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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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einer Stadt von mehr als 4WMV Einwohnern (mich den neuesten Zäh¬
lungen) gewisse Institute radical aufzuheben, --

Die Moral dürfte schwerlich durch diese Maßregel in größern Flor
gebracht werden, höchstens die ärztliche Praxis,

Der evangelische Bücherverein hat kürzlich seine Statuten durch
Extrabeilagen zu den Zeitungen veröffentlicht, und zwar in 12 Pa¬
ragraphen, -- grade so viel 8K>, wie es Apostel gibt. Schade, daß
der unterzeichnete Ausschuß nicht auch 12 Mitglieder zählt, sondern 13,
----- was eigentlich eine sehr ominöse Zahl. Herr Hengstenberg und Herr
Arndt fehlen natürlich nicht unter den Unterzeichneten, doch vermißt man
den frommen Janusredacteur, Herrn Victor Alap Huber. Uebrigens
sind dem evangelischen Bücherverein durch königliche Cabinetsordre vom
>6. Januar d. I. die Rechte einer moralischen Person beigelegt und
durch Rescript der hohen Ministerien der geistlichen Anlegelegenheiten und
des Innern vom 39. Januar ist die Bestätigung der Statuten ertheilt
worden. Dringend wird eine Propaganda, Bildung von Zweigvereinen
des evangelischen Vüchervereins gewünscht, und man verspricht nicht nur
unfrankirte Briefschaften anzunehmen, sondern auch von Seiten des
Müttervereins portofrei zu antworten. Ob der "norddeutsche Bolks-
schriftenverein" sich wohl auch so vieler Privilegien und Vergünsti¬
gungen zu erfreuen hat?"

Die Thätigkeit des "evangelischen Büchervereins hat sich bis¬
her auf den Druck folgender Schriften erstreckt: "Luthers großer Ka¬
techismus," "Spcners Katechismus," Beides gr. 8., umfaßt 36 Druck¬
bogen und kostet nur 8^ Sgr. Da müssen doch wohl besondere Be¬
triebsfonds vorhanden sein. Im Druck begriffen sind! Luthers "Haus-
"postille," H. Müllers "Erquickungsstunden" und Herrn Arndt's
"wahres Christenthum."

Das plötzliche, unerwartete Ausscheiden Diesterwegs aus dem "nord¬
deutschen Volksschriftenverein" macht hier bei allen wahren Freun¬
den einer zeit- und zweckgemäßen Volksbildung Aufsehen. Daß die
Gründe, die den braven Seminardirector zu diesem Schritt bewogen be¬
s ,
^v. onderer Art sein müssen, glaubt man allgemein.


II.
Aus Wie".

". "^begründete Akademie der Wissenschaften. -- Vergebliche Anzeichen
s^/^°s?7n le-"'"^ ^ politischen Systems. - Die Lottostage. - Die ungari-
' ^" . ^ ^ ^ Überschwemmte Soldaten. -- Brand russischer Reisewagen,
"ichs -- 6° ""er Gemeindcwahl. -- Quellen zur Geschichte Ocster-

Mcm wußte zwar, daß der Entwurf der Statuten zu der projectir-
ten Akademie der Wissenschaften bereits vor mehreren Monaten
vollständig ausgearbeitet im Cabinet des Fürsten Metternich lag, allein
Niemand dachte an die jetzige Realisirung der langgehegten Idee, da die
Verwickelungen der innern Politik, in Folge der Ereignisse in Galizien,


einer Stadt von mehr als 4WMV Einwohnern (mich den neuesten Zäh¬
lungen) gewisse Institute radical aufzuheben, —

Die Moral dürfte schwerlich durch diese Maßregel in größern Flor
gebracht werden, höchstens die ärztliche Praxis,

Der evangelische Bücherverein hat kürzlich seine Statuten durch
Extrabeilagen zu den Zeitungen veröffentlicht, und zwar in 12 Pa¬
ragraphen, — grade so viel 8K>, wie es Apostel gibt. Schade, daß
der unterzeichnete Ausschuß nicht auch 12 Mitglieder zählt, sondern 13,
----- was eigentlich eine sehr ominöse Zahl. Herr Hengstenberg und Herr
Arndt fehlen natürlich nicht unter den Unterzeichneten, doch vermißt man
den frommen Janusredacteur, Herrn Victor Alap Huber. Uebrigens
sind dem evangelischen Bücherverein durch königliche Cabinetsordre vom
>6. Januar d. I. die Rechte einer moralischen Person beigelegt und
durch Rescript der hohen Ministerien der geistlichen Anlegelegenheiten und
des Innern vom 39. Januar ist die Bestätigung der Statuten ertheilt
worden. Dringend wird eine Propaganda, Bildung von Zweigvereinen
des evangelischen Vüchervereins gewünscht, und man verspricht nicht nur
unfrankirte Briefschaften anzunehmen, sondern auch von Seiten des
Müttervereins portofrei zu antworten. Ob der „norddeutsche Bolks-
schriftenverein" sich wohl auch so vieler Privilegien und Vergünsti¬
gungen zu erfreuen hat?"

Die Thätigkeit des „evangelischen Büchervereins hat sich bis¬
her auf den Druck folgender Schriften erstreckt: „Luthers großer Ka¬
techismus," „Spcners Katechismus," Beides gr. 8., umfaßt 36 Druck¬
bogen und kostet nur 8^ Sgr. Da müssen doch wohl besondere Be¬
triebsfonds vorhanden sein. Im Druck begriffen sind! Luthers „Haus-
„postille," H. Müllers „Erquickungsstunden" und Herrn Arndt's
„wahres Christenthum."

Das plötzliche, unerwartete Ausscheiden Diesterwegs aus dem „nord¬
deutschen Volksschriftenverein" macht hier bei allen wahren Freun¬
den einer zeit- und zweckgemäßen Volksbildung Aufsehen. Daß die
Gründe, die den braven Seminardirector zu diesem Schritt bewogen be¬
s ,
^v. onderer Art sein müssen, glaubt man allgemein.


II.
Aus Wie«.

„. «^begründete Akademie der Wissenschaften. — Vergebliche Anzeichen
s^/^°s?7n le-"'"^ ^ politischen Systems. - Die Lottostage. - Die ungari-
' ^« . ^ ^ ^ Überschwemmte Soldaten. — Brand russischer Reisewagen,
«ichs — 6° ""er Gemeindcwahl. — Quellen zur Geschichte Ocster-

Mcm wußte zwar, daß der Entwurf der Statuten zu der projectir-
ten Akademie der Wissenschaften bereits vor mehreren Monaten
vollständig ausgearbeitet im Cabinet des Fürsten Metternich lag, allein
Niemand dachte an die jetzige Realisirung der langgehegten Idee, da die
Verwickelungen der innern Politik, in Folge der Ereignisse in Galizien,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/453>, abgerufen am 20.04.2024.