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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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und trüben Tagen, in der lebhaften Stadt sowie auf dein stillen
Goethe. Lande.


2.

Weimar, den 18. März I8VI.

Durch die glückliche Ankunft Durchl. des Herzoge! werde ich
auf's Neue an den Dank erinnert, den ich Ihnen für Ihren freund¬
schaftlichen Brief und für die angenehme Gabe noch schuldig bin*), Sie
haben mir durch Beides eine recht große Freude gemacht, und mir ei¬
nen schätzbaren Beweis Ihres Andenkens gegeben.

Da ich kein fleißiger Correspondent bin, und meine alte Untu¬
gend, des Schweigens gegen Abwesende, mit den Jahren immer zu¬
zunehmen scheint; so bleibt mir nichts übrig, als desto fleißiger an ei¬
nigen Arbeiten zu sein, welche, früher oder später, denen, die mir wohl¬
wollen, einiges Vergnügen machen können.

Erhalten Sie mir Ihren Antheil an meinem Dasein, das sich
wieder befestigt, und an meinen Produktionen, durch die ich am ei¬
gentlichsten mit der Welt zusammenhänge. Leben Sie recht wohl und
glücklich und gedenken mein unter den Ihrigen.


Goethe.

(Nach Berlin).


3.

Weimar, den I. Februar I8VK.

Ihr lieber Brief mit der zugefügten Gabe hat mich auf das an¬
genehmste überrascht und zugleich erinnert, daß ich der guten Schwester
auch noch eine Antwort schuldig bin, die mir ihren glücklichen Eintritt in
Italien notificirte. Wie sehr freut mich's, daß Sie noch an mich den¬
ken, und jetzt nicht verschmähen, als Marianens Stellvertreterin, mir
die gewohnten fremden Leckerbissen zuzusenden. Was ich von Ihren
Zuständen bisher erfragte, hat mir immer viel Vergnügen gemacht,
denn ich vernahm, daß Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl manches
gelungen ist, worüber Sie sich zu erfreuen haben, wovon mir denn
auch Ihr Brief das beste Zeugniß gibt. Ich schreibe in diesen Ta¬
gen an Herrn von Humboldt nach Rom und werde ein Blatt an



*) Sie hatte ihm eine Tasse gesandt, geschmückt in!t Bildern aus seinem
An in er!-, d. Eins. Tasso.
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und trüben Tagen, in der lebhaften Stadt sowie auf dein stillen
Goethe. Lande.


2.

Weimar, den 18. März I8VI.

Durch die glückliche Ankunft Durchl. des Herzoge! werde ich
auf's Neue an den Dank erinnert, den ich Ihnen für Ihren freund¬
schaftlichen Brief und für die angenehme Gabe noch schuldig bin*), Sie
haben mir durch Beides eine recht große Freude gemacht, und mir ei¬
nen schätzbaren Beweis Ihres Andenkens gegeben.

Da ich kein fleißiger Correspondent bin, und meine alte Untu¬
gend, des Schweigens gegen Abwesende, mit den Jahren immer zu¬
zunehmen scheint; so bleibt mir nichts übrig, als desto fleißiger an ei¬
nigen Arbeiten zu sein, welche, früher oder später, denen, die mir wohl¬
wollen, einiges Vergnügen machen können.

Erhalten Sie mir Ihren Antheil an meinem Dasein, das sich
wieder befestigt, und an meinen Produktionen, durch die ich am ei¬
gentlichsten mit der Welt zusammenhänge. Leben Sie recht wohl und
glücklich und gedenken mein unter den Ihrigen.


Goethe.

(Nach Berlin).


3.

Weimar, den I. Februar I8VK.

Ihr lieber Brief mit der zugefügten Gabe hat mich auf das an¬
genehmste überrascht und zugleich erinnert, daß ich der guten Schwester
auch noch eine Antwort schuldig bin, die mir ihren glücklichen Eintritt in
Italien notificirte. Wie sehr freut mich's, daß Sie noch an mich den¬
ken, und jetzt nicht verschmähen, als Marianens Stellvertreterin, mir
die gewohnten fremden Leckerbissen zuzusenden. Was ich von Ihren
Zuständen bisher erfragte, hat mir immer viel Vergnügen gemacht,
denn ich vernahm, daß Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl manches
gelungen ist, worüber Sie sich zu erfreuen haben, wovon mir denn
auch Ihr Brief das beste Zeugniß gibt. Ich schreibe in diesen Ta¬
gen an Herrn von Humboldt nach Rom und werde ein Blatt an



*) Sie hatte ihm eine Tasse gesandt, geschmückt in!t Bildern aus seinem
An in er!-, d. Eins. Tasso.
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[0511] und trüben Tagen, in der lebhaften Stadt sowie auf dein stillen Goethe. Lande. 2. Weimar, den 18. März I8VI. Durch die glückliche Ankunft Durchl. des Herzoge! werde ich auf's Neue an den Dank erinnert, den ich Ihnen für Ihren freund¬ schaftlichen Brief und für die angenehme Gabe noch schuldig bin*), Sie haben mir durch Beides eine recht große Freude gemacht, und mir ei¬ nen schätzbaren Beweis Ihres Andenkens gegeben. Da ich kein fleißiger Correspondent bin, und meine alte Untu¬ gend, des Schweigens gegen Abwesende, mit den Jahren immer zu¬ zunehmen scheint; so bleibt mir nichts übrig, als desto fleißiger an ei¬ nigen Arbeiten zu sein, welche, früher oder später, denen, die mir wohl¬ wollen, einiges Vergnügen machen können. Erhalten Sie mir Ihren Antheil an meinem Dasein, das sich wieder befestigt, und an meinen Produktionen, durch die ich am ei¬ gentlichsten mit der Welt zusammenhänge. Leben Sie recht wohl und glücklich und gedenken mein unter den Ihrigen. Goethe. (Nach Berlin). 3. Weimar, den I. Februar I8VK. Ihr lieber Brief mit der zugefügten Gabe hat mich auf das an¬ genehmste überrascht und zugleich erinnert, daß ich der guten Schwester auch noch eine Antwort schuldig bin, die mir ihren glücklichen Eintritt in Italien notificirte. Wie sehr freut mich's, daß Sie noch an mich den¬ ken, und jetzt nicht verschmähen, als Marianens Stellvertreterin, mir die gewohnten fremden Leckerbissen zuzusenden. Was ich von Ihren Zuständen bisher erfragte, hat mir immer viel Vergnügen gemacht, denn ich vernahm, daß Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl manches gelungen ist, worüber Sie sich zu erfreuen haben, wovon mir denn auch Ihr Brief das beste Zeugniß gibt. Ich schreibe in diesen Ta¬ gen an Herrn von Humboldt nach Rom und werde ein Blatt an *) Sie hatte ihm eine Tasse gesandt, geschmückt in!t Bildern aus seinem An in er!-, d. Eins. Tasso. 64-i-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/511>, abgerufen am 19.04.2024.