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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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10.

Weimar, den 6. August l8II.

Nur mit Wenigem beantworte ich, wertheste Freundin, Ihren lie¬
ben Brief von Teplitz. Er beruhigt mich zwar nicht über den Zustand
Ihrer trefflichen Schwester; aber doch war mir ein Lebenszeichen von
Ihnen höchst erwünscht. Mein Sommer ist mir froh und glücklich
genug vergangen; hätte ich nur von Freunden, denen ich so innig ver¬
bunden bin, bessere Nachrichten vernehmen können; ja, damit das
Schlimmere zum Schlimmen komme, waren auch die trüben Berichte
nur unbestimmte, wovnrch sich das Zweifelhafte meines Zustandes nur
vermehrte.

Die Hauptursache, warum ich nicht nach Teplitz ging, war ri.',
daß mir das Baden in Karlsbad dieses Jahr außerordentlich wohl¬
gethan, und ich eine Reise, die mich weiter von Hause führte, für
unräthlich finden mußte. Daß ich Sie in Teplitz zu sehen hoffte und
mir mancherlei Lust und Gutes davon versprach, davon ist ein kleiner
Stier von Erz Zeuge, den ich schon hatte hinschaffen lassen, in der
Absicht, durch Ihre Vermittlung dasjenige dies Jahr in D"r tausch¬
weise zu erlangen, was voriges Jahr sich durch Schenkung nicht wollte
erhalten lassen. Wie viel Andres wäre noch wünschenswert!) gewesen,
theils in der Wirklichkeit, theils in der Erinnerung zu wiederholen.

Wir empfehlen uns Jhn-in freundschaftlichen Andenken auf'S an¬
gelegentlichste, lassen Sie bald etwas von sich und Ihrer theuern
Schwester vernehmen und bleiben meiner aufrichtigen Anhänglichkeit
G. versichert.

Ich lege das Neueste vom Jahr bei, einen Prolog, der heute in
Halle bei dem Antritt unserer Schauspiclergesellschaft daselbst gehalten
wird. Möge es Ihnen in Teplu) nicht an guter geselliger Würze
fehlen. Sie führen sie zwar immer bei sich, aber es ist doch auch
wünschenswert!), daß uns einiges erwiedert werde.

(Eigenhändig.)


Ihrem Herrn Gemahl meine besten Empfehlungen.
(Nach Dresden.)
II.

Weimar, den 8. Januar 1312.

Vor Zeiten bestand bei mir die löbliche Einrichtung, daß ich
Wenigstens vor Ende des Jahres meine dringendsten Briefschulden ab"


Trriljborin, it.
10.

Weimar, den 6. August l8II.

Nur mit Wenigem beantworte ich, wertheste Freundin, Ihren lie¬
ben Brief von Teplitz. Er beruhigt mich zwar nicht über den Zustand
Ihrer trefflichen Schwester; aber doch war mir ein Lebenszeichen von
Ihnen höchst erwünscht. Mein Sommer ist mir froh und glücklich
genug vergangen; hätte ich nur von Freunden, denen ich so innig ver¬
bunden bin, bessere Nachrichten vernehmen können; ja, damit das
Schlimmere zum Schlimmen komme, waren auch die trüben Berichte
nur unbestimmte, wovnrch sich das Zweifelhafte meines Zustandes nur
vermehrte.

Die Hauptursache, warum ich nicht nach Teplitz ging, war ri.',
daß mir das Baden in Karlsbad dieses Jahr außerordentlich wohl¬
gethan, und ich eine Reise, die mich weiter von Hause führte, für
unräthlich finden mußte. Daß ich Sie in Teplitz zu sehen hoffte und
mir mancherlei Lust und Gutes davon versprach, davon ist ein kleiner
Stier von Erz Zeuge, den ich schon hatte hinschaffen lassen, in der
Absicht, durch Ihre Vermittlung dasjenige dies Jahr in D»r tausch¬
weise zu erlangen, was voriges Jahr sich durch Schenkung nicht wollte
erhalten lassen. Wie viel Andres wäre noch wünschenswert!) gewesen,
theils in der Wirklichkeit, theils in der Erinnerung zu wiederholen.

Wir empfehlen uns Jhn-in freundschaftlichen Andenken auf'S an¬
gelegentlichste, lassen Sie bald etwas von sich und Ihrer theuern
Schwester vernehmen und bleiben meiner aufrichtigen Anhänglichkeit
G. versichert.

Ich lege das Neueste vom Jahr bei, einen Prolog, der heute in
Halle bei dem Antritt unserer Schauspiclergesellschaft daselbst gehalten
wird. Möge es Ihnen in Teplu) nicht an guter geselliger Würze
fehlen. Sie führen sie zwar immer bei sich, aber es ist doch auch
wünschenswert!), daß uns einiges erwiedert werde.

(Eigenhändig.)


Ihrem Herrn Gemahl meine besten Empfehlungen.
(Nach Dresden.)
II.

Weimar, den 8. Januar 1312.

Vor Zeiten bestand bei mir die löbliche Einrichtung, daß ich
Wenigstens vor Ende des Jahres meine dringendsten Briefschulden ab»


Trriljborin, it.
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[0517] 10. Weimar, den 6. August l8II. Nur mit Wenigem beantworte ich, wertheste Freundin, Ihren lie¬ ben Brief von Teplitz. Er beruhigt mich zwar nicht über den Zustand Ihrer trefflichen Schwester; aber doch war mir ein Lebenszeichen von Ihnen höchst erwünscht. Mein Sommer ist mir froh und glücklich genug vergangen; hätte ich nur von Freunden, denen ich so innig ver¬ bunden bin, bessere Nachrichten vernehmen können; ja, damit das Schlimmere zum Schlimmen komme, waren auch die trüben Berichte nur unbestimmte, wovnrch sich das Zweifelhafte meines Zustandes nur vermehrte. Die Hauptursache, warum ich nicht nach Teplitz ging, war ri.', daß mir das Baden in Karlsbad dieses Jahr außerordentlich wohl¬ gethan, und ich eine Reise, die mich weiter von Hause führte, für unräthlich finden mußte. Daß ich Sie in Teplitz zu sehen hoffte und mir mancherlei Lust und Gutes davon versprach, davon ist ein kleiner Stier von Erz Zeuge, den ich schon hatte hinschaffen lassen, in der Absicht, durch Ihre Vermittlung dasjenige dies Jahr in D»r tausch¬ weise zu erlangen, was voriges Jahr sich durch Schenkung nicht wollte erhalten lassen. Wie viel Andres wäre noch wünschenswert!) gewesen, theils in der Wirklichkeit, theils in der Erinnerung zu wiederholen. Wir empfehlen uns Jhn-in freundschaftlichen Andenken auf'S an¬ gelegentlichste, lassen Sie bald etwas von sich und Ihrer theuern Schwester vernehmen und bleiben meiner aufrichtigen Anhänglichkeit G. versichert. Ich lege das Neueste vom Jahr bei, einen Prolog, der heute in Halle bei dem Antritt unserer Schauspiclergesellschaft daselbst gehalten wird. Möge es Ihnen in Teplu) nicht an guter geselliger Würze fehlen. Sie führen sie zwar immer bei sich, aber es ist doch auch wünschenswert!), daß uns einiges erwiedert werde. (Eigenhändig.) Ihrem Herrn Gemahl meine besten Empfehlungen. (Nach Dresden.) II. Weimar, den 8. Januar 1312. Vor Zeiten bestand bei mir die löbliche Einrichtung, daß ich Wenigstens vor Ende des Jahres meine dringendsten Briefschulden ab» Trriljborin, it.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/517>, abgerufen am 19.04.2024.