Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.gers oder eine Abfiirdung von zweitausend Gulden. Jaromir soll zum Mi¬ "Und zum neuen Jahre gibt mein Manu noch ein Extradoueeur --" Die Gräfin zwinkerte wieder: "In acht Tagen reist meine Schwester "Ich habe ein gutes Zeugniß," gräflichen Gnaden. -- Die Gräfin lächelte geringschätzig -- und als Jaromir zu ihr kam, Der Kandidat stellte seinen Hut auf den Stuhl, und da es fast keinen Die Gräfin verzog jedoch keine Miene, sondern blätterte anscheinend Die Baronin war mit den musikalischen Fähigkeiten des jungen Mannes "Theodor Nest-isny, aufzuwarten," antwortete der Jüngling und ent¬ Loii^v <In08kuto. Die Abreise der Baronin war um vierzehn. Tage verschoben und Theo" gers oder eine Abfiirdung von zweitausend Gulden. Jaromir soll zum Mi¬ „Und zum neuen Jahre gibt mein Manu noch ein Extradoueeur —" Die Gräfin zwinkerte wieder: „In acht Tagen reist meine Schwester „Ich habe ein gutes Zeugniß," gräflichen Gnaden. — Die Gräfin lächelte geringschätzig — und als Jaromir zu ihr kam, Der Kandidat stellte seinen Hut auf den Stuhl, und da es fast keinen Die Gräfin verzog jedoch keine Miene, sondern blätterte anscheinend Die Baronin war mit den musikalischen Fähigkeiten des jungen Mannes „Theodor Nest-isny, aufzuwarten," antwortete der Jüngling und ent¬ Loii^v <In08kuto. Die Abreise der Baronin war um vierzehn. Tage verschoben und Theo» <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0018" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271917"/> <p xml:id="ID_42" prev="#ID_41"> gers oder eine Abfiirdung von zweitausend Gulden. Jaromir soll zum Mi¬<lb/> litär, wird daher uur bis zum achtzehnten Jahr studiren."</p><lb/> <p xml:id="ID_43"> „Und zum neuen Jahre gibt mein Manu noch ein Extradoueeur —"</p><lb/> <p xml:id="ID_44"> Die Gräfin zwinkerte wieder: „In acht Tagen reist meine Schwester<lb/> ab, überlegen Sie sich die Sache bis morgen und sagen Sie dann dem Doktor<lb/> Mohr, ob Sie sie annehmen oder nicht. Im Falle Sie hinausgehen wollen,<lb/> so können Sie wiederkommen, und sich mit dem Knaben bekannt machen >—<lb/> .lilromir, v<?ne/>" — „Sie sprechen ja französisch?"</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> „Ich habe ein gutes Zeugniß," gräflichen Gnaden. —</p><lb/> <p xml:id="ID_46"> Die Gräfin lächelte geringschätzig — und als Jaromir zu ihr kam,<lb/> küßte sie ihn auf die Stirne und erhob sich dann auf das Piano zugehend,<lb/> das sie öffnete. „Spielen Sie vielleicht auch?"</p><lb/> <p xml:id="ID_47"> Der Kandidat stellte seinen Hut auf den Stuhl, und da es fast keinen<lb/> böhmischen Studenten gibt, der nicht musikalisch wäre, spielte er mit sicherer<lb/> und geläufiger Hand einen furiosen Galopp, daß die Baronin, die trotz ih¬<lb/> rer Korpulenz immer noch mittanzte, wenn sich auf dem Laude die Gelegen¬<lb/> heit ergab, uuter dem Tische mit zu taktiren anfing und der kleine Jaromir<lb/> aufjauchzte und umhersprang.</p><lb/> <p xml:id="ID_48"> Die Gräfin verzog jedoch keine Miene, sondern blätterte anscheinend<lb/> gleichgültig unter den daliegende» Mustkalien herum, und als der Kandidat<lb/> mit einem tüchtigen Schlage aufhörte, schüttelte sie sogar unzufrieden das Haupt.</p><lb/> <p xml:id="ID_49"> Die Baronin war mit den musikalischen Fähigkeiten des jungen Mannes<lb/> vollkommen zufrieden, aber die Gräfin legte ihm erst uoch das „Lob der<lb/> Thränen" hin, was er allerdings mit weniger Bravour als den Galopp<lb/> spielte. „Für deu Airsang wird es gehen", flüsterte sie ihrer Schwester zu,<lb/> und beide Damen winkten ihm, daß er entlassen sei. Als er die dritte Ver¬<lb/> beugung gemacht hatte, und schon zum zweitenmal mit der verkehrten Hand<lb/> nach der Thürklinke faßte, rief die Gräfin: „4, iiroxos, wie heißen Sie<lb/> denn?"</p><lb/> <p xml:id="ID_50"> „Theodor Nest-isny, aufzuwarten," antwortete der Jüngling und ent¬<lb/> wich mit erleuchtender Seele aus dem Salon.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head> Loii^v <In08kuto.</head><lb/> <p xml:id="ID_51" next="#ID_52"> Die Abreise der Baronin war um vierzehn. Tage verschoben und Theo»<lb/> dor, der arme Student, als Hofmeister aufgenommen worden. Die Gräfin<lb/> hatte ihm eine kleine Hinterstube, in welcher der Jäger ihres Schwagers zu<lb/> schlafen Pflegte, wenn dieser auf einige Tage nach Prag kam, angewiesen<lb/> und diese stieß unmittelbar an das Zimmer der Baronin. Theodor hatte</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
gers oder eine Abfiirdung von zweitausend Gulden. Jaromir soll zum Mi¬
litär, wird daher uur bis zum achtzehnten Jahr studiren."
„Und zum neuen Jahre gibt mein Manu noch ein Extradoueeur —"
Die Gräfin zwinkerte wieder: „In acht Tagen reist meine Schwester
ab, überlegen Sie sich die Sache bis morgen und sagen Sie dann dem Doktor
Mohr, ob Sie sie annehmen oder nicht. Im Falle Sie hinausgehen wollen,
so können Sie wiederkommen, und sich mit dem Knaben bekannt machen >—
.lilromir, v<?ne/>" — „Sie sprechen ja französisch?"
„Ich habe ein gutes Zeugniß," gräflichen Gnaden. —
Die Gräfin lächelte geringschätzig — und als Jaromir zu ihr kam,
küßte sie ihn auf die Stirne und erhob sich dann auf das Piano zugehend,
das sie öffnete. „Spielen Sie vielleicht auch?"
Der Kandidat stellte seinen Hut auf den Stuhl, und da es fast keinen
böhmischen Studenten gibt, der nicht musikalisch wäre, spielte er mit sicherer
und geläufiger Hand einen furiosen Galopp, daß die Baronin, die trotz ih¬
rer Korpulenz immer noch mittanzte, wenn sich auf dem Laude die Gelegen¬
heit ergab, uuter dem Tische mit zu taktiren anfing und der kleine Jaromir
aufjauchzte und umhersprang.
Die Gräfin verzog jedoch keine Miene, sondern blätterte anscheinend
gleichgültig unter den daliegende» Mustkalien herum, und als der Kandidat
mit einem tüchtigen Schlage aufhörte, schüttelte sie sogar unzufrieden das Haupt.
Die Baronin war mit den musikalischen Fähigkeiten des jungen Mannes
vollkommen zufrieden, aber die Gräfin legte ihm erst uoch das „Lob der
Thränen" hin, was er allerdings mit weniger Bravour als den Galopp
spielte. „Für deu Airsang wird es gehen", flüsterte sie ihrer Schwester zu,
und beide Damen winkten ihm, daß er entlassen sei. Als er die dritte Ver¬
beugung gemacht hatte, und schon zum zweitenmal mit der verkehrten Hand
nach der Thürklinke faßte, rief die Gräfin: „4, iiroxos, wie heißen Sie
denn?"
„Theodor Nest-isny, aufzuwarten," antwortete der Jüngling und ent¬
wich mit erleuchtender Seele aus dem Salon.
Loii^v <In08kuto.
Die Abreise der Baronin war um vierzehn. Tage verschoben und Theo»
dor, der arme Student, als Hofmeister aufgenommen worden. Die Gräfin
hatte ihm eine kleine Hinterstube, in welcher der Jäger ihres Schwagers zu
schlafen Pflegte, wenn dieser auf einige Tage nach Prag kam, angewiesen
und diese stieß unmittelbar an das Zimmer der Baronin. Theodor hatte
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |