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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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Liedchen gedichtet; da ich selber mich mit dergleichen nicht befasse, so will ich es
zum Schluß hersetzen:

Du bist wie eine Blume,
So hold und schön und rein,
Ich seh' dich an, und Wehmuth
Schleicht mir in's Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Auf's Haupt dir legen sollt',
Betend, daß Gott dich erhalte
So rein, so schön, so hold.

VII.
Notizen.

-- In Berlin erregt jetzt ein Gemälde von Schrader: Eduard III. vor
Calais, große Sensation. Einzelne Berichte wollen in demselben eine neue Phase
der bildenden Kunst erblicken.

-- Unter den Anwälten des großen Polenprozcsses'fungiren auch Herr Cre-
linger, der wegen seiner oppositionellen Ansichten aus Königsberg versetzt wurde
und in Folge dessen seine Entlassung nahm, und Herr Sticber, dem man
früher viel Uebles nachsagen wollte, der aber durch seine Thätigkeit als Sachwalter
vor dem Kriminalgericht allgemeine Anerkennung gesunden hat.

-- Von Ruge's gesammelten Werken erscheint eine neue Ausgabe mit dem
Portrait des Verfassers.

-- Die neue Zeitung von Gervinus ist hier mit Theilnahme und Interesse
aufgenommen, trotz des wunderlichen Programms, durch welche sie jeden denken¬
den Menschen abschrecken zu wollen schien. Ihre ersten Stimmen entsprechen durch¬
aus den Erwartungen, die man an dem berühmten'Herausgeber zu stellen be¬
rechtigt war. Sie hat den schönen Beruf, das echte conservative Prinzip zu
vertreten: Die Ausklärung, die Humanität, die Rechtsbegriffe, die wir erworben
haben und nun besitzen, gegen die wüsten Doctrinen der Romantik, die abstracten
Träumereien zu Liebe uns jene Schätze verkümmern oder stehlen will. Diese
Opposition gebildeter und praktischer Männer gegen die Träumereien auf alle
Seiten thut unserer Presse noth. Wir wollen hoffen, daß sie uns nicht einen
neuen Doctrinärismus an Stelle deS alten, den sie bekämpft, wird unterschieben
wollen.




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur: I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.

Liedchen gedichtet; da ich selber mich mit dergleichen nicht befasse, so will ich es
zum Schluß hersetzen:

Du bist wie eine Blume,
So hold und schön und rein,
Ich seh' dich an, und Wehmuth
Schleicht mir in's Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Auf's Haupt dir legen sollt',
Betend, daß Gott dich erhalte
So rein, so schön, so hold.

VII.
Notizen.

— In Berlin erregt jetzt ein Gemälde von Schrader: Eduard III. vor
Calais, große Sensation. Einzelne Berichte wollen in demselben eine neue Phase
der bildenden Kunst erblicken.

— Unter den Anwälten des großen Polenprozcsses'fungiren auch Herr Cre-
linger, der wegen seiner oppositionellen Ansichten aus Königsberg versetzt wurde
und in Folge dessen seine Entlassung nahm, und Herr Sticber, dem man
früher viel Uebles nachsagen wollte, der aber durch seine Thätigkeit als Sachwalter
vor dem Kriminalgericht allgemeine Anerkennung gesunden hat.

— Von Ruge's gesammelten Werken erscheint eine neue Ausgabe mit dem
Portrait des Verfassers.

— Die neue Zeitung von Gervinus ist hier mit Theilnahme und Interesse
aufgenommen, trotz des wunderlichen Programms, durch welche sie jeden denken¬
den Menschen abschrecken zu wollen schien. Ihre ersten Stimmen entsprechen durch¬
aus den Erwartungen, die man an dem berühmten'Herausgeber zu stellen be¬
rechtigt war. Sie hat den schönen Beruf, das echte conservative Prinzip zu
vertreten: Die Ausklärung, die Humanität, die Rechtsbegriffe, die wir erworben
haben und nun besitzen, gegen die wüsten Doctrinen der Romantik, die abstracten
Träumereien zu Liebe uns jene Schätze verkümmern oder stehlen will. Diese
Opposition gebildeter und praktischer Männer gegen die Träumereien auf alle
Seiten thut unserer Presse noth. Wir wollen hoffen, daß sie uns nicht einen
neuen Doctrinärismus an Stelle deS alten, den sie bekämpft, wird unterschieben
wollen.




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur: I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0138] Liedchen gedichtet; da ich selber mich mit dergleichen nicht befasse, so will ich es zum Schluß hersetzen: Du bist wie eine Blume, So hold und schön und rein, Ich seh' dich an, und Wehmuth Schleicht mir in's Herz hinein. Mir ist, als ob ich die Hände Auf's Haupt dir legen sollt', Betend, daß Gott dich erhalte So rein, so schön, so hold. VII. Notizen. — In Berlin erregt jetzt ein Gemälde von Schrader: Eduard III. vor Calais, große Sensation. Einzelne Berichte wollen in demselben eine neue Phase der bildenden Kunst erblicken. — Unter den Anwälten des großen Polenprozcsses'fungiren auch Herr Cre- linger, der wegen seiner oppositionellen Ansichten aus Königsberg versetzt wurde und in Folge dessen seine Entlassung nahm, und Herr Sticber, dem man früher viel Uebles nachsagen wollte, der aber durch seine Thätigkeit als Sachwalter vor dem Kriminalgericht allgemeine Anerkennung gesunden hat. — Von Ruge's gesammelten Werken erscheint eine neue Ausgabe mit dem Portrait des Verfassers. — Die neue Zeitung von Gervinus ist hier mit Theilnahme und Interesse aufgenommen, trotz des wunderlichen Programms, durch welche sie jeden denken¬ den Menschen abschrecken zu wollen schien. Ihre ersten Stimmen entsprechen durch¬ aus den Erwartungen, die man an dem berühmten'Herausgeber zu stellen be¬ rechtigt war. Sie hat den schönen Beruf, das echte conservative Prinzip zu vertreten: Die Ausklärung, die Humanität, die Rechtsbegriffe, die wir erworben haben und nun besitzen, gegen die wüsten Doctrinen der Romantik, die abstracten Träumereien zu Liebe uns jene Schätze verkümmern oder stehlen will. Diese Opposition gebildeter und praktischer Männer gegen die Träumereien auf alle Seiten thut unserer Presse noth. Wir wollen hoffen, daß sie uns nicht einen neuen Doctrinärismus an Stelle deS alten, den sie bekämpft, wird unterschieben wollen. Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur: I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/138>, abgerufen am 07.05.2024.