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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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gutes Wort von sich und Ihrer lieben Schwester, von der ich so lange
nichts gehört habe; erzählen Sie mir etwas von Berlin, vor allem
Andern aber lassen Sie mich wissen, was Ihre Plane für den Som¬
mer sind. Leben Sie recht wohl und gedenken Sie meiner.


Goethe.
9.

Weimar, den 17. April

Meine Sendung vom 4. April wird nunmehr wohl, theuerste
Freundin, in Ihren Händen sein. Möchten Sie darin den Wunsch,
mein Andenken bei Ihnen zu erneuern, und wenigstens den Willen
einer Dankbarkeit für so manches Gute und Freundliche, gewahr
werden.

Das Gegenwärtige hat die Absicht, Ihnen ein paar Personen
bekannt zu machen, die Ihre Aufmerksamkeit verdienen. Es ist Herr
und Madame Wolfs, beides Mitglieder unseres Hoftheaters, welche
nach Berlin kommen, um Gastrollen zu geben: Ich wünsche, daß sie
auf einem fremden Schauplatz, und ohne ihre gewohnte Umgebung,
den Beifall finden mögen, den sie so oft bei uns verdienen.

Herr Robert hat gewiß auch einige Gefälligkeit gegen sie. Beide
haben Rollen in seinem neuen Stücke. Die Leseprobe ist noch vor
ihrer Abreise gehalten worden, damit die Vorstellung gleich nach ihrer
Rückkunft, vor sich gehen könne. Unser Capellmeister Müller compo-
nirt die Chöre.

Den guten Craycn, der Sie interessirt, scheint der Herzog aus
alle Weife zu begünstigen; wenigstens sendet er ihn nach Teplitz vor¬
aus, damit er, wegen seines verwundeten Arms, der Cur desto länger
genießen könne.

Was für Absichten haben Sie für dieses Jahr? Die schöne Früh¬
lingsluft macht schon einige Reiselust in mir rege.

Zum Schlüsse will ich nicht vergessen, Sie auf eine kleine Arbeit
von mir, Pandora, aufmerksam zu machen. Es ist ein etwas abstru¬
ses Werkchen, welches durch mündlichen Vortrag gehoben werden muß.
Herr Wolfs und seine Frau werden sich ein Vergnügen darausmachen,
Sie einen Abend damit zu unterhalten.

Leben Sie recht wohl, und gedenken Sie mein.


Goethe.

(Nach Berlin.)


gutes Wort von sich und Ihrer lieben Schwester, von der ich so lange
nichts gehört habe; erzählen Sie mir etwas von Berlin, vor allem
Andern aber lassen Sie mich wissen, was Ihre Plane für den Som¬
mer sind. Leben Sie recht wohl und gedenken Sie meiner.


Goethe.
9.

Weimar, den 17. April

Meine Sendung vom 4. April wird nunmehr wohl, theuerste
Freundin, in Ihren Händen sein. Möchten Sie darin den Wunsch,
mein Andenken bei Ihnen zu erneuern, und wenigstens den Willen
einer Dankbarkeit für so manches Gute und Freundliche, gewahr
werden.

Das Gegenwärtige hat die Absicht, Ihnen ein paar Personen
bekannt zu machen, die Ihre Aufmerksamkeit verdienen. Es ist Herr
und Madame Wolfs, beides Mitglieder unseres Hoftheaters, welche
nach Berlin kommen, um Gastrollen zu geben: Ich wünsche, daß sie
auf einem fremden Schauplatz, und ohne ihre gewohnte Umgebung,
den Beifall finden mögen, den sie so oft bei uns verdienen.

Herr Robert hat gewiß auch einige Gefälligkeit gegen sie. Beide
haben Rollen in seinem neuen Stücke. Die Leseprobe ist noch vor
ihrer Abreise gehalten worden, damit die Vorstellung gleich nach ihrer
Rückkunft, vor sich gehen könne. Unser Capellmeister Müller compo-
nirt die Chöre.

Den guten Craycn, der Sie interessirt, scheint der Herzog aus
alle Weife zu begünstigen; wenigstens sendet er ihn nach Teplitz vor¬
aus, damit er, wegen seines verwundeten Arms, der Cur desto länger
genießen könne.

Was für Absichten haben Sie für dieses Jahr? Die schöne Früh¬
lingsluft macht schon einige Reiselust in mir rege.

Zum Schlüsse will ich nicht vergessen, Sie auf eine kleine Arbeit
von mir, Pandora, aufmerksam zu machen. Es ist ein etwas abstru¬
ses Werkchen, welches durch mündlichen Vortrag gehoben werden muß.
Herr Wolfs und seine Frau werden sich ein Vergnügen darausmachen,
Sie einen Abend damit zu unterhalten.

Leben Sie recht wohl, und gedenken Sie mein.


Goethe.

(Nach Berlin.)


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[0516] gutes Wort von sich und Ihrer lieben Schwester, von der ich so lange nichts gehört habe; erzählen Sie mir etwas von Berlin, vor allem Andern aber lassen Sie mich wissen, was Ihre Plane für den Som¬ mer sind. Leben Sie recht wohl und gedenken Sie meiner. Goethe. 9. Weimar, den 17. April Meine Sendung vom 4. April wird nunmehr wohl, theuerste Freundin, in Ihren Händen sein. Möchten Sie darin den Wunsch, mein Andenken bei Ihnen zu erneuern, und wenigstens den Willen einer Dankbarkeit für so manches Gute und Freundliche, gewahr werden. Das Gegenwärtige hat die Absicht, Ihnen ein paar Personen bekannt zu machen, die Ihre Aufmerksamkeit verdienen. Es ist Herr und Madame Wolfs, beides Mitglieder unseres Hoftheaters, welche nach Berlin kommen, um Gastrollen zu geben: Ich wünsche, daß sie auf einem fremden Schauplatz, und ohne ihre gewohnte Umgebung, den Beifall finden mögen, den sie so oft bei uns verdienen. Herr Robert hat gewiß auch einige Gefälligkeit gegen sie. Beide haben Rollen in seinem neuen Stücke. Die Leseprobe ist noch vor ihrer Abreise gehalten worden, damit die Vorstellung gleich nach ihrer Rückkunft, vor sich gehen könne. Unser Capellmeister Müller compo- nirt die Chöre. Den guten Craycn, der Sie interessirt, scheint der Herzog aus alle Weife zu begünstigen; wenigstens sendet er ihn nach Teplitz vor¬ aus, damit er, wegen seines verwundeten Arms, der Cur desto länger genießen könne. Was für Absichten haben Sie für dieses Jahr? Die schöne Früh¬ lingsluft macht schon einige Reiselust in mir rege. Zum Schlüsse will ich nicht vergessen, Sie auf eine kleine Arbeit von mir, Pandora, aufmerksam zu machen. Es ist ein etwas abstru¬ ses Werkchen, welches durch mündlichen Vortrag gehoben werden muß. Herr Wolfs und seine Frau werden sich ein Vergnügen darausmachen, Sie einen Abend damit zu unterhalten. Leben Sie recht wohl, und gedenken Sie mein. Goethe. (Nach Berlin.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/516>, abgerufen am 18.04.2024.