen kann ich Ihnen freilich aus
Schleswig-Holstein noch nicht mittheilen, aber wer weiß, was die
Zukunft noch bringen kann. Auch diese noble Possion des
Mittelalters nimmt hier einen bedeutenden Aufschwung. Die Aristo¬
kratie, hoher und niederer Adel, Herzöge und bloße Herrn von —,
ja selbst der bürgerliche Adelfchwang suchen sich mehr und mehr
darin hervor zu thun, die vorhandenen Vorrechte zu conserviren,
und, was freilich schwer wird, sie weiter auszudehnen. Hat man
sich hier viel von den diesjährigen Jagdfesten des auf hiesigem
Schlosse wohnenden Herzogs von Glücksburg, welche auf seinen
Gütern abgehalten worden, erzählt, so trifft das wohl nicht den
jungen gutmüthigen Fürsten, sondern hat er solche Vergnügungen
wohl nur den Offizieren (er ist Oberst und Chef des hier garniso-
r.irenden Jägercorps) und andern Leuten des Schlags gewährt.
Er besitzt auch eben nicht viel Güter und ist kein politischer Cha¬
rakter wie der Herzog von Augustenburg. Dieser hat eine erbliche
Virilstimme in der schleswigschen Ständeversammlung, ist in den
hiesigen politischen Wirren sehr thätig lind bei der streitigen Erb¬
folge sehr betheiligt, dazu ein Herr von Geist und Kenntnissen,
aber auch von starkaristokratischer Gesinnung, ein Freund der Vor¬
rechte und besonders der Vorrechte der Jagd. Auf seinen bedru-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0016" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182439"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Adel und Bürger in Schleswig-Holstein.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="argument"> Jagdfestc. &#x2014; Zur Charakteristik d. Herzogs von Augustenburg. &#x2014; Bauern<lb/>
u. Jäger. &#x2014; Die bürgerlichen Ritter. &#x2014; Die Hierarchie u. d. Lehrstand. &#x2014;<lb/>
Antidänisches. &#x2014; Minister und Gesandte. &#x2014; Herr von Pensum, der deutsche<lb/>
Dichter und dänische Diplomat. &#x2014; Dänemark und die Censur. &#x2014; Zwei Ge¬<lb/>
mälde. &#x2014; Die Stadt Kiel und ihre Bedeutung. &#x2014; Conservatine Professoren.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_34" next="#ID_35"> Sie lieferten neulich amüsante Jagdskizzen aus Meklenburg,<lb/>
welche den Geist der dortigen Adels aristokratie vortrefflich charakte-<lb/>
risirten. So amüsante Jagdskizzen kann ich Ihnen freilich aus<lb/>
Schleswig-Holstein noch nicht mittheilen, aber wer weiß, was die<lb/>
Zukunft noch bringen kann. Auch diese noble Possion des<lb/>
Mittelalters nimmt hier einen bedeutenden Aufschwung. Die Aristo¬<lb/>
kratie, hoher und niederer Adel, Herzöge und bloße Herrn von &#x2014;,<lb/>
ja selbst der bürgerliche Adelfchwang suchen sich mehr und mehr<lb/>
darin hervor zu thun, die vorhandenen Vorrechte zu conserviren,<lb/>
und, was freilich schwer wird, sie weiter auszudehnen. Hat man<lb/>
sich hier viel von den diesjährigen Jagdfesten des auf hiesigem<lb/>
Schlosse wohnenden Herzogs von Glücksburg, welche auf seinen<lb/>
Gütern abgehalten worden, erzählt, so trifft das wohl nicht den<lb/>
jungen gutmüthigen Fürsten, sondern hat er solche Vergnügungen<lb/>
wohl nur den Offizieren (er ist Oberst und Chef des hier garniso-<lb/>
r.irenden Jägercorps) und andern Leuten des Schlags gewährt.<lb/>
Er besitzt auch eben nicht viel Güter und ist kein politischer Cha¬<lb/>
rakter wie der Herzog von Augustenburg. Dieser hat eine erbliche<lb/>
Virilstimme in der schleswigschen Ständeversammlung, ist in den<lb/>
hiesigen politischen Wirren sehr thätig lind bei der streitigen Erb¬<lb/>
folge sehr betheiligt, dazu ein Herr von Geist und Kenntnissen,<lb/>
aber auch von starkaristokratischer Gesinnung, ein Freund der Vor¬<lb/>
rechte und besonders der Vorrechte der Jagd. Auf seinen bedru-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0016] Adel und Bürger in Schleswig-Holstein. Jagdfestc. — Zur Charakteristik d. Herzogs von Augustenburg. — Bauern u. Jäger. — Die bürgerlichen Ritter. — Die Hierarchie u. d. Lehrstand. — Antidänisches. — Minister und Gesandte. — Herr von Pensum, der deutsche Dichter und dänische Diplomat. — Dänemark und die Censur. — Zwei Ge¬ mälde. — Die Stadt Kiel und ihre Bedeutung. — Conservatine Professoren. Sie lieferten neulich amüsante Jagdskizzen aus Meklenburg, welche den Geist der dortigen Adels aristokratie vortrefflich charakte- risirten. So amüsante Jagdskizzen kann ich Ihnen freilich aus Schleswig-Holstein noch nicht mittheilen, aber wer weiß, was die Zukunft noch bringen kann. Auch diese noble Possion des Mittelalters nimmt hier einen bedeutenden Aufschwung. Die Aristo¬ kratie, hoher und niederer Adel, Herzöge und bloße Herrn von —, ja selbst der bürgerliche Adelfchwang suchen sich mehr und mehr darin hervor zu thun, die vorhandenen Vorrechte zu conserviren, und, was freilich schwer wird, sie weiter auszudehnen. Hat man sich hier viel von den diesjährigen Jagdfesten des auf hiesigem Schlosse wohnenden Herzogs von Glücksburg, welche auf seinen Gütern abgehalten worden, erzählt, so trifft das wohl nicht den jungen gutmüthigen Fürsten, sondern hat er solche Vergnügungen wohl nur den Offizieren (er ist Oberst und Chef des hier garniso- r.irenden Jägercorps) und andern Leuten des Schlags gewährt. Er besitzt auch eben nicht viel Güter und ist kein politischer Cha¬ rakter wie der Herzog von Augustenburg. Dieser hat eine erbliche Virilstimme in der schleswigschen Ständeversammlung, ist in den hiesigen politischen Wirren sehr thätig lind bei der streitigen Erb¬ folge sehr betheiligt, dazu ein Herr von Geist und Kenntnissen, aber auch von starkaristokratischer Gesinnung, ein Freund der Vor¬ rechte und besonders der Vorrechte der Jagd. Auf seinen bedru-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/16
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/16>, abgerufen am 23.04.2024.