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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Erzherzog Karl.
Vom französischen Gesichtspunkts.

"Dieser Prinz erfreute sich eines verdienten Ruhms, der
von Jahr zu Jahr gewachsen ist und dem ich gern Huldigung
zolle. Er besaß die hervorragenden Eigenschaften, die den
großen Feldherrn machen, und würde ohne Zweifel der erste
Feldherr seiner Epoche gewesen sein, wenn ihm das Glück
nicht Hindernisse in den Weg gelegt hätte, die er mit all'
Napoleon. seinen Talenten nicht überwinden konnte."

Es sind heute 50 Jahre, daß zwei Feldherren, feindlichen Mächten an¬
gehörig, in derselben Zeit, der eine in Italien, der andere in Deutschland
auf eine glänzende Weise zuerst auftraten. Gegen das Ende des Jahres
1796 heftete ganz Europa seine Augen auf diese beiden Nebenbuhler, von
denen der ältere kaum 27 Jahre alt war. Der eine hatte in Einem Feldzug
mit 30,009 Franzosen ganz Italien erobert, der andere, ein junger Prinz von
25 Jahren, hatte Oesterreich von der größten Gefahr errettet, die ihm bis
dahin gedroht hatte. Durch die Geschicklichkeit seiner Bewegungen hatte er
zwei französische Armeen von der Donau verdrängt, Jourdan geschlagen, den
Sieger von Fleurus besiegt, und Moreau zu dem berühmten Rückzug ge¬
zwungen, der dem Sieger um so größeren Ruhm einernten mußte. --
Wenn Frankreich zu dieser Zeit nicht genug Lorbeer finden konnte, den
Sieger Colii's, Beaulieu's zu kränzen, so erklärte Oesterreich nach den
Worten Moreau's seinen Erzherzog für den ersten Feldherrn des Jahrhun¬
derts, für den würdigen Erben des Prinz Eugen. Von diesen beiden jun¬
gen Helden hat der eine die Erwartungen erfüllt, die sein erstes Auftreten
erregte, denn es war Napoleon; der andere, minder glücklich als verdienstreich,
durch untergeordnete Hindernisse in seiner Laufbahn gehemmt, sah seinen
Ruhm von dem seines Rivals verschattet; und dennoch sind die Unglücksfälle
des Erzherzogs Karl durch so mächtiges Talent ausgezeichnet und mit einer hin¬
länglichen Zahl von Siegen begleitet, um ihm den verdienten Ruf des grö߬
ten Feldherrn zu verschaffen, den Europa uns während eines 25 jährigen
Kampfes hat entgegensetzen können. Als, entmuthigt dnrch zahlreiche Intri¬
guen, Idurch Bedrückungen von Seiten der Bureaukratie, Prinz Carl sich
endlich von seiner Laufbahn zurückzog, sahen Andere Napoleon, erschöpft durch



Kcwteinporain" illustrv", I>ör Nil Komme <Zv rio". (Loma en y.)
Erzherzog Karl.
Vom französischen Gesichtspunkts.

„Dieser Prinz erfreute sich eines verdienten Ruhms, der
von Jahr zu Jahr gewachsen ist und dem ich gern Huldigung
zolle. Er besaß die hervorragenden Eigenschaften, die den
großen Feldherrn machen, und würde ohne Zweifel der erste
Feldherr seiner Epoche gewesen sein, wenn ihm das Glück
nicht Hindernisse in den Weg gelegt hätte, die er mit all'
Napoleon. seinen Talenten nicht überwinden konnte."

Es sind heute 50 Jahre, daß zwei Feldherren, feindlichen Mächten an¬
gehörig, in derselben Zeit, der eine in Italien, der andere in Deutschland
auf eine glänzende Weise zuerst auftraten. Gegen das Ende des Jahres
1796 heftete ganz Europa seine Augen auf diese beiden Nebenbuhler, von
denen der ältere kaum 27 Jahre alt war. Der eine hatte in Einem Feldzug
mit 30,009 Franzosen ganz Italien erobert, der andere, ein junger Prinz von
25 Jahren, hatte Oesterreich von der größten Gefahr errettet, die ihm bis
dahin gedroht hatte. Durch die Geschicklichkeit seiner Bewegungen hatte er
zwei französische Armeen von der Donau verdrängt, Jourdan geschlagen, den
Sieger von Fleurus besiegt, und Moreau zu dem berühmten Rückzug ge¬
zwungen, der dem Sieger um so größeren Ruhm einernten mußte. —
Wenn Frankreich zu dieser Zeit nicht genug Lorbeer finden konnte, den
Sieger Colii's, Beaulieu's zu kränzen, so erklärte Oesterreich nach den
Worten Moreau's seinen Erzherzog für den ersten Feldherrn des Jahrhun¬
derts, für den würdigen Erben des Prinz Eugen. Von diesen beiden jun¬
gen Helden hat der eine die Erwartungen erfüllt, die sein erstes Auftreten
erregte, denn es war Napoleon; der andere, minder glücklich als verdienstreich,
durch untergeordnete Hindernisse in seiner Laufbahn gehemmt, sah seinen
Ruhm von dem seines Rivals verschattet; und dennoch sind die Unglücksfälle
des Erzherzogs Karl durch so mächtiges Talent ausgezeichnet und mit einer hin¬
länglichen Zahl von Siegen begleitet, um ihm den verdienten Ruf des grö߬
ten Feldherrn zu verschaffen, den Europa uns während eines 25 jährigen
Kampfes hat entgegensetzen können. Als, entmuthigt dnrch zahlreiche Intri¬
guen, Idurch Bedrückungen von Seiten der Bureaukratie, Prinz Carl sich
endlich von seiner Laufbahn zurückzog, sahen Andere Napoleon, erschöpft durch



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[0247] Erzherzog Karl. Vom französischen Gesichtspunkts. „Dieser Prinz erfreute sich eines verdienten Ruhms, der von Jahr zu Jahr gewachsen ist und dem ich gern Huldigung zolle. Er besaß die hervorragenden Eigenschaften, die den großen Feldherrn machen, und würde ohne Zweifel der erste Feldherr seiner Epoche gewesen sein, wenn ihm das Glück nicht Hindernisse in den Weg gelegt hätte, die er mit all' Napoleon. seinen Talenten nicht überwinden konnte." Es sind heute 50 Jahre, daß zwei Feldherren, feindlichen Mächten an¬ gehörig, in derselben Zeit, der eine in Italien, der andere in Deutschland auf eine glänzende Weise zuerst auftraten. Gegen das Ende des Jahres 1796 heftete ganz Europa seine Augen auf diese beiden Nebenbuhler, von denen der ältere kaum 27 Jahre alt war. Der eine hatte in Einem Feldzug mit 30,009 Franzosen ganz Italien erobert, der andere, ein junger Prinz von 25 Jahren, hatte Oesterreich von der größten Gefahr errettet, die ihm bis dahin gedroht hatte. Durch die Geschicklichkeit seiner Bewegungen hatte er zwei französische Armeen von der Donau verdrängt, Jourdan geschlagen, den Sieger von Fleurus besiegt, und Moreau zu dem berühmten Rückzug ge¬ zwungen, der dem Sieger um so größeren Ruhm einernten mußte. — Wenn Frankreich zu dieser Zeit nicht genug Lorbeer finden konnte, den Sieger Colii's, Beaulieu's zu kränzen, so erklärte Oesterreich nach den Worten Moreau's seinen Erzherzog für den ersten Feldherrn des Jahrhun¬ derts, für den würdigen Erben des Prinz Eugen. Von diesen beiden jun¬ gen Helden hat der eine die Erwartungen erfüllt, die sein erstes Auftreten erregte, denn es war Napoleon; der andere, minder glücklich als verdienstreich, durch untergeordnete Hindernisse in seiner Laufbahn gehemmt, sah seinen Ruhm von dem seines Rivals verschattet; und dennoch sind die Unglücksfälle des Erzherzogs Karl durch so mächtiges Talent ausgezeichnet und mit einer hin¬ länglichen Zahl von Siegen begleitet, um ihm den verdienten Ruf des grö߬ ten Feldherrn zu verschaffen, den Europa uns während eines 25 jährigen Kampfes hat entgegensetzen können. Als, entmuthigt dnrch zahlreiche Intri¬ guen, Idurch Bedrückungen von Seiten der Bureaukratie, Prinz Carl sich endlich von seiner Laufbahn zurückzog, sahen Andere Napoleon, erschöpft durch Kcwteinporain» illustrv», I>ör Nil Komme <Zv rio». (Loma en y.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/247>, abgerufen am 05.05.2024.