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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Das deutsch-flämische Sänqerfest
in Köln.



Obgleich ich selbst Einer der lufterfüllten, hoffnungbegeisterten
Sänger bin, die fröhlichen Muthes ihre Fahrt nach Köln angetreten,
habe ich doch keine Lust, Ihnen- den Verlauf dieses von allen Zei¬
tungen besprochenen Festes zu beschreiben. Aus der kölnischen Zei¬
tung kann ein Jeder das in einen Panegyricus umgewandelte Pro¬
gramm entnehmen; Artikel, von denen ein satyrischer Beurtheiler ihrer
heißen Begeisterung wegen voraussetzen könnte, daß sie vor dem Feste
selbst angefertigt sind, und vielmehr enthalten, was dies hätte werden
sollen, als was es war. Im Ganzen kann es auch den Grenz¬
boten viel weniger darauf ankommen, zu berichten, was für Musik¬
stücke und wie diese aufgeführt wurden, welche Vergnügungen und
Partien angeordnet worden sind, als vielmehr, welcher Geist bei die¬
sem Feste herrschte, und ob eine Idee dabei zu Grunde lag und wie
diese Idee ausgeführt wurde. Hierüber einige"Bemerkungen.

Wer einigermaßen darüber nachgedacht, was ein Sängerfest zu
bedeuten hat, dem ist es wohl nicht schwer begreiflich zu machen, daß
es sich hierbei nicht blos um einige, von Tausenden von Sängern
auszuführende musikalische Productionen handelt. Solches ist in Köln
redlich erreicht worden und wohl haben vielleicht ebenso Viele und
auch wohl Mehrere diese Musikstücke mit Erhebung gehört, als von
allen Theilen Deutschlands und Flanderns zusammengekommen sind,
sie aufzuführen.

Indessen wäre es kindisch, Männer (und die, von denen ich rede,
sind Männer) von Freiburg im Breisgau und Magdeburg, von Lübeck
und Schweinfurt, von Garding in Schleswig und Trier an der Mo-


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Das deutsch-flämische Sänqerfest
in Köln.



Obgleich ich selbst Einer der lufterfüllten, hoffnungbegeisterten
Sänger bin, die fröhlichen Muthes ihre Fahrt nach Köln angetreten,
habe ich doch keine Lust, Ihnen- den Verlauf dieses von allen Zei¬
tungen besprochenen Festes zu beschreiben. Aus der kölnischen Zei¬
tung kann ein Jeder das in einen Panegyricus umgewandelte Pro¬
gramm entnehmen; Artikel, von denen ein satyrischer Beurtheiler ihrer
heißen Begeisterung wegen voraussetzen könnte, daß sie vor dem Feste
selbst angefertigt sind, und vielmehr enthalten, was dies hätte werden
sollen, als was es war. Im Ganzen kann es auch den Grenz¬
boten viel weniger darauf ankommen, zu berichten, was für Musik¬
stücke und wie diese aufgeführt wurden, welche Vergnügungen und
Partien angeordnet worden sind, als vielmehr, welcher Geist bei die¬
sem Feste herrschte, und ob eine Idee dabei zu Grunde lag und wie
diese Idee ausgeführt wurde. Hierüber einige»Bemerkungen.

Wer einigermaßen darüber nachgedacht, was ein Sängerfest zu
bedeuten hat, dem ist es wohl nicht schwer begreiflich zu machen, daß
es sich hierbei nicht blos um einige, von Tausenden von Sängern
auszuführende musikalische Productionen handelt. Solches ist in Köln
redlich erreicht worden und wohl haben vielleicht ebenso Viele und
auch wohl Mehrere diese Musikstücke mit Erhebung gehört, als von
allen Theilen Deutschlands und Flanderns zusammengekommen sind,
sie aufzuführen.

Indessen wäre es kindisch, Männer (und die, von denen ich rede,
sind Männer) von Freiburg im Breisgau und Magdeburg, von Lübeck
und Schweinfurt, von Garding in Schleswig und Trier an der Mo-


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[0553] Das deutsch-flämische Sänqerfest in Köln. Obgleich ich selbst Einer der lufterfüllten, hoffnungbegeisterten Sänger bin, die fröhlichen Muthes ihre Fahrt nach Köln angetreten, habe ich doch keine Lust, Ihnen- den Verlauf dieses von allen Zei¬ tungen besprochenen Festes zu beschreiben. Aus der kölnischen Zei¬ tung kann ein Jeder das in einen Panegyricus umgewandelte Pro¬ gramm entnehmen; Artikel, von denen ein satyrischer Beurtheiler ihrer heißen Begeisterung wegen voraussetzen könnte, daß sie vor dem Feste selbst angefertigt sind, und vielmehr enthalten, was dies hätte werden sollen, als was es war. Im Ganzen kann es auch den Grenz¬ boten viel weniger darauf ankommen, zu berichten, was für Musik¬ stücke und wie diese aufgeführt wurden, welche Vergnügungen und Partien angeordnet worden sind, als vielmehr, welcher Geist bei die¬ sem Feste herrschte, und ob eine Idee dabei zu Grunde lag und wie diese Idee ausgeführt wurde. Hierüber einige»Bemerkungen. Wer einigermaßen darüber nachgedacht, was ein Sängerfest zu bedeuten hat, dem ist es wohl nicht schwer begreiflich zu machen, daß es sich hierbei nicht blos um einige, von Tausenden von Sängern auszuführende musikalische Productionen handelt. Solches ist in Köln redlich erreicht worden und wohl haben vielleicht ebenso Viele und auch wohl Mehrere diese Musikstücke mit Erhebung gehört, als von allen Theilen Deutschlands und Flanderns zusammengekommen sind, sie aufzuführen. Indessen wäre es kindisch, Männer (und die, von denen ich rede, sind Männer) von Freiburg im Breisgau und Magdeburg, von Lübeck und Schweinfurt, von Garding in Schleswig und Trier an der Mo- Grc»zi»>«-N. II. 70

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/553>, abgerufen am 26.04.2024.