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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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"Was ich gesagt habe über den General Blücher, genügt, wie mir
scheint, um zu beweisen, daß er große Talente für den kleinen Krieg hat;
die ihm einen bleibenden Ruhm hätten sichern können, wenn er ein Paar
Jahrhunderte früher gelebt hätte'). Aber in unserm Jahrhunderte, in dem
die Kriegskunst zu einer so hohen Vollkommenheit gebracht wurde, konnten
dieselben nur von untergeordnetem Verdienste sein."

"Sie müssen das besser wissen, Herr Baron, als unser Eins; sie haben
sich in Paris belehrt, und somit ist kein Zweifel, daß die Nachwelt Ihr Ur¬
theil bestätigen wird. Es wäre aber doch wunderbar, wenn der General
Blücher trotz der geringem "Kriegskunst" mit seinem einfachen: Vorwärts
Kinder! noch einmal zu etwas "Nachruhm" kommen sollte. Wer weiß
man kann für Nichts bürgen in dieser Welt. Sie ist rund."


' 6'

Herr General Kalkreuth -- Herr Geheimer Staatsrath von Nirgend¬
heim. j,So so -- noch so jung und schou Geheimrath. So, So??" --
"Herr General von Phuel!" -- "Herr Jacob von Nirgendheim?" -- "Kn-
clumtk -- --"Ich hatte schon einmal die Ehre, Ew. Excellenz zu se¬
hen, Sie erinnern sich wahrscheinlich noch, wie wir miteinander den Rhein
durchschwommen haben, in leinenen Hosen und Jacken." -- "l'-u-liritemönt,
^"z peiiso I)ieii!" --

"Sehen Sie dort den Herrn mit geistreichem Blicke und ernsten Zügen?
Das ist der Colonel Massenbach, Generallieutenant des Generalstabs. Der
hätte Preußen retten können!" -- "So? und wie?"

"v. Massenbach wollte den Generalstab von Grund auf reformiren, und
hatte überdies einen neuen Plan eines allgemeinen Vertheidigungssystems
des Landes. Er schlug zu dem Ende die Befestigung mehrerer Städte vor,
indem er von dem Grundsatze ausging, daß Preußen sich fester an
Frankreich anschließen, und sich so als dann gegen die Hor¬
den des Nordens, die den Süden bedrohen, aufstemmen muß.
Er wollte hiernach, daß man Miltärcommunicationen zwischen der Weichsel
und der Oder und zwischen der Oder und der Elbe herstelle." -- S. 154.
-- "Man war nicht gerecht gegen so lobenswerthe Absichten. Der König,



D. E.
*) Diese wiederholte Ahndung eines bleibenden Ruhms für Blücher ist so auffal¬
lend als möglich. Der Verfasser unseres Schriftchens war ein Franzosenfreund, er
' ' schrieb unter ihrem Einflüsse, und es ist sehr wahrscheinlich, daß französische Tapferkeit
und Keiegöinstinct die Bedeutung Bücher's schon damals erkannte und würdigte.

„Was ich gesagt habe über den General Blücher, genügt, wie mir
scheint, um zu beweisen, daß er große Talente für den kleinen Krieg hat;
die ihm einen bleibenden Ruhm hätten sichern können, wenn er ein Paar
Jahrhunderte früher gelebt hätte'). Aber in unserm Jahrhunderte, in dem
die Kriegskunst zu einer so hohen Vollkommenheit gebracht wurde, konnten
dieselben nur von untergeordnetem Verdienste sein."

„Sie müssen das besser wissen, Herr Baron, als unser Eins; sie haben
sich in Paris belehrt, und somit ist kein Zweifel, daß die Nachwelt Ihr Ur¬
theil bestätigen wird. Es wäre aber doch wunderbar, wenn der General
Blücher trotz der geringem „Kriegskunst" mit seinem einfachen: Vorwärts
Kinder! noch einmal zu etwas „Nachruhm" kommen sollte. Wer weiß
man kann für Nichts bürgen in dieser Welt. Sie ist rund."


' 6'

Herr General Kalkreuth — Herr Geheimer Staatsrath von Nirgend¬
heim. j,So so — noch so jung und schou Geheimrath. So, So??" —
„Herr General von Phuel!" — „Herr Jacob von Nirgendheim?" — „Kn-
clumtk — —„Ich hatte schon einmal die Ehre, Ew. Excellenz zu se¬
hen, Sie erinnern sich wahrscheinlich noch, wie wir miteinander den Rhein
durchschwommen haben, in leinenen Hosen und Jacken." — „l'-u-liritemönt,
^«z peiiso I)ieii!" —

„Sehen Sie dort den Herrn mit geistreichem Blicke und ernsten Zügen?
Das ist der Colonel Massenbach, Generallieutenant des Generalstabs. Der
hätte Preußen retten können!" — „So? und wie?"

„v. Massenbach wollte den Generalstab von Grund auf reformiren, und
hatte überdies einen neuen Plan eines allgemeinen Vertheidigungssystems
des Landes. Er schlug zu dem Ende die Befestigung mehrerer Städte vor,
indem er von dem Grundsatze ausging, daß Preußen sich fester an
Frankreich anschließen, und sich so als dann gegen die Hor¬
den des Nordens, die den Süden bedrohen, aufstemmen muß.
Er wollte hiernach, daß man Miltärcommunicationen zwischen der Weichsel
und der Oder und zwischen der Oder und der Elbe herstelle." — S. 154.
— „Man war nicht gerecht gegen so lobenswerthe Absichten. Der König,



D. E.
*) Diese wiederholte Ahndung eines bleibenden Ruhms für Blücher ist so auffal¬
lend als möglich. Der Verfasser unseres Schriftchens war ein Franzosenfreund, er
' ' schrieb unter ihrem Einflüsse, und es ist sehr wahrscheinlich, daß französische Tapferkeit
und Keiegöinstinct die Bedeutung Bücher's schon damals erkannte und würdigte.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/148>, abgerufen am 07.05.2024.